Dezember 1938 - Gesamtentjudung
Der Reichsinnenminister und der
Reichswirtschaftsminister erlassen am 3. Dezember
1938 eine Verordnung über den Einsatz des Vermögens
der Juden, die die Grundlage für die
„Gesamtentjudung" der deutschen Wirtschaft, des
deutschen Grundbesitzes und sonstiger Bestandteile
des Volksvermögens enthält. Der Grundstückskauf
wurde für Juden verboten und zudem ein Depotzwang
für Wertpapiere eingeführt um die Kontrolle des
Vermögens zu haben. Die Führerscheine von Juden
wurden für ungültig erklärt.
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Wichtige Ereignisse im
Dezember 1938
1. Dezember
Der neue tschechoslowakische Ministerpräsident
Rudolf Beran (Partei der Nationalen Einheit) bildete
in Prag sein neues Kabinett. Sein Stellvertreter
wurde Karel Sidor (Slowakische Einheitspartei).
Außenminister blieb Franti Chvalkovsky.
1. Dezember
Rudolf Heß, der Stellvertreter des Führers, vollzog
in Eger den symbolischen ersten Spatenstich für die
Reichsautobahn im Sudetenland.
1. Dezember
Australien wollte in den nächsten drei Jahren 15 000
Flüchtlingen Asyl gewähren.
2. Dezember
200 jüdische Kinder aus Berlin und Hamburg trafen in
Großbritannien ein. Nach drei Wochen dauernden
Eingewöhnungskursen wurden sie in britischen
Familien untergebracht.
2. Dezember
In der Freien Stadt Danzig wurden erstmals
Ausbürgerungen unerwünschter Fremder vorgenommen.
Sechs jüdischen Familien wurde die
Staatsbürgerschaft aberkannt und sie mussten
innerhalb von sechs Wochen Danzig verlassen.
2. Dezember
Der tschechoslowakische Staatspräsident Emil Hácha
verfügte eine umfangreiche Amnestie für sämtliche
politischen Delikte mit Ausnahme von Anschlägen
gegen die Republik und Militärverrat.
3. Dezember
Verordnung über den Einsatz des
jüdischen Vermögens
4. Dezember
Führer und Reichskanzler Adolf Hitler ordnete in den
sudetendeutschen Gebieten Wahlen zum Großdeutschen
Reichstag an.
4. Dezember
Im Rahmen des Winterhilfswerks fand im Deutsche
Reich der „Tag der Nationalen Solidarität“ statt,
der nach offiziellen Angaben ein Sammelergebnis von
über 15 Millionen Reichsmark brachte. An diesem Tag
war es jüdischen Bürgern verboten, zwischen 12 und
20 Uhr die Wohnungen zu verlassen.
5. Dezember
Auf dem Rückflug von Tokio musste das deutsche
Großflugzeug Focke-Wulf Fw-200 „Condor“ wegen eines
Schadens an der Treibstoffleitung bei Manila auf dem
Wasser niedergehen und sank. Die vierköpfige
Besatzung wurde gerettet.
5. Dezember
Der Schweizer Bundesrat beschloss in einer
Demokratieschutzverordnung Maßnahmen gegen
staatsgefährdende Umtriebe. Vor allem die
Begünstigung feindlicher Propaganda sollte unter
Strafe gestellt werden.
6. Dezember
In Paris unterzeichneten Reichsaußenminister Joachim
von Ribbentrop und sein französischer Amtskollege
Georges Bonnet eine deutsch-französische
Nichtangriffserklärung.
6. Dezember
In Berlin wurden Teile der Wilhelmstraße und der
Straße Unter den Linden mit einem Judenbann belegt.
Juden durften diese Straßen nicht mehr betreten.
6. Dezember
John Heartfield, früherer Herausgeber der
„Volks-Illustrierten“ floh aus Prag nach London.
7. Dezember
Der NS-Studentenbund wandte sich in einer
offiziellen Stellungnahme gegen die Auffassung, dass
der Tanz weltanschauungsfrei sein könnte. Es gelte
durch eine Förderung deutscher Tänze, der
moralischen Verwahrlosung auf diesem Gebiet
entgegenzutreten.
