September 1922 -
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Wichtige Ereignisse im
September 1922
1. September
In Leipzig nahm der Staatsgerichtshof seine
Tätigkeit auf. Seine Einrichtung war zusammen mit
der Verabschiedung des Gesetzes zum Schutz der
Republik beschlossen worden.
1. September
Der Großindustrielle Hugo Stinnes schloss mit dem
französischen Regierungsvertreter Odon de Lubersac
ein Abkommen über Sachlieferungen im Rahmen der
Reparationszahlungen. Die Stinnes-Werke übernahmen
dabei die gesamte Organisation der Lieferungen.
2. September
Reichspräsident Friedrich Ebert (MSPD) erklärte das
„Deutschlandlied“ offiziell zur Nationalhymne des
Deutschen Reiches.
2. September
Das Reichswirtschaftsministerium erklärte, dass eine
Rückkehr zur Zwangswirtschaft bei der
Zuckerversorgung unvermeidlich sei.
3. September
Bei einer Abstimmung in Oberschlesien stimmten 650
000 Stimmberechtigte für und 50 000 gegen den
Verbleib im preußischen Staat.
3. September
In Anwesenheit des Reichspräsidenten Friedrich Ebert
(MSPD) wurde in Bremen die niederdeutsche Woche
eröffnet.
4. September
In den USA fand seit dem 1. April ein
Bergarbeiterstreik statt, dem sich auch große Teile
der Eisenbahner angeschlossen hatten. Er konnte nach
langwierigen Verhandlungen zwischen den
Tarifpartnern und der Regierung mit teilweisen
Lohnerhöhungen beendet werden.
4. September
Ein geplanter Deutscher Anwaltstag in Leipzig wurde
abgesagt, da sich viele Juristen die Kosten für eine
Teilnahme nicht leisten konnten.
5. September
Die Gehälter der deutschen Beamten mussten wegen der
steigenden Preise um 30 Prozent erhöht werden.
5. September
Das preußische Innenministerium veröffentlichte eine
Verfügung zur Bekämpfung des Schlemmens in
Gasthäusern, Bars, etc.
6. September
In Genf erklärte der österreichische Bundeskanzler
Ignaz Seipel vor einer Tagung des Völkerbundes: „Ehe
das Volk Österreich in seiner Absperrung zugrunde
geht, wird es alles tun, um die Schranken und
Ketten, die es beengen und drücken zu sprengen“.
Seipel wandte sich hierbei gegen vorgesehene
Auflagen an Österreich, die mit einer Anleihevergabe
verknüpft werden sollten.
6. September
Fridtjof Nansen sorgte für die Veröffentlichung
eines Buches mit Beiträgen bedeutender
westeuropäischer Künstler. Der Erlös aus dem Verkauf
des Buches sollte den hungernden Kindern in Russland
zugutekommen.
8. September
In Griechenland trat die Regierung unter Peter E.
Protopapadakis wegen der katastrophalen Niederlage
griechischer Truppen im griechisch-türkischen Krieg
zurück. Am 11. September bildete Nikolaus
Triandaphyllakos ein neues Kabinett.
8. September
Das Berliner Philharmonische Orchester bat in der
Presse um staatliche Unterstützung, da die zur
Verfügung stehenden finanziellen Mittel das
Weiterbestehen des Orchesters unmöglich machten.
10. September
In Thüringen gewannen bei Kommunalwahlen die
bürgerlichen Parteien 195 Sitze im Abgeordnetenhaus.
Die linksgerichteten Parteien erhielten 161 Sitze.
10. September
Die Hohe Interalliierte Rheinkommission verbot das
Singen und Spielen der neuen Nationalhymne des
Deutschen Reiches in den besetzten deutschen
Gebieten. Der Grund dafür war der „imperialistische“
Text.
12. September
Der Finne Paavo Nurmi verbesserte in Stockholm auf
der 5000-m-Strecke mit 14:35,4 min den seit zehn
Jahren bestehenden Weltrekord.
