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Das Autojahr 1947 - Exportfahrzeuge gegen Rohstoffe aus dem Ausland


Die Kriegsfolgen waren noch nicht ausgeräumt. Die Automobilproduktion lag zwar nicht brach, aber die Stückzahlen ließen in Europa noch sehr zu wünschen übrig. Kein Wunder, denn es noch waren Rohstoffe Mangelware und auch Facharbeiter gab es zu wenige. Deutschland war davon am schwersten betroffen. Die meisten Werke waren noch großteils zerstört oder hatten wegen der Demontage kaum Kapazitäten, um die Stückzahl der hergestellten Fahrzeuge zu erhöhen. Da die meisten Rohstoffe aus dem Ausland eingeführt werden mussten, wurde ein maßgeblicher Teil der produzierten Fahrzeuge nur gegen Devisen abgegeben. Das bedeutete, dass die Produktion fast nur den Export bediente.
Das Volkswagenwerk, das noch im Vorjahr den 1.000ten Wagen seit dem Ende des Krieges hergestellt hatte, konnte inzwischen etwa 4.000 Wagen im Monat bauen, allerdings nur, wenn genügend Kohle und Stahl zur Verfügung standen. Mit seinen rund 8.000 Arbeitskräften konnte das Werk seinen Bedarf an Fachkräften längst noch nicht decken. Ein Problem war auch die schlechte Qualität der Zubehörteile. Allein die Reifen wiesen nur eine etwa 25-prozentige Lebensdauer auf im Vergleich zu den Vorkriegsprodukten.
Im Weltmaßstab rangierten die Vereinigten Staaten weiterhin auf dem ersten Platz. Alle weltweit produzierten Personenkraftwagen kamen zu etwa 80 Prozent aus den USA. Bei den Lastkraftwagen waren es ungefähr 70 Prozent. Aber selbst in den USA war der Vorkriegsstand noch nicht wieder erreicht worden. Da waren es vier Millionen Pkw und zwei Millionen Lkw im Jahr gewesen. Im Jahr 1947 waren es nur etwa zwei Millionen Pkw und eine Million Lkw, die die US-amerikanischen Werke verließen. Um den Bedarf der Amerikaner zu decken, die Neuwagen kaufen wollten, gab es Wartelisten, denn während des Zweiten Weltkriegs hatten auch die Werke in den USA auf die Produktion von Rüstungsgütern umgestellt. Die Bedarfslücken in Amerika wurden vor allem durch Hersteller in Europa geschlossen. Speziell Frankreich und Großbritannien deckten ihren eigenen Devisenbedarf mit dem Export von Fahrzeugen. Frankreich exportierte etwa 80 Prozent seiner Produktion in die USA, Großbritannien führte 88 Prozent aus. Die britischen und französischen Ingenieure entwickelten eigens für den Markt in den USA zugeschnittene Wagen, die in Paris auf der Automobilausstellung präsentiert wurden und die den Verkauf ankurbeln sollten. Eine typisch amerikanische Linienführung hatte beispielsweise der „Supertrahvit“ der französischen Firma Rosengart.
Schon in jenem Jahr 1947 war eine sehr interessante Tendenz auf der Pariser Auto-Ausstellung zu beobachten, nämlich die Bemühung der Produzenten, durch Leichtmetallkonstruktionen und windschlüpfrige Karosserien den Benzinverbrauch zu minimieren. Damit nahmen sie Bezug auf die schlechte Versorgungslage. Die ausgestellten Autos waren zu jener Zeit lediglich Prototypen und in der Art noch nicht zu kaufen.
Ein echter Hingucker war der neue Peugeot 203 mit seinem Chassis aus einem Stück. Der Vierzylindermotor hatte eine Leistung von 45 PS und schaffte 115 km/h. Bei einer Geschwindigkeit von 70 km/h lag der Benzinverbrauch bei 7,5 Litern.
Nur 5 Liter Benzinverbrauch bei einer Geschwindigkeit von 70 km/h wies der neue Simca 6 auf. Frankreich stellte auch erstmals ein Fahrzeug vor, das das Zeug hatte, ein französischer Volkswagen zu werden – der Renault 4. Das war technisch keine Sensation, aber er wurde in solider, praktischer Bauweise präsentiert. Mit 170.000 Francs war er außergewöhnlich preiswert.
Aus Großbritannien kam der Austin 40 zur Automobilausstellung. Das Fahrzeug hatte eine ungewöhnlich schnelle Beschleunigung, von 0 auf 85 km/h in nur 18 Sekunden. Die Spitzengeschwindigkeit des Austin 40 lag bei 135 km/h, der Benzinverbrauch bei 10 Litern. Auf 5.000 km sollte er nur 5 Litern brauchen.
Eines wurde auf der Pariser Automobilausstellung 1947 besonders deutlich: Die Bandbreite der verschiedenen Modelle war fast um die Hälfte geschrumpft. Der Grund: Nur durch die moderne Großserienproduktion ließen sich Autos noch wirtschaftlich herstellen.
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