Politikjahr 1920 - Generalstreik und
Hunger-Unruhen
Friedensvertrag Versailles, Generalstreik,
Rücktritt der Regierung (Januar/Februar/März)
Am 3. Januar brechen in Schlesien und dem
Ruhrgebiet, Streiks der Eisenbahner aus, die
Zuschläge in den Tarifen von 100 bis 175 % fordern.
Parallel dazu, fordern Bergarbeiter die Durchsetzung
der Sechs-Stunden-Schicht. (Der Streik kann erst am
14. Januar beendet werden, nach dem der
Ausnahmezustand verhängt worden ist).
Der
Friedensvertrag von Versailles tritt am 10. Januar
in Kraft und beinhaltet unter anderem
Gebietsabtretungen für Deutschland. Das Memelland,
so wie Danzig werden aus deutscher Verwaltung
genommen und dem Schutz des Völkerbundes
unterstellt. Im Rheinland wird die "Interalliierte
Hohe Kommission" zuständig, während das Saarland
ebenfalls an den Völkerbund unterstellt wird.
Außerdem wird auch mit der Rückführung der
Kriegsgefangenen begonnen, während die Deutschen aus
den ehemaligen Kolonien die Heimkehr antreten
müssen.
Am 13. Januar findet vor dem Reichstag eine
Massendemonstration von KPD und USPD statt. Dabei
eröffnet die anwesende Sicherheitspolizei das Feuer
in die Menge und tötet 42 Menschen. Der
Propagandaleiter der Deutschen Arbeiterpartei (DAP),
Adolf Hitler, gibt auf einer Münchner Veranstaltung
am 24. Februar vor 2.000 Interessierten das Programm
seiner Partei bekannt. Das Programm fordert unter
anderem, dass die deutsche Staatsbürgerschaft für
Juden aberkannt und der kürzlich entstandene
Versailler Vertrag aufgehoben werden sollen.
Am 16.
März kommt es nach etwaigen Unruhen im Land, zu
einem Generalstreik in Deutschland, an dem sich
insgesamt 12 Millionen Arbeiter beteiligen.
Reichskanzler Kapp gibt daraufhin, am 17. März,
seinen Rücktritt bekannt.
Am 25. März tritt auch die
Regierung Preußens, so wie die Reichsregierung unter
dem SPD-Politiker Gustav Bauer zurück.
Regierungswechsel und Hungerunruhen (April / Mai /
Juni)
Am 2. April marschieren Einheiten der Reichswehr in
das Ruhrgebiet ein. Die französischen Streitkräfte
reagieren daraufhin mit einem Protest und besetzen
die Städte Hanau, Frankfurt am Main und Darmstadt.
Nach dem die thüringischen Kleinstaaten
zusammengelegt worden waren, wird am 30. April das
Land Thüringen gebildet. Die Reichsregierung wird am
20. Mai von der Nationalversammlung (überwiegend
SPD) vergeblich dazu aufgefordert, den
Ausnahmezustand im Land zu beenden. Einen Tag darauf
kommt es zur Schließung der Nationalversammlung. Bei
den Reichstagswahlen vom 6. Juni gelingt es der USPD,
DVP und DNVP große Gewinne zu erzielen, während die
"Weimarer Koalition" große Verluste hinnehmen muss.
Reichskanzler Müller erklärt aufgrund dieser
schlechten Wahlergebnisse, am 8. Juni seinen
Rücktritt. Die Nachfolge wird von dem
Zentrum-Politiker Konstantin Fehrenbach übernommen.
Vom 22. bis zum 27. Juni kommt es in mehreren
deutschen Städten (u.a. Hamburg und Krefeld) zu
Hungerunruhen, bei denen Warenhäuser und Geschäfte
gestürmt werden um gegen die Verteuerung der
Lebensmittelpreise zu protestieren.
Das Amnestiegesetz und Entwaffnungsgesetz treten in
Kraft (Juli / August / September)
Am 9. Juli unterzeichnet das Deutsche Reich das
Abkommen zu seiner Entwaffnung. So soll die
Wehrpflicht in Deutschland abgeschafft werden,
sämtliches Kriegsmaterial an die Alliierten
übergeben und das deutsche Heer bis zum Anfang des
nächsten Jahres auf 100.000 Mann verringert werden.
Die Volksabstimmung im Süden Ostpreußen und einigen
Teilen Westpreußens endet mit dem Ergebnis, dass die
Bevölkerung weiterhin im Deutschen Reich verbleiben
möchte. Am 4. August wird ein "Amnestiegesetz"
verkündet, welches die Straffreiheit für die
Lüttwitz-Kapp-Putschisten vorsieht. Vom Reichstag
wird einen Tag darauf ein Entwaffnungsgesetz
erlassen, welches gemäß dem geschlossenen Abkommen,
die Ablieferung sämtlicher Waffen im Besitz der
Zivilbevölkerung beinhaltet. Ungeachtet einer
vorangegangenen Volksabstimmung, beschließt der
Völkerbund am 20. September, dass die Kreise Malmedy
und Eupen an Belgien abgetreten werden müssen.
Errichtung der Freien Stadt Danzig (Oktober /
November / Dezember)
Am 27. Oktober wird, gemäß dem Vertrag von
Versailles, die Freie Stadt Danzig errichtet. Danzig
wird dadurch souverän und bildet mit Polen eine
Zollunion. Preußen wird aufgrund einer neuen
Verfassung am 30. November, zu einem
parlamentarisch-demokratischen Freistaat. Der
Sozialdemokrat Otto Braun wird daraufhin zum
Ministerpräsidenten Preußens ernannt. Vom 4. bis 7.
Dezember findet ein Vereinigungsparteitag der KPD
mit dem linken Flügel der USPD statt. Gemeinsame
Vorsitzende werden Ernst F. Däumig und Paul Levi.
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