August 1922 - Neutrales Finnland und
kompromissloses Frankreich
Die finnische Regierung teilte am 22. August
1922 den Staaten des
Warschauer Bündnisses (Polen und den baltischen
Ländern) mit, dass sie den am 17. März gemeinsam
geschlossenen Vertrag nicht ratifizieren werde, da
Finnland künftig die Neutralität anstrebte.
In London begann die Konferenz der alliierten
Staaten über den von der deutschen Regierung
beantragten Aufschub der Reparationszahlungen. Die
Konferenz endete am 14. August ohne Einigung. Eine
Einigung scheiterte an der kompromisslosen Haltung
des französischen Ministerpräsidenten Raymond
Poincaré. Frankreich Forderte "produktive Pfänder"
für die ausgebliebenen Zahlungen.
Wichtige Ereignisse im
August 1922
2. August
In Übereinstimmung mit dem Paragrafen 21 des
Republikschutzgesetzes wurde das Erscheinen des
„Berliner Lokalanzeigers“ vom Innenministerium für
drei Wochen verboten. Ursache dafür war ein Artikel,
in dem Regierungsmitglieder beschimpft wurden.
2. August
An den deutschen Börsen herrschte Panikstimmung, da
der Kurs des US-Dollars auf eine Höhe von 860 Mark
gestiegen war.
3. August
Das preußische Innenministerium verfügte in
Absprache mit dem Finanzministerium die Entfernung
der früheren monarchistischen Hoheitszeichen von
staatlichen und kommunalen Dienstgebäuden überall im
Land.
3. August
Nach einen Informationsaufenthalt von mehreren
Wochen im Deutschen Reich verließ die interalliierte
Reparationskommission Berlin.
4. August
Die Reichspostverwaltung wollte die Zahl der
öffentlichen Fernsprechstellen stark vergrößern und
gleichzeitig einen neuen Telefonautomaten einführen.
4. August
Franz Gürtner (DNVP) wurde zum bayerischen
Justizminister ernannt. Damit war die Erweiterung
der Regierungskoalition durch Mitglieder der
Deutschnationalen, der bayerischen Mittelpartei und
der Deutschen Volkspartei endgültig vollzogen.
5. August
Die Reichsbank gab bekannt, dass sie aufgrund des
erhöhten Geldumlaufs eine Hilfsbanknote über 500
Mark ausgeben würde.
5. August
In Los Angeles fand die Uraufführung des Films
„Blood and Sand“ mit dem Schauspieler und Tänzer
Rudolph Valentino in der Hauptrolle statt.
6. August
Der Direktor des Berliner Zoos, Franz Hermann
Meißner, rief die Öffentlichkeit auf, den Tiergarten
zu unterstützen.
6. August
Das Spiel um die Deutsche Fußballmeisterschaft
zwischen dem HSV und dem 1. FC Nürnberg wurde
wiederholt und endete in Leipzig wiederum
unentschieden 1:1.
7. August
Die neue italienische Regierung unter Luigi Facta
verhängte den Belagerungszustand über Ober- und
Mittelitalien wegen der durch die Faschisten
verursachten Unruhen.
8. August
Infolge eines Diebstahls von Leitungsdraht aus
Kupfer in größerem Umfang war die Telefonleitung
zwischen Wien und Budapest für mehrere Tage
unterbrochen. Der dadurch entstandene Schaden ging
in die Millionen.
9. August
In Berlin begannen dreitägige Gespräche zwischen der
Reichsregierung und dem bayerischen
Ministerpräsidenten Hugo Max Graf von Lerchenfeld,
an denen auch Reichspräsident Friedrich Ebert (MSPD)
teilnahm. Es ging über die Übernahme des
Republikschutzgesetzes in Bayern.
9. August
In Berlin wurde das Rauchen in den
Straßenbahnwaggons zunächst versuchsweise
zugelassen. Man erhoffte sich so mehr Fahrgäste.
10. August
Das preußische Kultusministerium erließ ein Verbot
für Schülerverbindungen.
