November 1933 - Das undeutsche Alte Testament
Im Berliner Sportpalast fand am 13. November
1933 eine Kundgebung der antisemitischen und am
Führerprinzip orientierte protestantische Strömung „Glaubensbewegung Deutscher Christen" statt. Es wurde eine sechs Punkte umfassende
Resolution gebilligt, die z.B. die restlose
Durchführung des Arierparagrafen mit Ausschluss von
jüdischer Christen aus allen Kirchenämtern wie
Pfarrer und höhere Kirchenbeamte. Diejenigen die
jüdische Eltern oder mindestens ein jüdisches
Großelternteil hatten, wurden in den Ruhestand
versetzt. Auch den Verzicht auf das „undeutsche“
Alte Testament wurde gefordert.
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Wichtige Ereignisse im
November 1933
1. November
Fritz Todt, der Generalinspekteur für das deutsche
Straßenwesen, eröffnete die Baustelle für die
Reichsautobahnstrecke Köln-Dortmund. Auf dieser
Strecke sollten 560 Kilometer Autobahn entstehen.
1. November
Die Abendausgabe der „Vossischen Zeitung“ wurde
eingestellt. Der Ullstein-Verlag hat nun keine
Abendzeitung mehr, da am 5. August auch die Zeitung
„Tempo“ eingestellt worden war.
2. November
Der Reichsausschuss der jüdischen Jugendverbände
wurde von Reichsjugendführer
Baldur von Schirach als
Zentralorganisation der jüdischen Jugend anerkannt.
2. November
Der britische Gouverneur setzte die Regierung von
Malta wegen des Streits um die Benutzung der
italienischen Sprache ab.
3. November
91 Mitglieder der sozialistischen Arbeiterpartei und
des sozialistischen Jugendverbandes wurden vom
Oberlandesgericht Dresden wegen illegaler Tätigkeit
zu insgesamt zehn Jahren Zuchthaus und über 100
Jahren Gefängnis verurteilt.
3. November
Das Vermögen des emigrierten deutschen
Schriftstellers Eduard Fuchs wurde in Berlin
zugunsten des preußischen Staates beschlagnahmt.
Fuchs war durch seine Werke zur Sittengeschichte
bekannt geworden.
4. November
Die Militärstrafgerichtsordnung des deutschen
Reiches sah u. a. die Einführung von Kriegs- und
Oberkriegsgerichten vor und trat zum 1. Januar 1934
in Kraft.
4. November
Jede Belästigung ausländischer Studierender wegen
der Nichterweisung des Hitler-Grußes wurde von dem
Führer der deutschen Studentenschaft, Oskar Stäbel,
untersagt. Rudolf Heß, der Stellvertreter des
Führers der NSDAP, hatte bereits am 2. November
einen ähnlichen Aufruf über das Verhalten gegenüber
Ausländern erlassen.
5. November
In Magdeburg endete ein Fußball-Länderspiel zwischen
Deutschland und Norwegen vor 35.000 Besuchern
unentschieden 2:2.
6. November
In Italien wurde das Kabinett umgebildet.
Ministerpräsident und Duce Benito Mussolini übernahm
selbst die Ministerien für Marine und Luftfahrt. Der
bisherige Luftfahrtminister, Italo Balbo, wurde zum
Gouverneur von Libyen ernannt.
6. November
Wjatscheslaw M. Molotow, der Vorsitzende des Rates
der Volkskommissare, drohte in einer Rede, die vom
sowjetischen Rundfunk übertragen wurde, Japan und
dem von ihm abhängigen Mandschukuo bei weiteren
Grenzverletzungen mit Krieg.
7. November
In einem Rund-Erlass ordnete der preußische
Ministerpräsident Hermann Göring die Einsetzung von
Sonderbeauftragten von SA und SS in beratender
Funktion bei den preußischen Behörden an.
7. November
In den USA wurde der republikanische Bewerber
Fiorello Henry La Guardia zum Bürgermeister von New
York gewählt.
8. November
Unter der Leitung von Harry L. Hopkins wurde in den
USA die Civil Works Administration gegründet. Durch
Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen des Bundes, der
Bundesstaaten und der Gemeinden sollten rund vier
Millionen Erwerbslose beschäftigt werden. Für 180
000 Projekte wurden rund 933 Millionen US-Dollar
(rund 3,9 Milliarden RM) bewilligt.
8. November
Mohammed Nadir Schah, der König von
Afghanistan
wurde in Kabul von seinen Dienern ermordet.
9. November
Nach sechs Tagen Verhandlung verurteilte das
Reichsgericht in Leipzig Ernst Schneller, Mitglied
des Zentralkomitees der KPD, wegen angeblichen
Hochverrats zu sechs Jahren Zuchthaus.
