Das Autojahr 1931 - Porsche und seine Visionen

Das Jahr 1931 brachte in Deutschland die Gründung eines Automobilkonzerns hervor, der bis heute Sportwagen der Extraklasse herstellt, die weltweit zu den begehrtesten Statussymbolen zählen.
Der visionäre österreichische Automobilingenieur Ferdinand Porsche wurde am 3. September 1875 geboren und wurde bereits im Alter von achtzehn Jahren in einem Wiener Betrieb als Mechaniker ohne jegliche technische Ausbildung angestellt. Sechs Jahre später wechselte Ferdinand Porsche zu den ebenfalls in Wien ansässigen Lohner-Werken, in denen er in Zusammenarbeit mit Ludwig Lohner das erste Hybrid-Fahrzeug der Welt entwickelte. Nach weiteren Karriere-Stationen in einflussreichen Positionen bei Austro-Daimler und später bei Daimler eröffnete der Automobilingenieur in Stuttgart sein eigenes Konstruktionsbüro, das am 25. April 1931 als Dr. Ing. h. c. F. Porsche GmbH eingetragen wurde. Seine Stellung als führender Automobilkonstrukteur Deutschlands untermauerte Porsche in den darauf folgenden Jahren mit dem Auftrag durch Adolf Hitler, mit dem später „Käfer“ genannten KdF-Wagen ein Auto für das deutsche Volk zu entwickeln, das mit einem Preis von 990 Reichsmark für jeden deutschen Bürger erschwinglich sein sollte. Als Mitglied der NSDAP und später der SS spielte Ferdinand Porsche eine maßgebliche Rolle in der Nazi-Zeit, die dem Image seines Konzerns nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs lange nachhing und dem Automobilingenieur eine fast zweijährige Haftstrafe in verschiedenen französischen Gefängnissen einbrachte.
Nach seinem Tod am 30. Januar 1951 führte sein Sohn Ferry Porsche das Unternehmen erfolgreich weiter und etablierte es mit seinen Entwürfen von Kultautos wie dem Porsche 356 Nr. 1 Roadster, dem 911 oder dem kommerziell äußerst erfolgreichen Porsche 944 als einen der wichtigsten Autokonzerne Deutschlands.
In der englischen Stadt Coventry brachte das Jahr 1931 das Existenzende der 1859 durch James Starley, den Erfinder und Vater der Fahrradindustrie gegründeten Swift Motor Company, die zu Beginn des Jahrhunderts die Herstellung von Automobilen aufgenommen hatte und bis zu den frühen Zwanzigerjahren beträchtliche kommerzielle Erfolge vorweisen konnte. Die wachsende Konkurrenz durch Unternehmen wie Morris und die Massenproduktion von Ford zwangen die Swift Motor Company schließlich, nach der Fertigung von etlichen tausend Autos, die Produktionsstätten Quinton Works nahe Coventry im Jahr 1931 für immer zu schließen.
Dasselbe Schicksal ereilte in den Vereinigten Staaten die von Edward S. „Ned“ Jordan gegründete Jordan Motor Car Company, die nach ihrem 15-jährigen Bestehen in Cleveland, Ohio, die Produktion einstellen musste.
Trotz der Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise brachte dieses Jahr auch einige Klassiker der Automobilindustrie hervor. In Deutschland machte die Adam Opel AG gleich mit zwei der Öffentlichkeit präsentierten Modellen auf sich aufmerksam. Der Opel 1,2 Liter wurde in verschiedenen Ausführungen bis 1937 produziert und brachte dem Konzern enorme Verkaufszahlen. Bis zum Produktionsende wurden in Rüsselsheim mehr als 244.000 Exemplare hergestellt. Der Luxuswagen Opel 1,8 Liter war das erste, von General Motors in Nordamerika entworfene und entwickelte Opel-Modell, nachdem General Motors zuvor fast 80% der Anteile von Opel erworben hatte.
In den USA trotzte General Motors der Weltwirtschaftskrise im Jahr 1931 mit der Präsentation des Cadillac V-12, einer großräumigen Luxuslimousine, von der insgesamt 10.903 Stück angefertigt wurden. Mit dem Chevrolet Series AE Independence und der Produktion von insgesamt 619.554 Exemplaren dieses Oberklassewagens innerhalb eines Jahres konnte General Motors die Position als führender Konzern der US-Autoindustrie von Ford zurückerobern.
In der Tschechoslowakei hatte ein von Hans Ledwinka geleitetes Ingenieursteam für den Konzern Tatra mit den Modellen 54, 70, 80 und V570 gleichzeitig mehrere Autos entwickelt, die alle im Jahr 1931 erstmals vorgestellt wurden.
In Italien wurden ab 1931 etwa 3.400 Stück der neuen Limousine Fiat 515, fast 6.000 Stück des in mehreren Karosserieformen erhältlichen Fiat 522 sowie mehr als 10.000 Exemplare der luxuriöseren Ausführung Fiat 525 produziert. Auf dem italienischen Luxusmarkt bedeutete 1931 das Geburtsjahr des Isotta Fraschini Tipo 8B, von dem bis zum Jahr 1934, als der verantwortliche Ingenieur Giustino Cattaneo das Unternehmen verließ, geschätzte 82 Stück angefertigt worden waren.
Der elegant-sportliche, von Vittorio Jano entworfene Alfa Romeo 8 C war ab 1931 bis zum Ende der Dekade das erfolgreichste Rennauto des italienischen Traditionsunternehmens.

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