10. August
In Kopenhagen begann der zweitägige protestantische
Kirchenkongress. Hauptthema war das Problem der
deutschen Minderheiten.
12. August
Bis zum heutigen Tag wurden aus Elsass-Lothringen
auf Anordnung der französischen Regierung 500
Deutsche ausgewiesen. Sie durften nur Handgepäck und
den Gegenwert von 10 000 Mark für eine Familie
mitnehmen.
12. August
Arthur Griffith, der Regierungschef des irischen
Freistaats, starb in der Hauptstadt Dublin.
13. August
Bei den Salzburger Festspielen fand die Uraufführung
des „Salzburger Großen Welttheaters“ von Hugo von
Hofmannsthal unter der Regie von Max Reinhardt
statt.
13. August
In Anwesenheit des Reichskunstwarts Edwin Redslob
wurde in Hamburg das Museum für hamburgische
Geschichte eröffnet.
14. August
Benito Mussolini Forderte auf einer Sitzung des
Zentralvorstandes der Faschistenpartei in Mailand
die Auflösung des italienischen Parlamentes.
14. August
Der deutsche Anthroposoph Rudolf Steiner nahm an
einem in der britischen Universitätsstadt Cambridge
bis zum 21. August stattfindenden Ferienkurs zum
Thema „Geistige Werte in Erziehung und sozialem
Leben“ als Vortragender teil.
15. August
Die deutsche Regierung erklärte sich unfähig, die
fälligen Reparationsraten von zwei Millionen Pfund
(etwa 9,2 Milliarden Mark) zu zahlen. Sie war
lediglich fähig ein Drittel der Summe zu zahlen.
15. August
Die französische Regierung verlangte von Deutschen
Reich kategorisch die volle Zahlung der fälligen
Reparationszahlungsrate und drohte mit
diplomatischen Strafmaßnahmen (Resorptionen) bei
Nichterfüllung.
16. August
Reichskanzler Joseph Wirth (Zentrum) bezeichnete
gegenüber britischen Journalisten den Ausgang der
Londoner Konferenz als eine Katastrophe für
Deutschland.
16. August
Die Interalliierte Rheinlandkommission enthob den
Regierungspräsidenten von Wiesbaden seines Amtes.
Diese Einmischung in die Verwaltungsangelegenheiten
im besetzten deutschen Gebiet führte zum Protest
aller deutschen Parteien.
17. August
In Bridgman im US-Bundesstaat Michigan begann der
bis zum 22. August dauernde Parteitag der
Kommunistischen Partei der USA.
17. August
In Anwesenheit von Reichspräsident Friedrich Ebert
wurde in Hamburg eine Überseewoche eröffnet, die bis
zum 24. August dauerte.
18. August
Die italienische Regierung entließ 60 Telegrafen
Beamte und 111 im Staatsdienst stehende Eisenbahner
wegen ihrer Teilnahme am Generalstreik Ende Juli. 50
000 Eisenbahnern wird die Gehaltserhöhung aus
demselben Grund gestrichen.
18. August
Ein sog. Bergungsleichter lief auf der Werft von
Boizenburg an der Elbe vom Stapel. Dieses Schiff
wurde speziell für die Bergung von versunkenen
Schiffen konstruiert.
19. August
Die Zeitung der Kommunistischen Partei Deutschlands,
die „Rote Fahne“ wurde für drei Wochen verboten. Die
preußische Regierungsstelle begründete diese
Maßnahme mit Verstößen gegen das
Republikschutzgesetz.
19. August
Bei einem Brand in den Werkstätten der ungarischen
Staatsbahn in Budapest wurden u. a. 32 Personenwagen
vernichtet, darunter auch der einstige Salonwagen
von Elisabeth, Kaiserin von Österreich (1837-1898).
20. August
Der österreichische Bundeskanzler Ignaz Seipel begab
sich auf eine sieben Tage dauernde Reise nach Prag,
Berlin und Verona, um dort mit Regierungsvertretern
die gegenwärtige politische Lage in Mitteleuropa zu
diskutieren und eine gemeinsame Lösung aus der
Wirtschaftsmisere zu finden.