7. Dezember
In vielen italienischen Städten fanden wie schon am
Vortag Demonstrationen für einen Anschluss von Tunis
(französisches Protektorat) und Korsika an Italien
statt. Auch die italienische Presse griff diese
Forderungen auf. In Straßburg demonstrierten
französische Hochschüler. Sie forderten: „Sardinien
und
Sizilien an Frankreich“.
8. Dezember
In Kiel lief der erste Flugzeugträger der deutschen
Kriegsmarine vom Stapel. Er wurde durch Gräfin Hella
von Brandenstein, einer Tochter des Grafen Ferdinand
von Zeppelin (1838-1917) auf den Namen „Graf
Zeppelin“ getauft. Das Schiff hatte eine
Wasserverdrängung von 19 000 t und war u. a. mit 16
Geschützen vom Kaliber 15 cm bestückt.
8. Dezember
In der Sowjetunion wurde der für die Moskauer
Schauprozesse verantwortliche Volkskommissar des
Innern (seit 1936), Nikolai I.Jeschow abgelöst.
Seine Nachfolge übernahm Lawrenti P. Berija. Er war
damit neuer Chef des gesamten Polizei-, Nachrichten-
und Sicherheitsdienstes.
9. Dezember
Der Schweizer Bundesrat unterbreitete den
eidgenössischen Räten eine Botschaft und Vorlage
über Aufgabe und Organisation der schweizerischen
Kulturwahrung und Kulturwerbung. Im Zeichen
erneuerten föderalistischen Denkens wurde die Maxime
von der „geistigen Landesverteilung“ geprägt.
10. Dezember
In Oslo wurde das Internationale Nansen-Amt für
Flüchtlinge mit Sitz in Genf mit dem
Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Die übrigen
Preisträger waren der Italiener Enrico Fermi für
Physik, die US-Amerikanerin Pearl S. Buck für
Literatur und der gebürtige
Wiener Richard Kuhn für
Chemie. Der Nobelpreis für Physiologie oder Medizin
des Jahres 1938 wurde noch nicht vergeben.
10. Dezember
In München fand die zweite deutsche Ausstellung für
Architektur und Kunsthandwerk statt. Sie bot dem
Besucher einen umfassenden Überblick über die
künftigen Pläne nationalsozialistischer Architektur.
11. Dezember
In Jugoslawien fanden Parlamentswahlen statt. 58,9
Prozent der Stimmen entfielen auf die Listen des
Ministerpräsidenten Milan Stojadinovic.
11. Dezember
In Prag konstituierte sich als Zusammenschluss des
linken Flügels der Nationalsozialistischen Partei
sowie der tschechischen Sozialdemokraten die
Nationale Partei der Arbeit unter dem Vorsitz von
Antonin Hampl als Opposition gegen Ministerpräsident
Rudolf Beran.
11. Dezember
Bei den Landtagswahlen im Memel Land entfielen auf
die deutsche Liste 87,3 Prozent.
12. Dezember
Das Oberkommando der Wehrmacht gab die neuen
Bedingungen für die Einstellung von länger dienenden
Freiwilligen bekannt. Für Heer und Luftwaffe wurden
Bewerber von 17 bis 25 Jahren angenommen, bei der
Kriegsmarine betrug das Höchstalter 23 Jahre. Erster
Truppenteil der neuen Fallschirmjägertruppe was das
Regiment Hermann Göring (Stendal).
12. Dezember
Im Deutschen Reich wurde das neue Gesetz über die
Devisenbewirtschaftung erlassen. Es trat am 1.
Januar 1939 in Kraft.
13. Dezember
Die ersten 100 Häftlinge wurden aus dem
Konzentrationslager Sachsenhausen in das Außenlager
Neuengamme bei Hamburg verbracht.
13. Dezember
Laut der Verordnung von Reichsarbeitsminister Franz
Seldte galten die reichsdeutschen Regelungen für den
Ladenschluss an Heiligabend auch in Österreich und
den sudetendeutschen Gebieten. Danach war um 17 Uhr
Ladenschluss, bei Geschäften, die vor
allem
Lebensmittel verkauften um 18 Uhr.
