Juli 1930 - Rheinlandbefreiung

Kalender Juli 1930
In Mainz kam es am 3. Juli 1930 zu Auseinandersetzungen rechtsradikaler Jugendlicher und ehemaliger Separatisten. Die Separatisten hatten im Oktober 1923 geplant mit Unterstützung der französischen Besatzungsmacht eine unabhängige Rheinische Republik zu gründen. Nach dem Scheitern dieses Plans im November 1923 wurden nach der Endgültigen Räumung des Rheinlandes von den Besatzungstruppen Wohnungen und Geschäfte vieler Separatisten geplündert. Am 22. Juli 1930 fanden Feiern zur Rheinlandbefreiung statt,
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Wichtige Ereignisse im Juli 1930

1. Juli
Das US-amerikanische Busunternehmen Northland Transportation Company wurde in „Greyhound Company“ umbenannt.
1. Juli
Das gesamte Rheinland hielt Feiern ab, als die letzten französischen Soldaten am 30. Juni abgezogen waren. Das Rheinland war seit mehr als zehn Jahren besetzt gewesen, um das Deutsche Reich zu den Reparationszahlungen zu zwingen.
2. Juli
In Gleiwitz in Oberschlesien wurde gegen die Bergarbeiterfrau Johanna Albrecht ein Prozess eröffnet. Ihr wurden 50 Abtreibungen vorgeworfen. Der Prozess führte zu einer landesweiten Diskussion über Paragraf 218 des Strafgesetzbuches (StGB), der den Schwangerschaftsabbruch unter Strafe stellte.
2. Juli
In Helsinki trat die finnische Regierung unter Ministerpräsident Kyösti Kallio zurück, weil die rechtsradikale „Lapuabewegung“ die Sondergesetze zum Schutz des Staates der Regierung heftig kritisiert hatte. Die Bewegung wurde in Finnland immer größer und forderte eine stärkere Bekämpfung des Kommunismus. Am 4. Juli wurde von Pehr Evind Svinhfvud eine neue Regierung gebildet.
2. Juli
Die „Frankfurter Zeitung“ veröffentlichte eine Preisliste für gefangene Tiere. Danach kostete eine Giraffe 10 000 RM, ein Nilpferd 8 000–10 000 RM und ein Löwe 3 000 RM.
2. Juli
In Auckland im US-Bundesstaat Kalifornien wurde der aus den Niederlanden stammende Flugzeugkonstrukteur Anthony Fokker verhaftet, weil er ohne Fluglizenz mit einem entwendeten Flugzeug Kunst- und Sturzflüge ausgeführt hatte.
2. Juli
Der Reichsbund jüdischer Frontsoldaten hielt in Berlin eine Versammlung ab. Auf der Versammlung, die unter dem Motto „Gegen die Pogrom Hetze“ stand, ging es um die Übergriffe der Nationalsozialisten auf jüdische Bürger. Die Reichsregierung wurde aufgefordert, entschlossen gegen die Nationalsozialisten vorzugehen.
3. Juli
Der Publizist Otto Strasser gründet in Berlin die „Kampfgemeinschaft revolutionärer Nationalsozialisten“. Strasser und weiter 200 Vertreter des linken Flügels der NSDAP waren zuvor aus der Partei ausgeschlossen worden.
4. Juli
Im thüringischen Parlament stellten die Sozialdemokraten, Kommunisten und Demokraten einen Misstrauensantrag gegen Bildungs- und Innenminister Wilhelm Frick (NSDAP), der angeblich die thüringische Landespolizei mit mit Nationalsozialisten durchsetzt hatte. Der Antrag erhielt anstatt der erforderlichen 27 Stimmen nur 25 Stimmen und war somit gescheitert.
4. Juli
Die Gebrüder Kenneth und Albert Hunter landeten nach 554 Stunden Dauerflug mit ihrem Flugzeug „City of Chicago“ auf dem Flughafen von Chicago. Damit stellten die Brüder einen neuen Weltrekord im Dauerfliegen auf. Der alte Rekord lag bei 125 Stunden.
5. Juli
Die NSDAP erwarb in München das ehemalige Barlow-Palais, Brienner Straße 45, das zum Sitz der Reichsparteileitung (sog. Braunes Haus) ausgebaut werden sollte.
5. Juli
Ein US-amerikanischer Flottenverband lief in den Kieler Hafen ein. Es handelte sich um den ersten alliierten Flottenbesuch im Deutschen Reich seit dem Weltkrieg.
