Mai 1924 -
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Wichtige Ereignisse im Mai 1924
1. Mai
In Spanien herrschte seit September 1923 eine
Militärdiktatur unter Miguel Primo de Rivera y
Orbaneja. Jetzt wurde eine Regierungspartei (Union
patriotica) geschaffen und den anderen Parteien
wurde jegliche Agitation untersagt.
1. Mai
Der Deutsche Industrie- und Handelstag und der
Industriraadet in Kopenhagen schlossen ein Abkommen
zur Schlichtung von Streitigkeiten im
deutsch-dänischen Handelsverkehr durch eine sog.
Handelseinigungsstelle.
2. Mai
In Berlin wurde in der vergangenen Nacht ein
Arbeiter von fünf Nationalsozialisten erschossen. Er
hatte sie zur Rede gestellt, als sie illegal
Wahlkampfzettel anklebten.
2. Mai
In Hamburg nahm die Nordische Rundfunk AG (Norag)
den Sendebetrieb auf. Wenig später begannen auch die
Süddeutsche Rundfunk AG (Sürag) in Stuttgart und die
schlesische Funkstunde AG in Breslau zu senden. Vor
den Reichstagswahlen am 4. Mai gab es erstmals
Wahlsendungen im Radio.
3. Mai
Infolge einer polizeilichen Durchsuchung der
sowjetischen Handelsvertretung in Berlin kam es zu
schweren deutsch-sowjetischen Spannung. Die deutsche
Seite rechtfertigte die Polizeiaktion mit
Fluchthilfe für einen deutschen
Untersuchungshäftling durch Angehörige der
Vertretung.
3. Mai
Im Tarifkonflikt im Ruhrbergbau kam es zu einem
Schiedsspruch, der eine 15 prozentige Lohnerhöhung
und die Verlängerung der seit Ende 1923 geltenden
Mehrarbeit, der sog. achten Stunde für die Arbeit
unter Tage vorsah. Die Bergarbeiterverbände waren
gegen die Mehrarbeit und lehnten diesen
Schiedsspruch am 16. Mai ab.
5. Mai
Nach den Landtagswahlen in Bayern am 6. April trat
die Regierung Eugen Ritter von Knilling zurück. Bis
zur Bildung einer neuen Landesregierung blieb sie
jedoch geschäftsführend im Amt.
6. Mai
Die Deutschvolkische Freiheitspartei stellt in
Mecklenburg-Schwerin ein Misstrauensvotum gegen die
Regierung von Joachin von Brandenstein (DVP), das
angenommen wurde. Anlass war die Zustimmung des
Ministerpräsidenten zum Dawes Plan.
7. Mai
In der Öffentlichkeit wurde derzeit die
„Autoraserei“ heftig diskutiert. Da durch ein
höheres Aufkommen von Pkw, die Zahl der
Verkehrsunfälle stieg, mehrten sich die Stimmen, die
gesetzliche Maßnahmen forderten.
8. Mai
Die aus dem Versailler Vertrag von 1919 stammenden
Rechte der Alliierten wurden im Memel Abkommen auf
Litauen übertragen. Dem überwiegend von Deutschen
bewohnten Memel Gebiet, das im Januar 1923 von
Litauen besetzt worden war, wurde im Memel Status am
17. Mai eine weitreichende innenpolitische Autonomie
gewährt.
9. Mai
Das heitere Wiener Ballett „Schlagobers“ von Richard
Strauß feierte an der Wiener Staatsoper seine
Uraufführung.
9. Mai
Die Nachrichtenagentur Havas meldete, dass in
Marokko eine neue spanische Offensive gegen die
aufständischen Rifkabylen begann. Seit Jahren
führten die Spanier erfolglos Krieg gegen den
Berberstamm.
9. Mai
Von der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands
(SPD) wurden Bestrebungen der Deutsch-Hannoveraner
(Welfenpartei) für eine Loslösung Hannovers von
Preußen abgelehnt.
12. Mai
Die Münchner Staatsanwaltschaft stellte die
gerichtlichen Ermittlungen gegen Gustav Ritter von
Kahr (Ex-Generalstaatskommissar in Bayern), General
Otto von Lossow (Ex-Reichswehrchef in Bayern) und
Hans Ritter von Seisser (Landespolizeichef) wegen
Beteiligung am Hitlerputsch vom November 1923 ein.
12. Mai
Reichspräsident Friedrich Ebert löste durch
Verordnung das derzeit unbesetzte Reichsministerium
für Wiederaufbau auf. Die Aufgaben des Ministeriums
wurden vom Finanzministerium übernommen.