14. Dezember
Otto Hahn und Fritz Straßmann führen
die erste Kernspaltung herbei
14. Dezember
Konrad Zuse stellt die Zuse Z1 fertig
15. Dezember
Die Länge der Reichsautobahnen betrug durch die
Eröffnung neuer Streckenabschnitte 3062 km.
15. Dezember
Die Autofirma Opel nahm den „Kapitän“ ins Programm,
der den Super 6 ersetzte. Der fünfsitzige „Kapitän“
hatte mit seinem 55 PS starken 2,5-l-Motor eine
Dauergeschwindigkeit von 112 km/h. Er kostete als
zweitürige Limousine ab Werk 3575 Reichsmark,
viertürig 3975 Reichsmark und als Cabriolet 4325
Reichsmark.
16. Dezember
In Burgos beschloss die nationalspanische Regierung,
dem 1931 abgesetzten König Alfons XIII. die Rückkehr
nach Spanien zu erlauben.
16. Dezember
In Rumänien entstand durch ein königliches Dekret
die Front der nationalen Wiedergeburt, die als
einzige politische Organisation zugelassen wurde.
16. Dezember
Durch Erlass von Führer und Reichskanzler Adolf
Hitler wurde das Ehrenkreuz der deutschen Mutter für
kinderreiche Mütter gestiftet.
17. Dezember
Italien gab Frankreich offiziell bekannt, dass es
sich an das Laval-Mussolini Abkommen vom 7. Januar
1935 über Kolonialkompensation in Nordafrika nicht
mehr gebunden fühlte. Darin war u. a. die Abtretung
von drei Kolonialgebieten an Italien und die
Zustimmung Italiens zum Abbau des privilegierten
Status der Italiener in Tunesien vereinbar worden.
Der damalige Außenminister Pierre Laval sollte
Ministerpräsident und Duce Benito Mussolini
versprochen haben, ihm freie Hand in Abessinien
(Äthiopien) zu lassen, sofern es dabei zu keinem
Krieg komme.
18. Dezember
In der
Slowakei fanden die ersten Landtagswahlen
statt. 97,5 Prozent der Wahlberechtigten stimmten
für die Einheitsliste des Ministerpräsidenten Jozef
Tiso.
18. Dezember
Der italienische Ministerpräsident und Duce Benito
Mussolini weihte auf Sizilien die neue Stadt
Carbonia ein, in deren Nähe bedeutende
Kohlevorkommen liegen.
19. Dezember
Die Vertrauensleute der rund 4000 Personen
umfassenden jüdischen Gemeinde der Freien Stadt
Danzig erklärten, im Frühjahr 1939 geschlossen die
Stadt verlassen zu wollen.
20. Dezember
Die westdeutschen Eisenbahnen begingen in Düsseldorf
ihre 100-Jahr-Feier. Am 20. Dezember 1838 war die
Eisenbahnstrecke Düsseldorf-Erkrath als erste in
Betrieb gegangen.
21. Dezember
Der Deutsche Reichsbund für Leibesübungen (DRL)
wurde auf Erlass des Führers und Reichskanzlers
Adolf Hitler in Nationalsozialistischer Reichsbund
für Leibesübungen (NSRL) umbenannt und der
NSDAP
unterstellt.
21. Dezember
Durch das Gesetz über die Deutsche Reichslotterie
wurde das Recht, öffentliche Lotterien und
Ausspielungen zu veranstalten, dem Reich zugewiesen.
22. Dezember
Die jüdischen Hochschullehrer an den deutschen
Hochschulen in Prag und Brünn wurden von jeder
Lehrtätigkeit ausgeschlossen. Auch jüdische Lehrer
an den deutschen Schulen mussten ihre Tätigkeit
aufgeben.
22. Dezember
In Tokio formulierte Japans Ministerpräsident
Fumimaro Prinz Konoe sein Programm zur „Neuen
Ordnung“ Ostasiens. Als Vorbedingung für einen
Frieden mit China wurden u. a. genannt: Anerkennung
des 1934 von Japan gegründeten Kaiserreichs
Mandschukuo, freier Handel und Ansiedlungsrechte für
Japaner in China und die Erklärung der inneren
Mongolei zum besonderen antikommunistischen Gebiet.