20. August
Die Berliner „Vossische Zeitung“ veröffentlichte
unter der Überschrift „National und international“
einen Leitartikel von Thomas Mann zum nationalen
Charakter von Kunst.
21. August
In Kowno (Kaunas) Forderte die litauische Regierung
von der Botschafterkonferenz die Übergabe des Memel
Gebietes an Litauen.
21. August
Die sich rapide fortsetzende Inflation im Deutschen
Reich wurde am stark fallenden Wert der Mark
sichtbar. Für einen US-Dollar erhielt man
mittlerweile 1738 Mark.
22. August
Der Chef der provisorischen Regierung des Freistaats
Irland, Michael Collins, wurde Opfer eines
Attentats. Sein Nachfolger wurde William T.
Cosgrave.
23. August
Bei einer Demonstration gegen die Arbeitslosigkeit
in Wien, die von österreichischen Kommunisten
organisiert worden war, kam es zu gewalttätigen
Auseinandersetzungen mit der Polizei, als die
Teilnehmer versuchten, in das Parlamentsgebäude
einzudringen.
23. August
Der sächsische Landtag, in dem die sozialistischen
Parteien über eine Mehrheit verfügten, verwies ein
von den bürgerlichen Parteien initiiertes
Volksbegehren auf Auflösung des Parlamentes sowie
einen sozial demokratischen Antrag auf eine
befristete Auflösung an den Rechtsausschuss.
24. August
In der österreichischen Stadt Innsbruck tauchten
Plakate auf, auf denen die Bevölkerung aufgeFordert
wurde, keine französischen Urlaubsgäste aufzunehmen.
24. August
Der serbische Prinz Georg wurde aus der Armee des
Königreichs der Serben, Kroaten und Slowenen
(Jugoslawien) wegen Befehlsverweigerung und
Verschwendung entlassen.
25. August
Die deutsche Reichsregierung wandte sich gegen das
in ausländischen Zeitungen verbreitete Gerücht, dass
das Deutsche Reich die sowjetrussische Armeeflotte
mit U-Boot-Dieselmaschinen beliefere.
25. August
Die französische Regierung ordnete das vorläufige
Ende der Ausweisung von Deutschen aus
Elsass-Lothringen sowie der Beschlagnahmung von
Gütern und Betrieben an. Eine Entscheidung über die
Fortführung sollte nach weiteren Verhandlungen über
die Reparationszahlungen des Deutschen Reiches
erfolgen.
27. August
In Leipzig begann die bis zum 2. September dauernde
Herbstmesse.
27. August
Bei einer Volksabstimmung in Schweden über ein
Alkoholverbot stimmten 897 521 Bürger für und 937
423 gegen das Verbot.
28. August
Über den Rundfunk wurde erstmals eine Werbesendung
ausgestrahlt. Die New Yorker hörten an fünf Tagen
hintereinander Reklame für ein Apartmenthaus.
29. August
Bei den Kämpfen der spanischen Armee gegen die
Rifkabylen in Spanisch-Marokko errangen die
spanischen Soldaten einen Sieg bei Arimidar.
29. August
Siegfried Wagner, ein Sohn des Komponisten Richard
Wagner, kündigte eine Reise in die USA an, um dort
von Gönnern der Wagnerischen Musik finanzielle
Unterstützung für die Fortsetzung der
Bayreuther
Festspiele zu erhalten.
30. August
Die durch die sprunghaft angewachsene Inflation
entstandene Geldknappheit zwang die Deutsche
Reichsbank zu einer vorübergehenden Rationierung der
Geldmittel.
30. August
Der deutsche Industrielle Hugo Stinnes und der
Senator der im Weltkrieg zerstörten
nordfranzösischen Gebiete, Marquis Odon de Lubersac,
verhandelten über ein Abkommen über langfristige
Sachlieferungen der deutschen Industrie an
Frankreich unter Ausschaltung der Reichsregierung.
31. August
Bei Ausgrabungen in der Stiftskirche von Bad
Hersfeld stießen Archäologen auf bedeutende Funde
aus der Karolinger Zeit.
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