5. Juli
In der Ortschaft Tann in der Rhön vernichtete ein Großfeuer 13 Wohnhäuser. Im gesamten Deutschen Reich bestand bedingt durch die Trockenheit Waldbrandgefahr.
5. Juli
In Wimbledon siegte der US-Amerikaner William „Big Bill“ Tilden im Finale über seinen Landsmann Wilmer Allison in drei Sätzen. Die US-Amerikanerin Helen Wills-Moody gewann zum vierten Mal hintereinander das Damen-Einzel.
5. Juli
In Auckland im US-Bundesstaat Kalifornien beendete der Australier Charles Kingsford Smith mit seinem Flugzeug „Southern Cross“ seinen Flug um den Erdball.
6. Juli
Auf ihrem „Rheinland-Befreiungsflug“ landeten rund 90 Flugzeuge und das Luftschiff „Graf Zeppelin“ auf dem Flughafen Köln. Der Flug fand anlässlich des Abzugs der alliierten Truppen aus dem Rheinland am 30. Juni statt.
6. Juli
In Köln gewann der Fluglehrer Gerhard Fieseler die Deutschen Kunstflugmeisterschaften. Fieseler hatte vorher schon zweimal diese Meisterschaften gewonnen.
7. Juli
Rund 11 000 Bauern protestierten in Finnland mit einem von der anti-kommunistischen „Lapuabewegung“ organisierten Marsch durch Helsinki gegen die kommunistische Partei Finnlands.
7. Juli
Der Kriminalschriftsteller Sir Arthur Conan Doyle starb in London mit 71 Jahren. Er hatte die berühmte Romanfigur des Meisterdetektivs Sherlock Holmes geschaffen.
8. Juli
Die Bayerische Zugspitzbahn verkehrt auf der gesamten Strecke von Garmisch-Partenkirchen bis zum Schneefernerhaus auf der Zugspitze.
9. Juli
Bei einem Grubenunglück erstickten im Waldenburger Kohlenrevier in Hausdort/Neurode in Schlesien 151 Bergleute. Sie waren infolge einer schweren Kohlenmonoxid Explosion unter Tage eingeschlossen worden.
10. Juli
In Stockholm fand eine Tagung des Internationalen Gewerkschaftskongresses statt. Es wurde beschlossen, den Sitz des Internationalen Gewerkschaftsbundes (IGB) von Amsterdam nach Berlin zu verlegen.
11. Juli
Das erste Bildtelegramm wird aus Berlin ins chinesische Nanking über Kurzwelle übertragen
12. Juli
In den Schweizer Bergen sank die Schneefallgrenze auf 1000 Meter. Am Jungfraujoch lag die Neuschneeschicht bei einer Temperatur von minus 10 Grad 20 bis 30 cm hoch.
12. Juli
Einem Bericht der „Frankfurter Zeitung“ zufolge hatte der Präsident des Internationalen Tanzkongresses, Valentin de Summera, alle zur Zeit gebräuchlichen Tanzbewegungen und -schritte auf Papier festgehalten. Dadurch konnte man alle modernen Tänze wie z. B. den Charleston damit erlernen.
12. Juli
Der US-amerikanische Amateur-Golf-Spieler Robert Tyre „Bobby“ Jones gewann in Minneapolis im US-Bundesstaat Minnesota die offenen US-Amerikanischen Golfmeisterschaften. Für die 72 zu spielenden Löcher benötigte Jones 282 Schläge. Er erreichte damit das zweitbeste Ergebnis, das jemals bei diesem Wettbewerb erzielt wurde.
12. Juli
Der Film „Hokuspokus“ mit Lilian Harvey, Willy Fritsch und Gustaf Gründgens in den Hauptrollen wurde in Berlin uraufgeführt. Die Regie führte Gustav Ucicky.
13. Juli
In der Nähe der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires kamen bei einem Straßenbahnunglück 66 Menschen ums Leben. Der Straßenbahnwagen stürzte in den Fluss Riachulo, weil der Straßenbahnführer übersehen hatte, dass ein Teil der beweglichen Brücke über den Fluss noch hochgezogen war.
14. Juli
Die britische Regierung hatte die Absicht, 10 Millionen Pfund Sterling (rund 203 Millionen RM) als Kredit zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit aufzunehmen. Seit Ausbruch der Weltwirtschaftskrise mit dem New Yorker Börsenkrach vom 25. Oktober 1929 kam es in Großbritannien zu zahlreichen Firmenzusammenbrüchen und Entlassungen.
14. Juli
Eine Hitzewelle im Mittleren Westen der USA forderte über 200 Todesopfer. In Sikeston im US-Bundesstaat Missouri herrschte eine Temperatur von 48 Grad im Schatten.
