Das Modejahr 1941 Mode – Üppigkeit kontra
Improvisation
Der Krieg hatte sich ausgebreitet und im Juni 1941
überfielen deutsche Truppen die Sowjetunion. In den
Wochenschauen beherrschte der Siegestaumel die
Szenerie und die deutsche Mode wird üppiger. Die
Röcke wurden weiter, Jacken bekamen Raffungen,
Mäntel fielen durch eine neue Stofffülle auf und das
Abendkleid wurde gern mit einem Ausschnitt getragen.
In eckiger Form war es der beliebte
Fensterausschnitt, den die Damen bevorzugten.
Die von deutschen Designern kreierten Modelle waren
hauptsächlich für die Ausfuhr bestimmt.
Im eigenen
Land konnten sich nur sehr wenige Frauen leisten,
was beispielsweise die Berlinerin Hilda Romatzki
anpries, auch wenn gerade die deutschen Modemacher
von der eigenen Fachpresse über die Maßen lobend
erwähnt wurden. Für die einfache Frau musste
ausreichen, was Kleiderkarten für den Bezug von
Textilien ermöglichten. Accessoires wie Taschen und
Turban-Kopfbedeckungen fertigte sie selbst aus
Stoffresten und Lederabfällen. Es wurde nichts
weggeworfen.
Mode aus Paris war derzeit kein Thema für die
deutsche Frau. Ohnehin durften nur noch einige
wenige Modemacher unter der Kontrolle der deutschen
Besatzer weiterhin arbeiten und selbst die hatten
kaum Gelegenheit, ihre Kreationen zu präsentieren,
denn auch in Sachen Mode war Deutschland gewillt,
die Welt zu beherrschen und die modischen
Vormachtstellung anzutreten.
Zum Jahresende wurden Sportkostüme in den
Modezeitschriften angepriesen. Diese sogenannten
Laufanzüge hatten einen bis zur Hüfte reichenden
Schoß und eine streng wirkende Optik. Für die
sportliche Dame gab es zum Fahrradfahren den
Hosenrock, der sich
durch eine bequeme
Schnittführung tatsächlich gut tragen ließ.
Strandanzüge und Kreationen für das Golfspiel
vermittelten einen friedlichen Eindruck, fanden
allerdings nur in begüterten Kreisen Anklang und
Verwendung. Das vorrangige Interesse der meisten
Menschen galt den Empfehlungen für Mode aus
unterschiedlichen Stoffen. Auffallend zur
schlicht-aparten Kleidung waren die Frisuren der
Frauen. Während lockiges Haar in die Stirn fallen
durfte, galt es als schicklich, längeres Haar
seitlich hoch zu bürsten und mit einem Kamm
festzustecken. War das Haar länger, wurde es zu
einer Innenrolle frisiert und befestigt. Man konnte
der Frisur die Bereitschaft zur Arbeit ansehen, denn
nichts fiel störend ins Gesicht. Die Herrenfrisur
war schnittig, mitunter auch mit Pomade in Form
gebracht, es sein denn Mann war bereits ins
Schlachtfeld „gebeten“. Ansonsten war die Herrenmode
im zivilen Leben auch in diesem Jahr keinen
Veränderungen unterworfen.
Vor kriegerischem Hintergrund und Siegesgewissheit
verbreiteten Heimatlieder und Glenn Millers
Swingmusik eine beschauliche Stimmung. Während die
ersten jüdischen Mitbürger bereits abtransportiert
worden waren, hatten die verblieben Männer, Frauen
und Kinder die traurige Pflicht, sichtbar an ihrer
Kleidung einen gelben Stern zu tragen, in dessen
Mitte das Wort Jude zu lesen war. Der Judenstern für
Kinder war halb so groß wie der der Eltern. Mit Mode
oder Aufputz hatte dieser Stern nichts zu tun. Die
Anordnung, ihn zu tragen, kam einem Kontaktverbot
mit der arischen Bevölkerung gleich. Antisemitismus
war zeitgemäß, ein „Trend“, den immerhin einige
Menschen mutig genug waren, ernsthaft zu
hinterfragen.
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