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Literatur 1949 Das literarische Jahr
1949 folgte die Teilung Deutschlands in Ost und West
in letzter Konsequenz. Die Bundesrepublik
Deutschland wurde im Mai gegründet, gegen die
vertraglichen Bestimmungen mit der Sowjetunion, auf
der anderen Seite entstand im Oktober die DDR. Der
Kalte Krieg nahm seinen Lauf und die Sowjetunion
schockierte mit der Zündung einer Atombombe zu
Testzwecken.
Israel und
Ägypten schlossen ein kurzzeitiges
Waffenstillstandsabkommen, während israelische
Truppen bis Elat vordrangen und für Israel den
Zugang zum Roten Meer sicherten. Im Mai wurde Israel
schließlich Mitglied der Vereinigten Nationen, im
September Mitglied der UNESCO.
In China tobte der Kampf der Kommunisten. Die
Truppen eroberten Schanghai, während Amerika seine
Marinetruppen wieder abzog.
Mit dem Kommunismus beschäftigte sich 1949 auch die
deutsche Schriftstellerin Anna Seghers in ihrem
Gesellschaftsroman „Die Toten bleiben jung“. Während
des Schreibens befand sich Seghers im Exil in
Mexiko. In ihrem Roman wird ein junger Kommunist
ermordet und alle Figuren und ihre Erlebnisse hängen
mit diesem Mord zusammen. Auf breiter
gesellschaftlicher Basis wurde damit die allmähliche
Entwicklung hin zum Nationalsozialismus
verdeutlicht.
Auch ohne den Zweiten Weltkrieg tobte das Chaos
weltweit weiter, so dass George Orwells Roman „1984“
perfekt in die Alltagssituation passte und das
düstere Bild der modernen Menschenversklavung durch
einen totalitären Überwachungsstaat schuf. Orwell
setzte sich bereits 1946 an den Roman, den er dann
1948 in Schottland beendete und 1949
veröffentlichte. Der Titel beruhte auf dem
Zahlendreher des Jahres '48 zu '84, um die Gefahr
einer fern erscheinenden Zukunft zu
versinnbildlichen und gleichzeitig den aktuellen
Bezug herzustellen. Die alles einnehmende Gefahr
blieb der Totalitarismus, vor dem Orwell in mehreren
seiner Bücher warnte. In „1984" wurden die Menschen
durch einen totalitären Überwacher mittels
verschiedener Methoden kontrolliert. Eine davon war
z. B. die Kontrolle der Gedanken durch die Kontrolle
des bereits Geschehenen, das variabel, je nach
Notwendigkeit, geändert und den Menschen medial
übermittelt wurde. Die sogenannten Fakten
entsprachen immer dem Grundsatz der Partei und
wurden in ihrer Aussage angepasst. Die Lügen
veränderten sich mit dem Geschehen. Im Grunde
verdeutlichte Orwell damit seine Aussage:
„Wer die Macht über die Geschichte hat, hat auch die
Macht über die Gegenwart und die Zukunft.“
Das für die Kontrolle verantwortliche „Ministerium
für Wahrheit“ entsprach dabei in seinen Bedingungen
den Erfahrungen, die Orwell beim BBC sammelte, der
wiederum zu seiner Zeit noch dem Ministerium für
Information unterstellt war. Orwell und sein Werk
dienen bis heute einer Kritik an staatlichen
Überwachungsmaßnahmen.
Ein ähnlich kämpferisches Buch, wenn auch mit ganz
anderem Inhalt, brachte Simone de Beauvoir heraus.
In „Das zweite Geschlecht“ befasste sie sich
ausführlich mit der Rolle der Frau und stellte sie
auch in den Mittelpunkt von Politik und
Gesellschaft. Beauvoir hatte selbst stark mit den
damaligen Bedingungen zu kämpfen, darunter der
schwer ergatterte Studienplatz für Philosophie, der
an Frauen zu ihrer Zeit so gut wie nie vergeben
wurde, während sich Männer wie Sartre lange auf das
Studium vorbereiten konnten, oder das freizügige
Sexualleben, das sie zu Sartre unterhielt, zu
verschiedenen anderen Männern und auch Frauen. Für
Beauvoir war die Frau unterdrückt, doch sie wollte
keine feministische Streitschrift verfassen,
sondern, ganz im Sinne Sartres, die Rolle der Frau
in Bezug auf den Existenzialismus untersuchen. Die
Frau wurde zum „anderen Geschlecht“ gemacht und
musste in einer solchen Gesellschaft erst Frau
werden. Sie wurde nicht als Frau geboren. Während
Sartre Beauvoir schmunzelnd zu ihrem Mut
beglückwünschte, erntete das Werk sowohl positive
als auch negative Resonanz. Da Beauvoir die Frau
unter anderem auch als missbrauchte Geburtenmaschine
hinstellte, waren Mütter natürlich empört und
schimpften auf die Entmystifizierung der
Mutterschaft, während radikale Feministinnen das
Werk für ihre eigenen Theorien nutzten. So oder so
trug „Das andere Geschlecht“ viel zur Frauenbewegung
bei, auch wenn Beauvoir sich nicht mit der Absicht
an ihr Werk gesetzt hatte, die Frau zu emanzipieren.
Den Literaturnobelpreis 1949 erhielt William
Faulkner, doch er bekam ihn nicht in diesem Jahr
überreicht, die Nominierung wurde dann rückfolgend
im nächsten Jahr organisiert, da sich die Juroren
1949 nicht entscheiden konnten, mitunter auch wegen
Faulkners starker Neigung zum Alkohol. Man hatte
ganz einfach die Befürchtung, er könnte zu der
Verleihung in betrunkenem Zustand erscheinen, so
überreichte man ihm den Preis erst ein Jahr später,
gemeinsam mit dem nächsten Nobelpreisträger Bertrand
Russell.
Faulkner spendete einen Teil seines Preisgeldes für
die Förderung von Nachwuchsautoren. Er wurde für den
„machtvollen künstlerischen Beitrag innerhalb der
amerikanischen Erzählliteratur“ ausgezeichnet und
war von da an bekannt als Autor und
Drehbuchschreiber.
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