Das Modejahr 1940 Mode – Mode auf Sparflamme
Deutschland hatte „zurückgeschossen“. Es herrschte
Krieg. Niemand wusste, wie lange er währen würde.
Niemand ahnte, dass er sich zu einem Weltkrieg
ausweiten würde, obwohl der sogenannte Gröfaz, der
Größte Feldherr aller Zeiten, eine Eroberung der
Welt angekündigt hatte. Unsicherheit, Verwirrung,
aber auch ein Himmelhochjauchzen über siegreiche
Schlachten beherrschte die Stimmung im Volk,
wenigstens in den Kreisen, in denen man noch nicht
um den Vater, den Sohn oder irgendeinen anderen
Verwandten zittern musste.
Man spürte den Krieg längst auch im eigenen Land.
Garderobe konnte nur noch auf
Reichskleiderkarten
erworben werden. Es galt, selbst zu nähen und
erfinderisch zu sein. Deutsche Modegazetten waren
angefüllt mit hilfreichen Vorschlägen. Da gab es
beispielsweise die Empfehlung, mindestens zwei
ungleiche Materialien zu benutzen oder einen
Kontrast aus hellem und dunklem Stoff herzustellen,
um einen höheren Wert zu erwirtschaften. Das half,
Punkte auf der Kleiderkarte zu sparen.
Den Stellenwert renommierter Modeschöpfer nahm der
Reichsinnungsverband des Damenschneiderhandwerks ein
und der präsentierte zeitgemäß ein sogenanntes
Sparkleid. Es war aus Kunstseide gefertigt und
konnte mit andersartigen Westen kombiniert werden.
Damit wollte man die Kleidsamkeit für jede
Altersgruppe absichern. Modisch gab es kaum einen
Unterschied zwischen Jung und Alt. Die Mädchen und
Frauen waren auf ihre Weise uniform gekleidet. Die
Mehrzahl der weiblichen Deutschen musste sich diesen
Gegebenheiten anpassen. Geld für Extravagantes war
bei den wenigsten Menschen vorhanden. Die Frauen
waren froh, wenn sie einem Kleidungsstück durch
wechselnde Kragen oder eine andere Art des
Verschlusses zu längerer Haltbarkeit verhelfen
konnten. Dem Rat der deutschen Modeindustrie folgend
wurden auch zunehmend Quasten und Besetzschnüre,
sogenannte Soutachen, verwendet, um den Aufputz
aufzuwerten. Wichtig war, dass die Garderobe nicht
viel kostete.
Schlichte Hemdblusenkleider und Röcke mit
Glockenform gehörten zu den bevorzugten Kreationen.
Doch das Kostüm war zweifelsohne das am meisten
getragene Modell. Allein die Ähnlichkeit mit einer
Uniform machte es modern und es entsprach dem
Zeitgeist. Die Silhouette
war weiblich, aber nicht
zu elegant. Modische Übertreibungen waren nicht
erwünscht. Die Mode ähnelte der des Vorjahres, die
eine
Schulterbetonung aufwies, eine Saumlänge hatte, die
das Knie unbedingt bedeckte und deren Kleider,
Blusen und Jacken am Hals hochgeschlossen waren.
Die letzte Kollektion der Pariser Haute Couture
wurden im Frühjahr des Jahres 1940 gezeigt. Die
Aufmerksamkeit war groß. Selbst Beobachter aus
Amerika waren anwesend und bezogen durch ihre
Teilnahme politisch Stellung. Die aus Italien
stammende Modeschöpferin Elsa Schiaparelli, die
schon mehr als zwanzig Jahre in Paris lebte, stellte
eine der Zeit angepasste Mode vor. Ihre Jacken waren
mit besonders großen Taschen ausgestattet, so dass
Frau stets alles bei sich tragen konnte. Sie erfand
auch das Kleid, das Frau je nach Anlass mit einem
leichten Handgriff in ein anderes Modell umgestalten
konnte. Das Lösen eines Bandes reichte aus, um aus
einem Alltagskleid mit Knielänge ein Kleid zu
machen, das bis zu den Knöcheln fiel. Ebenso einfach
war es, ein bis zum Hals geschlossenes Kleid in ein
Modell mit tiefem Dekolleté zu verzaubern, das Frau
zu abendlichem Schick verhalf. Im Sommer – die
Deutschen waren in Paris eingefallen – gab es keine
Vorführungen der Haute Couture mehr. Coco Chanel
hatte ihren Modesalon ohnehin schon im Jahr zuvor
geschlossen. Bekleidung wurde nur noch von sehr
wenigen Modemachern kreiert und der Kreis der
Kundinnen war merklich geschrumpft. In Deutschland
übten sich die Frauen in modischer Bescheidenheit.
Die Herrenmode für Zivilisten war dieselbe wie im
Jahr zuvor. Ansonsten trug der deutsche Mann Uniform
und schlug die Hacken zusammen.
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