23. Dezember
Auf 22 „Vorweihnachtsfeiern“ der
NSDAP in Berlin
wurden 120 000 Kinder bedürftiger Eltern beschenkt.
23. Dezember
Die nationalspanischen Truppen begannen ihre
Offensive gegen das republikanische Katalonien. Der
mit großer Überlegenheit an Menschen und Material
geführte Angriff schlug schnell Lücken in die nur
dünne republikanische Front.
23. Dezember
Der neue Film des Regisseurs und Schauspielers Henry
Piel wurde uraufgeführt. In „Menschen, Tiere,
Sensationen“ präsentierte sich Piel als
Raubtierdresseur.
24. Dezember
De Chef der Sicherheitspolizei und des
Staatssicherheitsdienstes, Reinhard Heydrich, erließ
eine Anordnung für die Leitstellen der Geheimen
Staatspolizei im Sudetenland, von einer
unbegründeten Festnahme und Einlieferung in
Konzentrationslager abzusehen.
24. Dezember
Papst Pius XI. übte in einer Ansprache an das
Kardinalskollegium im Vatikan Kritik an der
antikirchlichen Haltung der italienischen Regierung.
25. Dezember
Der „Völkische Beobachter“ schrieb in einem Artikel
zum Weihnachtsfest zur Rolle der deutschen Mutter,
die Schaffung des Mutterkreuzes drücke das Vertrauen
aus, „das der Führer und damit das ganze deutsche
Volk allen Müttern“ entgegenbrächte.
26. Dezember
Als Reaktion auf die Kündigung des
Mussolini-Laval-Abkommens vom 7. Januar 1935 durch
Italien am 17. Dezember schickte Frankreich zum
Schutz der französischen Interessen im Somaliland
einen Zerstörer und 1000 Senegalschützen nach
Djibouti.
27. Dezember
Das Präsidium des Obersten Sowjet führte den
Ehrentitel „Held der Sozialistischen Arbeit“ ein.
28. Dezember
Um den Kleinwohnungsbau im Deutschen Reich zu
fördern, wurden die zur Siedlungsfinanzierung
gewährten Reichsdarlehn künftig bis zu 38 Jahren
zinsfrei gewährt. Lediglich eine Tilgung von einem
Prozent, bei höheren Einkommen zwei Prozent, war zu
leisten.
28. Dezember
In Paris wurden die Filme „Gare du Nord“ von Marcel
Carné und „Bestie Mensch (La bête humaine)“ mit Jean
Gabin in der Hauptrolle von Jean Renoir
uraufgeführt.
29. Dezember
In der Sowjetunion wurden „Maßnahmen zur Stärkung
der Arbeitsmoral durch Änderungen der
Sozialeinrichtungen“ verkündet. Danach wurden
Tariflöhne und Urlaub gekürzt und eine Aufhebung des
Bezugs von verbilligten Lebensmitteln nach
zweimaligen Arbeitsplatzwechsel eingeführt. Ferner
wurden für Arbeiter und Angestellte Arbeitsbücher
eingeführt.
30. Dezember
Bei einem Seegefecht vor Gibraltar wurde der
republikanische Zerstörer „José Luis Diaz“ von
nationalspanischen Kriegsschiffen versenkt.
31. Dezember
Die deutsche katholische Tageszeitung „Germanie“
stellte ihr Erscheinen ein.
31. Dezember
In Prag stellten die seit 1921 erscheinende und als
offiziöses Blatt des Prager Außenministeriums
geltende „Prager Presse“ und die 1827 erstmals
erschiene „Bohemia“ ihr Erscheinen ein.
31. Dezember
In der Slowakei wurde eine Volkszählung
durchgeführt. Sie ergab eine Bevölkerung von 2,7
Millionen, wobei die Slowaken einen Anteil von 84,56
Prozent, die Deutschen von 4,74 Prozent und die
Tschechen von 3,46 Prozent hatten.
31. Dezember
Die Operette „Saison in Salzburg“ von Fred Raymond
mit dem Text von Max Wallner und Kurt Feltz feierte
im Stadttheater in Kiel Premiere.
Wer
hat im Dezember 1938 Geburtstag >>
Dezember 1938 in den Nachrichten
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