13. September
In Königsberg genehmigte die
Stadtverordnetenversammlung eine Stiftung von 300
000 Mark zur Errichtung einer würdigen Gedenkstätte
für den Philosophen Immanuel Kant.
14. September
Der sächsische Landtag in Dresden beschloss mit den
Stimmen der bürgerlichen Parteien und der
Kommunisten seine Auflösung.
14. September
Der österreichische Nationalrat beriet über die
Aufnahme von Krediten und stellte fest, dass diese
die Unabhängigkeit und Selbständigkeit des Landes
nicht beeinträchtigen dürften.
15. September
In Berlin wiederholte Reichskanzler Joseph Wirth
(Zentrum) auf der Versammlung des Industrie- und
Handelstages die Maxime der Regierung: „Erst Brot,
dann Reparationen“.
15. September
Aufgrund der ständigen Währungsschwankungen legten
einige offizielle Stellen Preise in Naturalien fest.
So wurden z. B. in Weimar und Naumburg Schulgeld,
Elektrizität, Gas und Arzthonorare in Naturalien
bezahlt.
16. September
In Berlin fand bis zum 19. September die erste
internationale Konferenz der kommunistischen
Kindergruppenbewegung statt. Die Delegierten
beschäftigten sich mit der Organisierung der
politischen Arbeit unter den Kindern.
17. September
In Berlin tagte die erweiterte Exekutive der
internationalen Arbeiterhilfe (IAH). Dabei wurde die
Industrie- und Handelsgesellschaft internationale
Arbeiterhilfe für Sowjetrussland zur Organisation
einer Arbeiteranleihe gegründet.
17. September
In dem Berliner Kino „Alhambra“ wurde der Film „Der
Brandstifter“, der erste Spielfilm mit integrierter
Lichttonspur, gezeigt.
18. September
Der Präsident der Deutschen Reichsbank, Rudolf
Havenstein, erhielt am letzten Tag seiner
dreitägigen London Reise die Garantie der Bank von
England für die deutschen Wechselzahlungen über die
im August vom Deutschen Reich angekündigte Rate der
Reparationszahlungen.
18. September
In Genf stimmte die Völkerbundessammlung für die
Aufnahme Ungarns in die Organisation.
19. September
In Leipzig trat der Staatsgerichtshof zum Schutze
der Republik zusammen. Die Beschwerde der „Deutschen
Allgemeinen Zeitung“ wegen des Verbots wurde in der
Verhandlung tags darauf abgewiesen.
19. September
Der deutsche Geschäftsträger teilte der belgischen
Regierung in Brüssel mit, dass die Deutsche
Reichsbank bereit war, den Sechsmonatswechsel in
Höhe von 270 Millionen Mark für die
Reparationszahlung unter Verzicht auf die zunächst
verlangte Verlängerung zu unterzeichnen.
20. September
Zwischen 88 französischen Bauunternehmern und der
deutschen Kommanditgesellschaft Lehrer-Siemens
(„Lesi“) wurde ein Vertrag geschlossen. Danach
lieferten die deutschen Unternehmen Baumaterial in
die französischen Wiederaufbaugebiete und führten
auch Bauarbeiten durch.
20. September
In Paris fand ein Treffen zwischen den französischen
Ministerpräsidenten Raymond Poincaré, dem britischen
Außenminister George Nathaniel Curzon und dem
ehemaligen italienischen Außenminister Carlo Graf
Sforza statt. Es wurde über die Lage in Smyrna nach
dem türkischen Sieg gesprochen, um über ihre
Forderungen gegenüber der Türkei zu beraten. Die
Staaten fürchteten um die Verringerung ihres
bisherigen Einflusses in dem Gebiet.
21. September
Bei einer Fahnenweihe in Mailand erklärte der
Faschistenführer Benito Mussolini, der oberste
Grundsatz der Faschisten sei Disziplin. Streiks
müssten verboten werden und Staatsmänner, die dem
Sozialismus immer nachgegeben hätten, müssten
umgehend ersetzt werden.