13. Mai
Die Reichsregierung beschloss aufgrund des Artikels
55 der Reichsverfassung eine Geschäftsordnung für
die Reichsbehörden zur Gewährleistung einer
einheitlichen Politik im Reich und den Ländern. Sie
bestimmte u. a., dass der Reichskanzler die
Richtlinien für die Reichspolitik gab.
14. Mai
Deutsche Industriekreise beurteilten den Dawes Plan
unterschiedlich. Rechtsgerichtete Gegner des
Reparationsplans riefen zur Gründung einer Deutschen
Industriellen Vereinigung auf, die sich gegen den
gemäßigten Standpunkt des Reichsverbands der
Deutschen Industrie richtete.
15. Mai
Die Deutschnationale Volkspartei bildete nach den
Reichstagswahlen vom 4. Mai zusammen mit dem
Landbund die stärkste Fraktion im Reichstag und
forderte den Rücktritt des bürgerlichen
Minderheitskabinetts unter Wilhelm Marx.
15. Mai
Die Vereinigten Vaterländischen Verbände
protestierten gegen das Verbot der geplanten
Schlageter-Feier im Berliner Station. Albert Leo
Schlageter war wegen Sabotage im besetzten
Ruhrgebiet von einem französischen Kriegsgericht zum
Tode verurteilt und am 26. Mai 1923 hingerichtet
worden. Seither wurde er in Rechtskreisen als
nationaler Märtyrer und Held verehrt.
16. Mai
In der Schweiz waren nach einem weiteren Rückgang
der Arbeitslosenzahl im Monat April um 4550 laut
offizieller Statistik nur noch 23 159
Arbeitssuchende ohne Beschäftigung.
16. Mai
Die systematische Erforschung und Ausbeutung der
Erdölgebiete in Oberitalien und Sizilien war
Gegenstand eines Vertrages zwischen der
italienischen Regierung und der US-Erdölgesellschaft
Sinclair.
17. Mai
In Weimar wurde der fünfte Reichsjugendtag der
sozialistischen Arbeiterjugendvereine eröffnet.
17. Mai
Der Staatsgerichtshof in Stuttgart verurteilte zwei
Separatisten aus der Pfalz wegen Hochverrats zu fünf
Jahren Zuchthaus bzw. einem Jahr und drei Monaten
Festungshaft.
18. Mai
Bei der Vorabstimmung in Hannover über die
Lostrennung der Provinz von Preußen erlitten die
Deutsch-Hannoveraner eine Niederlage.
18. Mai
Der italienische Ministerpräsident und Duce, Benito
Mussolini, und Belgiens Ministerpräsident Georges
Theunis und der belgische Außenminister Paul Hymans
trafen sich in Mailand. Sie berieten über die
Situation ihrer Länder nach dem Dawes Plan.
19. Mai
In Konstantinopel (Istanbul) begannen zwischen der
Türkei und Großbritannien Verhandlungen über die
Mosul-Frage. Wegen der reichen Erdölvorkommen in dem
seit 1920 unter britischem Mandat stehenden Gebiet
(im nördlichen Irak) widersetzte sich Großbritannien
dem türkischen Anspruch auf Mosul. Am 5. Juni ging
die Konferenz ergebnislos zu Ende.
19. Mai
In Berlin wurde die Deutsche
Industriellen-Vereinigung gegründet.
20. Mai
Die im neuen Reichstag vertretenen Parteien einigten
sich nach stundenlangen Verhandlungen auf eine
Sitzordnung im Plenarsaal. Der rechtsextremen
Fraktion (Nationalsozialisten und Völkische) gelang
es nicht, die Deutschnationalen von ihren
angestammten Plätzen auf der äußersten Rechten zu
verdrängen.
21. Mai
Eine Parteiführerbesprechung der Deutschnationalen
Volkspartei (DNVP) und der bisherigen
Regierungsparteien (Zentrum, DDP, DVP) über eine
mögliche Koalition wurde ohne Einigung abgebrochen.
Die Beratungen sollten am folgenden Tag fortgesetzt
werden. Das Minderheitskabinett Wilhelm Marx war
nach Verlusten bei der Reichstagswahl bestrebt,
seine Regierungsbasis zu verbreitern.
21. Mai
In dritter Lesung nahm der österreichische
Nationalrat den Haushalt 1924 an, der ein Defizit
von 1 166 104,9 Kronen aufwies. Die Sparpolitik
wurde fortgesetzt.
