Januar 1923 - Inkasso - à la française

Kalender Januar 1923
Nachdem Deutschland laut Versailler Vertrag Reparationszahlungen in Höhe von 132 Milliarden Goldmark akzeptieren musste, nahm es die Reichsregierung mit der Rückzahlung scheinbar nicht so genau. Dass im besiegten Deutschland im Gegensatz zum gebeutelten Frankreich die Industrie auf Hochtouren lief, wollte man so auf der anderen Seite des Rheins nicht mehr hinnehmen. So marschierten am 11. Januar 1923 französische und belgische Truppen ins Ruhrgebiet ein, um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen. Da ein militärischer Widerstand seitens Deutschlands undenkbar gewesen wäre, hatten die Regierung und Gewerkschaften zum passiven Widerstand aufgerufen. So befahl beispielsweise der Reichskohlenkommissar Rudolf Weber die Kohlenlieferungen einzustellen.
<< Dezember 1922   |   Februar 1923 >>


Wichtige Ereignisse im Januar 1923

1. Januar
in der Silvesternacht brannte aufgrund von Brandstiftung das Goetheanum, das anthroposophische Zentrum in Dornach bei Basel, vollständig ab.
1. Januar
In Mailand fand ein Fußball-Länderspiel zwischen Italien und Deutschland statt, das Italien mit 3:1 gewann.
1. Januar
In Paris veranstaltete der französische Staatspräsident Alexandre Millerand im Elysée-Palast einen Neujahrsempfang für das diplomatische Korps. In dessen Rahmen kritisierte er das Deutsche Reich, weil es seinen Reparationsverpflichtungen nicht ausreichend nachkomme. In Berlin betonte Reichspräsident Friedrich Ebert (SPD) unterdessen beim Neujahrsempfang die Bereitschaft des Deutschen Reiches zum Abbau der außenpolitischen Spannungen.
2. Januar
In Paris fand eine Konferenz der Alliierten über die Reparationszahlungen des Deutschen Reiches statt. Sie wurde nach zwei Tagen am 4. Januar abgebrochen, weil Frankreich und Belgien eine unnachgiebige Haltung an den Tag legten.
2. Januar
Der Kurs des US-Dollar steigt auf 7525 Mark für einen US-Dollar.
2. Januar
Politisch motivierte junge Männer versuchten in Halle eine Gruppe von Denkmälern, darunter auch ein Reiterstandbild von Kaiser Wilhelm I., in die Luft zu sprengen. Das Reiterstandbild wurde teilweise zerstört. Größerer Schade wurde vermieden, weil ein Wächter im letzten Augenblick die Zündschnur entdeckte.
2. Januar
„Cagliostro, vier Akte aus einer Tragikomödie eines Magiers“ von Heinrich Lilienfein erschien auf dem Markt. Am 6. Januar am Stadttheater Erfurt statt.
3. Januar
Aufgrund des Bekanntwerdens seiner korrupten Geschäfte mit Ölgesellschaften trat der Außenminister der USA, Albert Fall, zurück. Herbert Work, der Generalpostmeister, wurde sein Nachfolger.
3. Januar
Der bedeutende Chemiker und Technologe Georg Lunge starb in Zürich im Alter von 84 Jahren. Er wurde bekannt durch ein Handbuch in zwei Bänden über die Soda-Industrie und durch eine Untersuchung über die Destillation des Steinkohlenteers.
3. Januar
Das Schauspiel „Feuer“ von Ernst Bendix wurde im Schillertheater in Hamburg uraufgeführt.
4. Januar
Reichskanzler Wilhelm Cuno (parteilos) und die deutsche Regierung zeigten sich enttäuscht über den Abbruch der Konferenz in Paris. Sie waren der Meinung, dass nur eine vernünftige Lösung der Reparationsfrage Europa vor dem Ruin bewahren könne.
4. Januar
Als Folge des Abbruchs der Pariser Konferenz stieg der Dollar auf 8800 Mark für einen US-Dollar.
4. Januar
Der sowjetische Regierungschef Wladimir I. Lenin forderte die Absetzung Josef W. Stalins als Generalsekretär des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei, weil Stalin charakterliche Schwächen habe.
5. Januar
Der Versuch, die DVP in die Weimarer Koalition in Hessen einzubinden, scheiterte.
5. Januar
Die bürgerliche Presse in Frankreich war mit der Haltung der Regierung auf der Reparations-Konferenz einverstanden und zeigte sich sicher, dass Frankreich ins Ruhrgebiet einmarschieren würde.
5. Januar
In der Innenstadt von Sofia in Bulgarien kam es zu einer schweren Munitionsexplosion, bei der 20 Menschen starben und viele verletzt wurden. Die bulgarische Regierung hatte die Munition an die interalliierte Militärkommission abgeliefert und diese hatte sie an Privatpersonen verkauft.
5. Januar
„Der holländische Kaufmann“ von Lion Feuchtwanger wurde im Residenztheater in München uraufgeführt.
6. Januar
