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Literatur 1942 Das literarische Jahr
1942 fand in Berlin die Wannseekonferenz statt, auf
der die „Endlösung der Judenfrage“ geklärt wurde. In
der gleichen Stadt gründeten Sophie und Hans Scholl
die Widerstandsgruppe „Weiße Rose“.
Adolf Hitler wurde oberster Gerichtsherr bei der
Reichstagsitzung und war dadurch an keine
Rechtsvorschriften mehr gebunden.
Britische Flieger bombardierten Deutschland, Lübeck,
dann Rostock lagen in Trümmern. Die Schlachten um
Sewastopol und Stalingrad brachten unzählige Opfer
und wurden in der Literatur etliche Male
beschrieben, darunter in dem emotionalen und
beeindruckenden Werk von Wassili Grossman, das den
Titel „Leben und Schicksal“ trug.
Posthum erschien von F. Scott Fitzgerald „The Last
Tycoon“, seine Erzählungen über die Erlebnisse, die
er in Hollywood sammelte, wo sich Fitzgerald gegen
Ende seines Lebens als Drehbuchautor versuchte.
Albert Camus veröffentlichte seinen Roman „Der
Fremde“. Neben Jean Paul Sartre war auch Camus ein
Philosoph des Existentialismus, bevor sich beide
zerstritten und einander nicht mehr ertragen
konnten.
In „Der Fremde“ traf man vordergründlich auf einen
Mann, der als Mörder im Gefängnis saß und auf seine
Verurteilung wartete. Hintergründig entwickelte
Camus bereits hier seine Philosophie des Absurden,
an der Sartre später kein gutes Wort ließ. Camus war
der Ansicht, dass die Welt und das Sein sinnlos
wären, so dass der Mensch nicht nur von Elend und
Leid betroffen ist, sondern auch stets in
existentielle Krisen stürzt, wodurch sich das
Absurde zeigt. Der Mensch muss durch das Absurde
erkennen, dass das Streben nach einem Sinn
vergeblich ist, da die Welt eben sinnentleert ist.
Das bedeutete jedoch nicht, dass der Mensch alle
Hoffnungen aufgeben musste oder passiv werden
sollte. Ein typisches Beispiel Camus' war Sisyphos,
der vergeblich den Stein den Berg hinaufrollt, weil
er verdammt dazu ist, es zu tun. Camus'
philosophisches Werk „Der Mythos von Sisyphos“
erschien ebenfalls 1942. Auch der Tod war für Camus
so sinnlos wie das Leben. Er war absolutes Ende und
der notwendig und unausweichlich vorgegebene Ausgang
des sinnlosen Lebens, in dem sich alle
sinnentleerten Handlungen aufhoben. In „Der Fremde“
zeigte Camus aus der Sicht seines Protagonisten,
dass der Tod ein ewiges Ereignis im Bewusstsein des
Menschen ist. Camus' Figur stirbt zufrieden, da er
den Tod als gegeben hinnimmt.
Auch der Surrealist und Künstler Salvador Dalí
veröffentlichte ein Buch. Es erschien „Das geheime
Leben des Salvador Dalí“, das in seinen
autobiografischen Aufzeichnungen noch ein bisschen
mehr den leichten Größenwahn des begabten Künstlers
unterstrich. Die ersten Zeilen begannen mit der
Aussage: „Im Alter von sechs Jahren wollte ich Koch
werden. Mit sieben Jahren wollte ich Napoleon sein.“
Das Buch kam allgemein gut an und warf die Frage
auf, ob Dalí ganz schlicht und einfach verrückt war.
Dieser wusste sich mit diesem Werk gut in Szene zu
setzen.
Ganz anders und tiefsinnig war „Die Glut“ von Sándor
Márai. In diesem Werk unterhalten sich zwei alte
Männer über ihre Vergangenheit, die Freundschaft,
die sie miteinander verbindet und die Liebe. Der
Roman erschien 1942 unter dem eigentlichen Titel
„Kerzen brennen bis zum Ende“. Obwohl Márais
Gesamtwerk eine ganz eigene Wärme und Liebe zum
Leben in sich trägt, hatte es erst bei der
Neuauflage in den späten Neunzigern großen Erfolg.
Auch wusste der Ungar, der später ein
Emigrantenleben führte, die Wärme seiner Bücher
nicht auf das eigene Leben anzuwenden. Márai litt an
Depressionen, nahm sich nach dem Tod seiner Frau das
Leben, hinterließ nicht nur wunderschöne Romane,
sondern auch ein Tagebuch, in dem er seine ganze
Traurigkeit und ebenfalls den Kauf der Waffe
festhielt, mit der er sich erschießen sollte.
Von John Steinbeck erschien der Roman „Der Mond ging
unter“. Steinbeck schrieb ihn, als er während des
Krieges für die amerikanische Propaganda tätig war.
Er handelte von einer Stadt, die durch eine
namenlose Armee besetzt wird. Der Roman wanderte
auch durch Europa und wurde dort im Untergrund
verbreitet.
Im Konzentrationslager Ausschwitz starb 1942 die
jüdische Schriftstellerin Irène Némirovsky. Ihre
Bücher wurden posthum publiziert, darunter der nicht
vollendete Roman „Suite française“. Das Manuskript
zu diesem Roman bewahrten die Töchter der Autorin in
einem Koffer auf. Es fand sich erst 1998 wieder. Mit
der Neuveröffentlichung war auch Némirovsky
wiederentdeckt, erntete sogar neue Anerkennung in
der Literaturwelt. Der Roman handelte davon, wie in
Paris Intellektuelle vor der Besatzung der Deutschen
fliehen.
Ein Literaturnobelpreis wurde 1942 nicht verliehen.
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