15. Juli
In der ägyptischen Hafenstadt Alexandria war es zwischen Anhängern der nationalistischen Wafd-Partei und der Polizei zu Zusammenstößen gekommen, bei denen 18 Menschen getötet wurden. Weil die Wafd-Partei die Unabhängigkeit Ägyptens von Großbritannien forderte, stand sie in großem Gegensatz zu dem Großbritannien freundlich gesonnenen König Fuad I. von Ägypten.
15. Juli
Erst als am 16. Juli die preußische Regierung das Stahlhelm-Verbot aufhob, war Reichspräsident von Hindenburg bereit, das Rheinland wie geplant zu besuchen. Hindenburg war im Weltkrieg Generalfeldmarschall und fühlte sich daher dem Bund der Frontsoldaten (Stahlhelm) verbunden.
16. Juli
Der Reichstag lehnte den Plan der Reichsregierung zur Beseitigung des Defizits im Reichshausalt mit 256 gegen 193 Stimmen ab. Daraufhin erließ Reichspräsident Paul von Hindenburg eine Notverordnung, die eine Durchführung dieser Maßnahme auch ohne die Zustimmung des Reichstages ermöglichte.
16. Juli
Aufgrund der schlechten Haushaltslage vieler Gemeinden, forderte der bayerische Städtebund vom bayerischen Landtag eine sofortige Erneuerung des innerbayerischen Finanzausgleichs. Viele Gemeinden und Städte im gesamten Deutschen Reich waren durch die finanzielle Unterstützung der wachsenden Zahl von Erwerbslosen hoch verschuldet.
16. Juli
In Moskau fand seit dem 17. Juni die erste Tagung der Schlichtungskommission statt, die 1929 zwischen dem Deutschen Reich und der Sowjetunion beschlossen worden war. Bei der Tagung ging es hauptsächlich um die Rechtsstellung der in der Sowjetunion ansässigen Reichsdeutschen.
17. Juli
Die DNVP zerbrach an den ergebnislosen Verhandlungen mit der Reichsregierung über eine Regierungsbeteiligung.
18. Juli
Auflösung des Reichstages durch Reichspräsidenten Paul von Hindenburg
19. Juli
Reichspräsident Paul von Hindenburg besuchte als erstes Regierungsoberhaupt seit Errichtung der Weimarer Republik das Rheinland. Er besuchte die Feiern in Speyer aus Anlass des Abzuges der letzten französischen Besatzungstruppen aus dem Rheinland am 30. Juni.
20. Juli
Die sowjetischen Zeitung „Prawda“ berichtete, dass die sowjetrussische Regierung 560 arbeitslose deutsche Bergarbeiter aus dem Ruhrgebiet für das ukrainische Steinkohlenrevier des Donez-Beckens angeworben hatte. Die Sowjetunion benötigte zur Verstärkung der Industrialisierung unbedingt qualifizierte Facharbeiter.
20. Juli
Zum Abschluss der Internationalen Rennwoche im Hoppegarten in Berlin gewann „Alba“ den mit 55 000 RM dotierten Großen Preis von Berlin. Der Favorit des Rennens, „Graf Isolani“ konnte sich nicht platzieren.
21. Juli
In Breslau fand vier Tage lang der Deutsche Bergarbeiterkongress statt. Dabei handelte es sich um einen Interessenverband der Bergarbeiter im Deutschen Reich. Themen wie der aktuelle Abbau von Arbeitsplätzen im Bergbau und die soziale Absicherung von Bergleuten standen im Mittelpunkt der Tagung.
22. Juli
In Bayreuth wurden die Richard-Wagner-Festspiele eröffnet. Der Italiener Arturo Toscanini dirigierte erstmals bei den Festspielen „Tannhäuser“ und „Tristan und Isolde“.
22. Juli
Bei einem Erdbeben in der Umgebung von Neapel starben 3000 Menschen. 6000 Menschen wurden verletzt. Das Zentrum des Erdbebens lag im Gebiet des Monte Vulture, in dessen Umgebung bereits 1694 und 1871 schwere Beben stattgefunden hatten.
22. Juli
Bei den Feiern zur Rheinlandbefreiung, bei denen auch Reichspräsident Paul von Hindenburg anwesend war, stürzte in Koblenz eine Brücke über einen Nebenfluss der Mosel ein. Dabei wurden 37 Menschen getötet. Hindenburg brach daraufhin seine Reise ab und kam erst später wieder zurück.
