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Filmjahr 1946 – Deutsche Trümmerfilme und Italienischer Neorealismus


Im ersten Friedensjahr wurden die wenigen Filme, die produziert wurden, als Trümmerfilme bezeichnet. Thematisch waren sie vorrangig von den Gegebenheiten im Nachkriegs-Deutschland, den zerstörten Städten und der schrecklichen Vergangenheit geprägt. Es waren Versuche, die Ereignisse zu bewältigen und zu verarbeiten, ohne den propagandistischen Druck des NS-Regimes. Auch der neue italienische Film entwickelte sich mit dokumentarischen Elementen zum Italienischen Neorealismus und beeinflusste das Filmgeschehen über die Ländergrenzen hinaus.
Der erste deutsche Nachkriegsfilm aus dem Jahr 1946 wurde von Wolfgang Staudte (1906-1984) in Szene gesetzt – „Die Mörder sind unter uns“. Die Dreharbeiten zu diesem Trümmerfilm hatten im März 1946 begonnen. Zwei Monate später wurde die DEFA gegründet. In der weiblichen Hauptrolle als Susanne Wallner hatte Wolfgang Staudte die junge Schauspielerin Hildegard Knef (1925-2002) besetzt. Er hatte sie auf der Bühne gesehen und sie gleich für seinen ersten Nachkriegs-Film engagiert. Die Knef wurde zum internationalen deutschen Nachwuchsstar, bevor sie wenig später nach Hollywood ging. Das Angebot dafür hatte ihr der internationale Erfolg des Films eingebracht. Am 15. Oktober 1946 erlebte „Die Mörder sind unter uns“ seine Uraufführung im sowjetischen Sektor Berlins und zwar im Admiralspalast, der zu jenem Zeitpunkt die Deutsche Staatsoper beherbergte.
Ein weiterer Trümmerfilm war „Irgendwo in Berlin“, ein Kinderfilm der DEFA, den Gerhard Lamprecht (1897-1974) in Szene setzte. Der Film wurde ein zeitgeschichtliches Dokument, das realistisch schilderte, wie die Verhältnisse der damaligen Zeit inmitten von trostlosen Ruinenlandschaften gewesen war. Der Film wurde am 18. Dezember 1946 in der Staatsoper Unter den Linden uraufgeführt. Der elfjährige Charles Knetschke spielte den jungen Gustav. Knetschke wurde als Charles Brauer (*1935) zu einem bekannten Schauspieler und „Tatort“-Kommissar.
Aus Italien kam erneut ein Werk des Italienischen Neorealismus – „Schuhputzer“. Das Meisterwerk wurde von dem gefeierten Schauspieler der 30er Jahre, Vittorio de Sica (1901-1974), inszeniert. Er hatte 1940 seine erste Regiearbeit abgeliefert und mit dem Film „Schuhputzer“ bereits ein Meisterwerk in die Kinos gebracht. Vittorio de Sica wurde zu einem wichtigen Regisseur des Italienischen Neorealismus.

Die 18. Oscarverleihung
Am 7. März fanden die „18th Annual Academy Awards“ in Los Angeles statt, erneut im Grauman's Chinese Theatre. Die Oscarverleihung bezog sich auf das letzte Kriegsjahr (1945) bzw. das Vorjahr und wurde neben Bob Hope dieses Mal auch vom Schauspieler James Stewart mitmoderiert. Billy Wilders „Das verlorene Wochenende“ („The Lost Weekend“) gelang es, gleich vier Oscars in den verschiedenen Kategorien zu bekommen.
Die Oscars für „Das verlorene Wochenende“ wurden in den Kategorien „Bester Film“, „Beste Regie“, „Bester Hauptdarsteller“ und „Bestes adaptiertes Drehbuch“ vergeben. Neben dem Oscar für „Beste Regie“ an Billy Wilder selbst, konnte Ray Milland den Preis als „Bester Hauptdarsteller“ in diesem Film für sich entscheiden, so wie der Autor Charles Brackett für das „Beste adaptierte Drehbuch“. Billy Wilder hatte den Autorenpreis außerdem ebenfalls erhalten, da am Drehbuch mitgeschrieben hatte. Der Preis für die „Beste Hauptdarstellerin“ ging in diesem Jahr an Anne Revere für ihre Rolle im Film „Kleines Mädchen, großes Herz“ („National Velvet“).
Der Ehrenoscar wurde während der diesjährigen Verleihung insgesamt neun Mal verliehen.
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