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Das
Modejahr 1921 Mode - Berliner Modeschöpfer
begannen sich zu
etablieren
Das Geld wurde immer wertloser. Deutschland wurde
von rasender Inflation gepeinigt. In Zeiten
schlimmster Wohnungsnot war es schwer, in einen
normalen Alltag zu finden.
In der Mode beherrschte eine Schnittform die
Kleidung: gleichmäßige Weite und eine Saumlänge, die
gerade bis zu den Waden reichte. Die losen Kleider
wurden mittels einer Gürtelschärpe locker zusammen
gehalten. Mehrere Stoffbahnen und Fransen am
Rockteil waren typisch. Ein Überkleid aus
transparenten Materialien ergänzte die Kreationen.
Charmeuse, ein Trikotstoff aus Chemiefasern, auch
Taft, ein
glattes Gewebe, das aus Seiden- oder Chemiefasern
hergestellt wurde oder Georgette, ein feines Gewebe
aus Kreppgarnen, waren neben Chiffon die bevorzugten
Rohstoffe.
Die Tagesgarderobe bestand hauptsächlich aus sehr
schlichten Kostümen oder Kleidern. Sie waren von
sehr zweckmäßigem Stil. Jede Ausgefallenheit wurde
vermieden. Diese war dem Abend vorbehalten. Die
langen Jacken waren fast knielang, stets ein wenig
tailliert und fielen durch den Zwickel am Schoß auf,
der seitlich eingesetzt wurde. Eine strenge Optik
war gewollt, wurde aber durch einen Schalkragen
durchbrochen. Eine echte Neuheit stellten die losen
Jacken dar, die nur bis zur Hüfte reichten. Eine
besonders strenge Form solch einer Sakko-Jacke war
die Schneiderjacke. Ihre Schnittform hatte bereits
alles für einen Klassiker und war eine
Herausforderung an die Schneiderkunst. Frau trug
dazu Hemdblusen mit Schlips. Sehr beliebt waren auch
Westen aus Piqué, einem vorwiegend aus Baumwolle
gefertigtem Gewebe mit plastischen Reliefs. Blusen
waren noch kein großes Thema, es sei denn, sie waren
mit einem Jabot ausgestattet. Die Silhouette der
Kostüme wirkte selbstbewusst durch ihre Strenge,
wies dennoch eine bizarre Weiblichkeit auf, für die
ein kleiner Rock-Schlitz sorgte.
Der Pagen- oder Bubikopf wurde immer mehr zur
typischen Haartracht. Aber es gab auch für
halblanges Haar den Hinterkopf-Knoten. Seltener
wurden lockere Frisuren getragen. Angesagt war eine
anziehende Unnahbarkeit.
Pariser Mode, wie sie in den Gazetten gezeigt wurde,
interessierte die Frauen zwar, aber die Berliner
Couturiers erlangten immer mehr Aufmerksamkeit,
zumal deren Mode nicht auf dem Laufsteg von
Mannequins gezeigt wurde, sondern von renommierten
Schauspielerinnen auf den Bühnen des Theaters. Namen
wie Tilla Durieux und Fritzi Massary gehörten
beispielsweise zu den Trägerinnen neuester
Haute-Couture-Mode, die u.a. von Otto Haas-Heye
entworfen wurde. Haas-Heye, der vorrangig
Bühnenkostüme entwarf, hatte sich bereits von
1914-1916 als Leiter des Berliner Modehauses
„Alfred-Marie“ einen Namen gemacht. Berlin, Mode und
Theater wurden zu untrennbaren Begriffen. Auch
Christoph Drecoll gehörte zu den einflussreichen
Modemachern. Er unterhielt Modehäuser in Paris, New
York und Berlin.
Vergnügungen waren zwar sehr begehrt, aber sie
gehörten noch nicht zum täglichen Leben, waren eher
die Ausnahme im schweren Alltag. Der Sport schaffte
da einen gewissen Ausgleich und wurde zunehmend zu
einer modischen Plattform. Tennis spielte die Dame
von Welt in einem Faltenrock, der wadenlang war.
Golf spielte Frau in einem Trotteurkostüm
einfachster Schnittform. Reithosen, die sogenannten
Breeches mit ihren ballonförmigen Ausbuchtungen an
den Oberschenkeln, waren für Männer und Frauen zum
Skifahren en vogue.
Modeschöpfer aus Deutschland setzten Trends. Doch
ebenso wie die Mode aus Pariser Salons war ihre
Bekleidung nicht bezahlbar für Frauen, die sich in
dieser Zeit nur schwer mit dem Nötigsten versorgen
konnten. Und da auch die Schneider gut bezahlt
werden wollten, blieb Frau nichts anderes übrig, als
selbst zu nähen. Anleitungen gab es bereits zur
Genüge und fast jeder Haushalt war mit einem der
vielen Schnittmusterhefte versorgt. So nähte Frau
für die ganze Familie und konnte die praktischen
Aspekte mit modischem Einschlag versehen.
Die Mode für den Abend war besonders für die
betuchten Damen von Interesse. Wadenlang und den
Nachmittagskleidern nicht unähnlich, zeichnete sich
Abendgarderobe durch Schlichtheit aus, die
auffallend von der Gestaltung des Dekolletés
bestimmt wurde.
Die Herrenmode favorisierte den einreihigen
Sakko-Anzug, der eine hohe Taille hatte und mit drei
Knöpfen versehen war. Der lange Schoß war aus dem
Vorjahr übernommen worden und entsprach dem
Bedürfnis, sich ein wenig der Damenmode anzupassen.
Gentleman like eben. Stoffe waren nicht knapp, aber
häufig von minderer Qualität, so dass die Brust
verstärkt werden musste. Das geschah meist durch
eine Auflage aus Leinen oder aus Rosshaar. Bei
Tanzveranstaltungen wurde eine Art Smoking getragen,
die sogenannte amerikanische Tanzjacke. Sie
zeichnete sich durch Bequemlichkeit aus, die die
Raglan-Ärmel ermöglichten. Der Frack war für die
neuen Tänze – Shimmy, Go-To-hell oder Foxtrott –
vollkommen ungeeignet. Eine pfiffige Idee war der
Frack-Smoking, bei dem sich die Schöße abnehmen
ließen. So entstand aus dem Frack ein Smoking.
Neben der Mode bewegte in diesem Jahr auch die
Vergabe des Nobelpreises für Physik die
wissenschaftliche Fachwelt. Er wurde an Albert
Einstein verliehen. Was hätte er zur Mode gesagt?
Alles ist relativ.
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