23. Juli
Ein Erdbeben der Stärke 6,5 in Italien fordert 1.430 Tote
24. Juli
In Rumänien kam es in der Bukowina und in Jassy zu Ausschreitungen gegen Juden. In Bukarest bedrohte die rechtsradikale Organisation der „Eisernen Garde“ Journalisten mit dem Tod, die für die Juden eintraten.
24. Juli
Der indische Philosoph Rabindranath Tangore trug auf einer Vortragsreise in Frankfurt seine Gedichte in Bengali und Englisch vor. Tangore hatte 1913 den Nobelpreis für Literatur erhalten.
25. Juli
Durch eine Notverordnung verbot Reichspräsident Paul von Hindenburg militanten Organisationen der rechts- und linksradikalen Parteien das Tragen von Waffen. Bei Zusammenstößen und Straßenkämpfen dieser Gruppen hatte es im Deutschen Reich in den vergangenen Monate mehrere Tote und Verletzte gegeben.
25. Juli
In Colmar im Elsass fand eine Tagung der „ Frauenliga für Frieden und Freiheit“ statt. Dabei wurde das Thema „Föderalismus und Frieden“ behandelt. Vertreterinnen der Liga aus 32 Ländern der Erde diskutierten bis zum 10. August über Maßnahmen gegen den seit dem Weltkrieg wieder zunehmenden weltweiten Militarismus.
25. Juli
Laut einer Untersuchung der US-Regierung wurden ungefähr 15 000 Personen in den letzten Monaten nach dem Genuss von sog. „Jamaica Ingwer“ teilweise gelähmt. Der von Schmugglern verkaufte Alkohol war mit einer giftigen Abart des Ingwers versetzt worden.
26. Juli
Reichspräsident Paul von Hindenburg unterschrieb die erste Notverordnung zur Behebung finanzieller, wirtschaftlicher und sozialer Notstände. Damit wurde die vom Reichstag am 18. Juli aufgehobene Notverordnung wieder rechtskräftig.
26. Juli
Das Polleitinstitut für Technik und Verkehr in Berlin hatte eine neue Polizeiwaffe entwickelt. Es handelte sich dabei um eine Pistole, aus der Gaspatronen abgeschossen werden konnten.
27. Juli
Der Franzose Andre Leducq gewann die Tour de France. Das längste Etappenrennen für Berufsfahrer, das 1903 zum ersten Mal aufgetragen worden war, hatte am 2. Juli begonnen.
27. Juli
Der Italiener Lombardo auf „Rocabrune“ gewann das Internationale Reit- und Springturnier in Aachen, an dem Reiter aus 14 Nationen teilgenommen hatten.
27. Juli
Frankreich sicherte sich am letzten Tag des Daviscup-Finales in Paris den Sieg gegen die USA.
27. Juli
Der siebentägige Europa-Rundflug mit Piloten aus fast allen Ländern Europas endete in Berlin. Die Teilnehmer hatten seit dem 20. Juli eine Strecke von über 7500 km zurückgelegt.
27. Juli
In Berlin wurde eine Partei der bürgerlichen Mitte, die „Deutsche Staatspartei“ gegründet. Der neuen Partei hatten sich u. a. die Mehrheit der Deutschen Demokratischen Partei (DDP) angeschlossen.
28. Juli
In Kanada siegten die Konservativen bei den Parlamentswahlen. Richard Bedford Bennett wurde Nachfolger des liberalen Ministerpräsidenten William Lyon Mackenzie King.
29. Juli
Zur Belebung der Wirtschaft und Linderung der Arbeitslosigkeit für das Jahr 1930 entwickelte die Reichsbahn-Gesellschaft ein Arbeitsbeschaffungsprogramm. Die Reichsbahn plante u. a. Umbauarbeiten an Gleisen und Neubestellung von Schienenfahrzeugen. Das Programm sollte mit rund 350 Millionen RM finanziert werden.
30. Juli
Der Privatdozent Max Horkheimer wurde als Professor für Sozialphilosophie an die Universität Frankfurt am Main berufen.
30. Juli
Bei der ersten Fußball-Weltmeisterschaft in Uruguay besiegte der Gastgeber im Finale Argentinien mit 4:2.
31. Juli
Das Reichswirtschaftsministerium verzeichnete für den Monat Juli im Bereich des deutschen Außenhandels einen Ausfuhrüberschuss von 45 Millionen RM. Dagegen erreichte der US-amerikanische Außenhandel mit 219 Millionen US-Dollar (rund 916 Millionen RM) seit zehn Jahren seinen tiefsten Stand.

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