22. Mai
Preußens Innenminister Carl Severing protestierte
gegen die Unterstützung des bayerischen
Innenministers Franz Schweyer für die
Abtrennungsbewegung in Hannover. Für die
Vorabstimmung über die Abtrennung Hannovers von
Preußen hatte Scheyer den Deutsch-Hannoveranern
„Viel Glück“ gewünscht.
22. Mai
Die jüngste Offensive der spanischen Armee gegen die
seit Jahren um die Unabhängigkeit kämpfenden
Rifkabylen in Marokko verlief nach Agenturmeldungen
erfolgreich. Eine Gegenoffensive des Berberstammes
wurde jedoch in Kürze erwartet.
23. Mai
Tarifverhandlungen der Spitzenverbände der deutschen
Beamten mit Vertretern des Reichsfinanzministeriums
endeten in Berlin mit der Einigung auf eine weitere
Erhöhung der Beamtenbezüge. Eine bereits erfolgte
Aufbesserung mit Wirkung vom 1. April war von den
Beamtenverbänden als zu niedrig bekämpft worden.
24. Mai
Das neu gewählte italienische Parlament wurde von
König Viktor Emanuel III. mit einer Thronrede
eröffnet, die von Ministerpräsident und Duce Benito
Mussolini verfasst worden war.
24. Mai
In Berlin begann der Prozess gegen zwei
Rechtsradikale, die ein Attentat auf den Chef der
Heeresleitung, Hans von Seeckt, vorbereitet hatten.
25. Mai
In München wurden 62 Kommunisten verhaftet, die sich
zu einem geheimen Parteitag getroffen hatten. In
Bayern war die KPD verboten.
25. Mai
Reichsbankpräsident Hjalmar Schacht hielt das
Hauptreferat während er Hamburger Tagung des
Hansabunds. Schacht begründete ausführlich seine
positive Haltung zum Dawes Plan.
26. Mai
Da die nach den Reichstagswahlen vom 4. Mai
geführten Verhandlungen mit den Deutschnationalen
erfolglos blieben, trat die Reichsregierung unter
Wilhelm Marx zurück.
26. Mai
Derzeit nahmen täglich eine Million deutsche Kinder
an Speisungen teil, die aus Spenden der
US-amerikanischen Hilfsorganisation „Comitee for
relief of German children“ finanziert wurden.
27. Mai
Im Tarifkonflikt des Ruhrbergbaus kam es zu einem
zweiten Schiedsspruch, der nach der Ablehnung durch
die Arbeitnehmer am 29. Mai von
Reichsarbeitsminister Heinrich Brauns (Zentrum) für
verbindlich erklärt wurde. Damit war das wochenlange
Tauziehen um neue Lohn- und Arbeitszeitregelungen
beendet.
27. Mai
Während der ersten Sitzung des Reichstags kam es zu
Tumulten, die von kommunistischen Abgeordneten
provoziert wurden. Die KPD forderte vom Reichstag
lautstark die sofortige Entlassung von inhaftierten
kommunistischen Reichstagsabgeordneten.
28. Mai
Zum neuen Reichstagspräsident wurde der
Deutschnationale Max Wallraf gewählt. Er gewann
gegen den bisherigen Präsidenten Paul Löbe (SPD).
28. Mai
In ihrer Note an die Reichsregierung hielt die
Botschafterkonferenz der Alliierten in Paris an der
Wiederaufnahme der alliierten Militärkontrolle fest.
Zur Überprüfung der Abrüstungssituation im Deutschen
Reich gemäß den Entwaffnungsbestimmungen des
Versailler Vertrags von 1919 strebte die Konferenz
die Durchführung einer Generalinspektion an.
29. Mai
Im Petersdom in Rom wurde die päpstliche Bulle über
die Verkündigung des Jubeljahres 1925 verlesen. Für
das Weihnachten 1924 beginnende Jubeljahr wurde die
gesamte katholische Christenheit nach Rom
eingeladen.
30. Mai
Als Sozialistenführer Giacomo Matteotti im
italienischen Parlament den Wahlterror der
Faschisten anprangerte, kam es zu einem Handgemenge.
30. Mai
In Warschau wurde ein polnisch-niederländischer
Handelsvertrag unterzeichnet.
31. Mai
Nach den finnischen Reichstagswahlen am 1. April
bildete Lauri Ingman die neue Regierung. Es handelte
sich um eine Koalition der bürgerlichen Parteien.
31. Mai
Nach einer chinesisch-sowjetischen Einigung über die
sog. Ost-China-Bahn (Tschangtschu-Eisenbahn)
erkannte China die Sowjetunion an.
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