9. November
In München wurde der 10. Jahrestag des
nationalsozialistischen „Marsches auf die
Feldherrnhalle (Hitler Putsch)“ begangen.
10. November
Reichskanzler Adolf Hitler hielt vor Arbeitern der
Siemens-Werke seine letzte Rede vor der
Volksabstimmung und Reichstagswahl am 12. November.
10. November
Die Dornier-Werke wurden von Friedrichshafen nach
Wismar verlegt. Dort sollte außer der Flugzeugwerft
auch ein See- und Landflugplatz entstehen.
11. November
In Österreich wird die 1920 abgeschaffte Todesstrafe für Mord,
Brandstiftung und “öffentliche Gewalttätigkeit durch boshafte Beschädigung
fremden Eigentums“ wieder eingeführt
12. November
Eine
Volksabstimmung über den Austritt Deutschlands aus dem Völkerbund findet
statt.
13. November
Das britische Unterhaus lehnte einen
Misstrauensantrag der Labour Party gegen die
Abrüstungspolitik der Regierung von James Ramsey
MacDonald mit 409 gegen 54 Stimmen ab. Die
Opposition hatte u. a. eine internationale
Polizeitruppe zur Wahrung des Weltfriedens verlangt,
was die Regierung ablehnte.
14. November
Das Wahl- und Abstimmungsergebnis vom 12. November
wurde in einer Sitzung des Reichskabinetts
gewürdigt. Das Kabinett beschloss mehrere Gesetze
und Verordnungen, die u. a. das „Doppelverdienertum“
regelten. Die Entscheidung, ob eine verheiratete
Frau beschäftigt wurde, lag künftig in den Händen
der Behördenleiter bzw. Betriebsführer.
14. November
Für Minderbemittelte wurde die Hälfte der
angebotenen Margarinemenge an Bezugsberechtigte zum
Sonderpreis von 38 Reichspfennig pro Pfund
abgegeben. Dadurch sollte die Margarineversorgung
verbessert werden.
15. November
In Berlin empfing Reichskanzler Adolf Hitler den
neuen polnischen Botschafter Josep Lipski zu dessen
Antrittsbesuch. Hitler versicherte, dass seine
Regierung auf eine gewaltsame Wiedererlangung der
abgetrennten Gebiete verzichte.
15. November
In Berlin konstituierte sich die Reichskulturkammer.
16. November
in einer Veröffentlichung der französischen
Tageszeitung „Petit Parisien“ ging es um angeblich
geheime Weisungen der NSDAP-Propagandazentrale für
die Agitation in Nord- und Südamerika. Es hieß u.
a., dass das Reich langfristig den Erwerb sämtlicher
Nachbargebiete mit einer deutschen Minderheit
anstrebe. Diese Enthüllung wurde von der deutschen
Regierung als erfunden zurückgewiesen.
17. November
Die US-Regierung unter Franklin Delano Roosevelt erkennt die seit
Ende 1922 existierende Sowjetunion völkerrechtlich an
18. November
Der Nationalsozialist Rudolf Dertil, der am 3.
Oktober ein Attentat auf den österreichischen
Bundeskanzler Engelbert Dollfuß verübt hatte, wurde
vom Wiener Landesgericht zu fünf Jahren schweren
Kerkers mit Fasttagen und zusätzlich Dunkelarrest an
jedem 3. Oktober verurteilt.
19. November
Die wegen der Ermordung des Ministerpräsidenten Ki
Tsujoschi Inukai 1932 zu Gefängnisstrafen
verurteilten Marineoffiziere wurden vom japanischen
Kaiser Hirohito begnadigt, weil der Mord aus rein
patriotischen Motiven verübt worden sei.
19. November
In Zürich gewann die deutsche
Fußball-Nationalmannschaft gegen die Schweiz vor 25
000 Zuschauern mit 2:0.
20. November
Eine Verordnung des Reichsarbeitsministers Franz
Seldte verbot bis auf Weiteres die Zulassung von
Ärzten nichtarischer Abstammung bzw. solcher mit
nichtarischen Ehegatten zur Tätigkeit bei den
reichsgesetzlichen Krankenkassen in Städten mit über
150 000 Einwohnern. In den Großstädten war der
Anteil der nichtarischen Ärzte besonders hoch. In
Berlin war vor 1933 rund die Hälfte der zugelassenen
Ärzte Juden.
20. November
Laut preußischem Geheimen Staatspolizeiamt wurde
aufgrund einer Verfügung das Eigentum des Physikers
Albert Einstein und seiner Frau Else zugunsten des
preußischen Staates eingezogen.
