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Sportjahr 1924 – Die I. Olympischen Winterspiele
Winterolympiade in Chamonix
Im Rahmen der Olympischen Spiele von Paris wurde vom
25. Januar bis zum 5. Februar 1924 die
„Internationale Wintersportwoche“ veranstaltet.
Nachträglich wurde diese Woche wegen ihres großen
Erfolgs mit den „olympischen Weihen“ gekrönt und als
die I. Olympischen Winterspiele anerkannt.
Durchgeführt wurden die Wettkämpfe im französischen
Chamonix-Mont-Blanc. Die Voraussetzungen in dem
Wintersportort waren bestens geeignet, um
eigenständige Winterspiele auszutragen. Ein großes
Eisstadion war außerdem vorhanden. International maß
man diesem Sportereignis eine enorme Bedeutung zu.
Weltweit wurde Bericht erstattet.
Aus 16 Ländern
waren Sportlern angereist, um sich in den
Wintersportarten zu messen. Zu den 300 Teilnehmern
gehört das Deutsche Reich noch nicht, es war noch
ausgeschlossen von diesem Sportereignis. Die „Wiener
Schule“ dominierte im Eiskunstlauf. Das war bei den
Damen die gebürtige Wienerin und zweifache
Weltmeisterin Herma Szabó (1902-1986), die kurz
danach bei der WM ihren dritten Titel holen konnte.
Bei den Herren belegte der Klagenfurter Willy Böckl
(1893-1975) den zweiten Platz und die
Paar-Konkurrenz gewannen Helene Engelmann
(1898-1985) und Alfred Berger (1894-1966), die beide
aus Wien stammten. Um den Nachwuchs musste man sich
nicht sorgen, denn obgleich die Norwegerin Sonja
Henie (1912-1969) als Elfjährige 1924 „nur“ den
achten Platz belegte, erregte sie dennoch Aufsehen.
Ihr wurde eine große Zukunft im Eiskunstlauf
vorausgesagt, die sie schon 1928 mit Olympia-Gold
und mit WM-Silber verwirklichen konnte. Das war aber
erst der Anfang einer bravourösen
Eiskunstlauf-Karriere, denn Sonja Henie wurde mit
insgesamt drei Olympiasiegen, mit zehn
Weltmeistertitel und sechs Europameistertiteln in
den Jahren 1927 bis 1936 mit Abstand zur
erfolgreichsten Einzelläuferin in der Geschichte
dieses Sports. Danach zog sich aus dem Amateursport
zurück und startete eine zweite Karriere bei
Eis-Revuen und beim Film. Sie ging nicht nur als
grandiose Eiskunstläuferin in die Geschichte ein,
sondern auch als die erste Läuferin, die kurze Röcke
auf dem Eis trug, mit weißen Schlittschuhen auftrat
und eine Choreographie einsetzte. Im Jahr 1976 wurde
sie in die Eiskunstlauf Hall of Frame aufgenommen.
Außerdem hat sie einen Stern auf dem
Walk of Fame.
Sonja Henie wurde 1938 mit dem Sankt-Olav-Orden
erster Klasse ausgezeichnet, dessen jüngste Trägerin
sie mit 25 Jahren ist.
VIII. Olympische Sommerspiele
Vom 4. Mai bis zum 27. Juli 1924 fanden die
Olympische Sommerspiele statt. Sie wurden in Paris
ausgetragen. Zu den besonderen Höhepunkten gehörte
bei der Abschlussfeier zum ersten Mal das
zeremonielle Hissen der drei Fahnen. Das war einmal
die des Olympischen Komitees, dann die der
ausrichtenden Nation und zudem die der nächsten
Nation, die die Spiele ausrichten würde. Ebenfalls
zum ersten Mal wurde das neue olympische Motto
zitiert, das von dem französischen Pater und
Schriftsteller Henri Didon (1840-1900) erdacht
worden war: „altius, citius, fortius“ („Schneller,
höher, weiter“). Zwei Sportler waren besonders
herausragend mit ihren Leistungen aufgefallen. Der
Ausnahme-Schwimmer Johnny Weissmuller (1904-1984)
aus den Vereinigten Staaten errang drei
Goldmedaillen. Zwei davon gewann Weissmuller in
Einzelwettbewerben, eine gewann er mit der
Mannschaft. Weissmuller, der auch als Wassersportler
aktiv war, errang außerdem noch eine Bronzemedaille
im Wasserball.
Der US-amerikanische Rekordjäger hatte bereits zu
Beginn des Jahres 1924 in Miami (US-Bundesstaat
Florida) wieder einen Weltrekord geschwommen und
zwar über 100 m Freistil in 57,4 sec. Damit hatte er
seinen eigenen Weltrekord verbessert vom 9. Juli
1922, der mit 58,6 sec schon sensationell gewesen
war. Weissmuller war der erste Schwimmer, der die
100-m-Distanz unter einer Minute schaffte. Nach
seiner grandiosen Schwimmkarriere erlangte
Weissmuller noch einmal weltweite Berühmtheit durch
seine Tarzan-Darstellung im Film.
Ebenfalls ein Star der Olympischen Spiele war das
„Laufwunder“ Paavo Nurmi (1897-1973). Zu seinen drei
Goldmedaillen, die er 1920 gewonnen hatte, kamen in
jenem Jahr 1924 fünf (!) Goldmedaillen. Zwei der
Goldmedaillen errang er innerhalb von eineinhalb
Stunden. Zuerst gewann er die 1.500-m-Distanz in
3:53,6 und gleich anschließend, kaum eine halbe
Stunde später, schaffte er die 5.000 Meter 14:31,2
min. Es schien, als würde Nurmi seine Siege mit
mühelosem und immer elegantem Laufstil erringen. Er
kontrollierte sich auch selbst bei jedem Rennen,
hatte eine Stoppuhr in der Hand und maß seine
Laufzeit. Im Rahmen der Olympischen Spiele wurde
auch „Hitzeschlacht von Colombes“ oder auch die
„Sonnenschlacht von Colombes“ ausgetragen, ein
Querfeldeinlauf. Er fand am 12. Juli 1924 statt. Es
waren 38 Läufer an den Start gegangen, die bei
Temperaturen in der Sonne um 45 Grad Celsius rund
10,65 Kilometer bewältigen mussten. Es kamen nur 15
Läufer ans Ziel. Und Paavo Nurmi ging als
Schnellster durchs Ziel. Er lief die Strecke in
32:54,8 Minuten. Sein Vorsprung hatte fast
eineinhalb Minuten betragen zu seinem Landsmann
Ville Ritola (1896-1982), dem Zweitplatzierten.
Die Olympischen Sommerspiele waren auf
eindringlichen Wunsch des Begründers der Spiele,
Pierre de Coubertin (1863-1936), an Paris vergeben
worden. Mit diesen Spielen erlebte er seine
„Wunschspiele“, um die Schmach von 1900
wettzumachen. Nach den Spielen zog sich Coubertin
als IOC-Ehrenpräsident vom aktiven Geschehen zurück.
Frankfurter Olympiade – das deutsche Trostpflaster
Die „Frankfurter Olympiade“ wurde ausgetragen, um
all den deutschen Athleten einen Trost zu bieten,
die nicht zur Olympiade nach Paris fahren konnten,
weil das IOC die Teilnahme deutscher Sportler als
problematisch ansah wegen der Entfesselung des
Ersten Weltkrieges. Ähnlich war auch die Motivation,
die zur Austragung der „Deutsch-Akademischen
Olympiade“ führte, zu der Studenten aus ganz
Deutschland angereist waren.
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