21. September
Über den Weihnachtsinseln fand eine totale
Sonnenfinsternis statt. Die Beobachtung war für die
angereisten internationalen Wissenschaftler
unbefriedigend, da die Sonne die meiste Zeit von
Wolken verdeckt wurde.
22. September
Die tschechoslowakische Staatsanwaltschaft forderte
in einer Note die in der Tschechoslowakei arbeitende
ungarischen und deutschen Zeitungsredaktionen auf,
kritische Artikel gegenüber der Großen und der
Kleinen Entente künftig zu unterlassen.
23. September
In München an den Kammerspielen wurde erstmals ein
Stück des jungen Autors Bertolt Brecht auf der Bühne
gezeigt. Otto Falckenberg inszenierte die
Uraufführung von „Trommeln in der Nacht“.
24. September
In Nürnberg fand ein gemeinsamer Parteitag der
Unabhängigen (USPD) und der Mehrheitssozialisten
(MSPD) statt. Die Parteien beschlossen ihre
Wiedervereinigung.
24. September
Die Schweizer entschieden sich bei einer
Volksabstimmung gegen die Einführung eines
Schutzgesetzes, das eine wesentliche Verschärfung
des politischen Strafrechts bedeutet hätte.
25. September
In Breslau fand eine Tagung des Zentralvorstandes
der Deutschen Volkspartei (DVP) statt. Dabei wurden
die notwendigen Maßnahmen gegen die immer schlechter
werdende wirtschaftliche Lage besprochen.
25. September
In Berlin begann der VII. internationale
psychoanalytische Kongress unter Vorsitz von Sigmund
Freud. Der Kongress dauerte bis zum 27. September.
26. September
In einer Note protestierte die Regierung
Sowjetrusslands gegen die Orientpolitik der Entente.
Russland sei mit seinen Verbündeten, der Ukraine und
Georgien, nach der Türkei an erster Stelle an einer
Freiheit der Meerengen interessiert.
26. September
Das polnische Parlament genehmigte ein Finanzgesetz,
in dem u. a. die Deckung des Haushaltsdefizits
teilweise durch den Druck von polnischem Papiergeld
vorgesehen ist. Der Złoty wurde den Gold Franc
gleichgesetzt.
27. September
Mitglieder der ehemaligen USPD unter Theodor
Liebknecht und Georg Ledebour gründeten eine neue
unabhängige sozialdemokratische Partei (USPD). Sie
waren gegen das Bündnis mit der ihrer Meinung nach
inzwischen bürgerlich gewordenen MSPD.
27. September
In Genf genehmigte die Völkerbundversammlung den vom
österreichischen Bundeskanzler Ignaz Seipel
eingereichten Sanierungsplan, der Voraussetzung für
die Völkerbundanleihe war.
28. September
Bei den Parlamentswahlen in dem zu Polen gehörenden
Gebiet von Oberschlesien erhielten die Deutschen 14
und die Polen 34 Sitze.
28. September
Die deutsche Presse veröffentlichte eine
Untersuchung über die Eingliederung ehemaliger
Reichswehroffiziere in das zivile Berufsleben. Dabei
kamen sie zu der Erkenntnis, dass vor allem die
höheren Offiziere nicht mit den "zivilen" Problemen
umgehen konnten.
29. September
Ulrich Graf von Brockdorff-Rantzau wurde zum ersten
Botschafter des Deutschen Reiches in Sowjetrussland
ernannt.
29. September
In der Nähe der italienischen Stadt La Spezia
starben bei einer Explosion in einem Fort 50
Menschen.
30. September
In Budapest wurde Otto, Sohn Karl I., des letzten
österreichischen Kaisers und ungarischen Königs, zum
rechtmäßigen Thronerben proklamiert.
Wer
hat im September 1922 Geburtstag >>
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