21. November
Das Landesgericht Wien verurteilte den
reichsdeutschen Nationalsozialisten Werner von
Alvensleben wegen versuchten Mordes an dem Tiroler
Heimwehrführer Richard Steidle am 11. Juni in
Innsbruck zu drei Jahren schwerem Kerker und
Landesverweisung.
21. November
Die Genfer Abrüstungskonferenz wurde bis zum 21.
Januar 1934 vertagt. Die Abrüstungsgespräche waren
nach dem Austritt des Deutschen Reiches praktisch
gescheitert.
22. November
Ein Interview des französischen Korrespondenten
Fernand de Brinon mit Reichskanzler Adolf Hitler
wurde in der französischen Tageszeitung „Le Matin“
veröffentlicht. Hitler betonte, dass es nach
Wiederangliederung des Saarlandes an das Deutsche
Reich keine territorialen Gegensätze zwischen
Deutschland und Frankreich mehr gäbe.
22. November
Das Nationale Olypmpische Komitee der USA erklärte
in Washington, dass keine US-Mannschaft zu den
Olypmpischen Spielen 1936 ins Deutsche Reich
entsandt würde, wenn nicht eine uneingeschränkte
Teilnahme jüdischer Sportler gewährleistet sei.
23. November
Ein Bericht über die Tätigkeit des preußischen
Geheimen Staatspolizeiamtes verzeichnete seit dem
30. Januar 1933 die Festnahme von rund 2300
Funktionären der KPD, von denen die Hälfte des
Hochverrats angeklagt worden war. Außerdem waren
rund 30 000 Zentner „hochverräterischen“
Schriftmaterials beschlagnahmt worden.
23. November
In der Nähe von Reit im Winkl wurde ein
Reichswehrsoldat von österreichischen Grenzwächtern
erschossen.
24. November
Der Reichsführer SS Heinrich Himmler wurde Leiter
der politischen Polizei in Hamburg und Mecklenburg.
24. November
Ein Gesetz der deutschen Reichsregierung mit Wirkung
vom 1. Januar 1934 sah u. a. eine Strafverschärfung
für Mehrfachtäter, die Sterilisierung von
Sexualstraftätern und die Möglichkeit der
„Sicherungsverwahrung“ vor.
25. November
Die Mandate der Abgeordneten und Senatoren der
Deutschen Nationalsozialistischen Arbeiterpartei
wurden entsprechend dem Parteiengesetz vom 20.
Oktober vom Mandatssenat des Obersten
Verwaltungsgerichts der Tschechoslowakei annulliert.
Die Zahl der Mitglieder des Abgeordnetenhauses wurde
um acht auf 292 und des Senats um vier auf 146 Sitze
reduziert.
25. November
Der Eintritt ehemaliger „Marxisten“ in die
Sportvereine wurde von Reichskommissar Hans von
Tschammer und Osten erlaubt. Allerdings durfte ihr
Anteil an der Mitgliedschaft ein Drittel nicht
überschreiten.
26. November
Die Opposition des Pfarrernotbundes gegen die
Glaubensbewegung Deutsche Christen, die der
NSDAP
nahestand, wurde von den evangelischen
Landesbischöfen von Württemberg, Bayern, Hessen,
Baden und der Pfalz öffentlich unterstützt.
27. November
Die Gründung des Kultur- und Freizeitwerkes „Kraft
durch Freude“ wurde auf einer Kundgebung der
Deutschen Arbeitsfront in Berlin bekannt gegeben.
27. November
Edgar Brinkmann vom „Hamburger Tageblatt“ wurde
Nachfolger von Max Amann als Führer des Vereins
deutscher Zeitungsverleger.
28. November
Wolffs Telegrafen-Büro und die Telegrafen-Union
verbanden sich zur Deutschen Nachrichtenbüro GmbH.
28. November
Zehn KPD-Mitglieder wurden vom Schwurgericht beim
Landgericht in Dessau zum Tode verurteilt. Sie
sollten am 11. Februar 1933 einen SA-Mann getötet
haben.
29. November
Die deutsche Reichsregierung erließ ein Gesetz über
den vorläufigen Aufbau des deutschen Handwerks.
29. November
Im Glasgower Hampden-Park endete vor 62 000
Zuschauern ein Fußball-Länderspiel zwischen
Schottland und Österreich 2:2. Damit blieben die
Österreicher als erste Mannschaft vom Kontinent in
einem offiziellen Länderspiel auf britischem Boden
unbesiegt.
30. November
Die industriellen Arbeitgeberverbände in Berlin
beschlossen wegen der Umbildung der Deutschen
Arbeitsfront ihre Selbstauflösung.
30. November
Die Arbeitslosenzahl im Deutschen Reich erreichte
mit 3 714 646 den Jahrestiefstand.
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