Die französischen Vorwürfe wurden von der Reichsregierung zurückgewiesen.
6. Januar
Das Bühnenwerk „Schweigen“ von Franz Werfel wurde in Prag uraufgeführt. Am 14. Januar wurde es in Stuttgart zum ersten Mal im Deutschen Reich aufgeführt.
7. Januar
Mit 57 gegen 6 Stimmen verlangte der US-Senat die Rückkehr der US-amerikanischen Rheintruppen. Die Besetzung der linksrheinischen Gebiete des Deutschen Reichs und der rechtsrheinischen Brückenköpfe bei Köln, Koblenz, Mainz und Kehl durch alliierte Truppen war im Vertrag von Versailles festgelegt worden und sollte innerhalb vn 15 Jahren beendet werden.
7. Januar
Wöchentlich ein warmes Bad zu nehmen wurde aufgrund der steigenden Kohlenpreise im Deutschen Reich ein teures Vergnügen. Alternativ konnte man ein öffentliches Schwimmbad besuchen. Das kostete in Hamburg für Erwachsene 60 Mark und für Kinder 30 Mark.
8. Januar
Vor Vertretern der US-Presse sprach sich Reichskanzler Wilhelm Cuno (parteilos) gegen eine gewaltsame Durchsetzung der Reparationsforderungen aus.
8. Januar
Der deutsch-österreichische Volksbund forderte unter dem Vorsitz von Reichstagspräsident Löbe den Zusammenschluss von Deutschland und Österreich.
8. Januar
Das Schauspiel „Wie die Träumenden“ von Hermann Sudermann und das Drama „Der Frauenverkäufer“ von Lion Feuchtwanger wurden erstmals veröffentlicht.
9. Januar
Die „Gewaltpolitik“ Frankreichs wurde von Reichspräsident Friedrich Ebert (SPD) und von Reichskanzler Wilhelm Cuno (parteilos) in einem Appell an die Bevölkerung des Ruhrgebietes, das von der französischen Besetzung bedroht wurde, entschieden verurteilt.
9. Januar
Die Reparationskommission traf die Feststellung, dass Deutschland die Kohlelieferungen, die als Reparationszahlungen für 1922 fällig gewesen waren, „absichtlich“ nicht geleistet habe. England enthielt sich der Stimme.
9. Januar
Aufgrund der durch Frankreich angedrohten Besetzung des Ruhrgebietes, verlegte das rheinisch-westfälische Kohlensyndikat seinen Sitz von Essen nach Hamburg.
9. Januar
Die Großdeutsche Arbeiterpartei, die eine Nachfolgeorganisation der am 15. November 1922 in Preußen verbotenen Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) war, wurde in Preußen ebenfalls verboten.
10. Januar
Das Memelgebiet, das sei 1919 unter alliierter Verwaltung stand, wurde von litauischen Truppen besetzt. Die französischen Besatzungstruppen zogen ohne Kampf ab.
10. Januar
US-Präsident Warren C. Harding befahl den Abzug der US-amerikanischen Truppen aus dem Rheinland.
10. Januar
Frankreich und Belgien teilten dem deutschen Außenminister Friedrich von Rosenberg (parteilos) in gleichlautenden Noten mit, dass zur Wahrung ihrer Interessen eine Ingenieurskommission unter Schutz der Besatzungstruppen ins Ruhrgebiet entsandt würde, um das Kohlensyndikat zu kontrollieren.
11. Januar
Nachdem französische und belgische Truppen ins Ruhrgebiet einmarschiert waren, kam es zum passiven Widerstand der Bevölkerung. Die Chefs der deutschen Missionen in Paris und Brüssel wurden unter Protest abberufen. Der Reichskohlekommissar ordnete die Einstellung der Kohlelieferungen an.
11. Januar
Die britische Regierung reagierte abwartend auf den Einmarsch ins Ruhrgebiet und zog ihre Rheintruppen nicht ab.
11. Januar
Die Nationalsozialisten (NSDAP) demonstrierten in München gegen die „Novemberverbrecher“. Bei diesen handelte es sich um die Parteien SPD, Zentrum und DDP, die sich im November 1918 für die Ausrufung der Republik und die Unterzeichnung des Waffenstillstandsvertrages stark gemacht hatten.
11. Januar
Das Stück „Maitanz“ von Karl Schönherr wurde im Oldenburgischen Landestheater uraufgeführt.
11. Januar
In Leipzig wurde das dialogische Werk „Ich und Du“ des Religionsphilosophen Martin Buber veröffentlicht.
12. Januar
Die deutsche Reichsregierung antwortet auf die französisch/belgischen Noten, indem sie den Einmarsch ins Ruhrgebiet als Gewaltakt und Vertragsbruch verurteilte und auf die katastrophalen wirtschaftlichen Folgen hinwies.
12. Januar
Der französischen und der belgischen Regierung wurde durch die Reichsregierung mitgeteilt, dass die Reparationszahlungen und die Sachlieferungen eingestellt seien. Die Ruhr Zechen waren tags zuvor angewiesen worden, keine Kohle mehr an die beiden Länder zu liefern.
12. Januar
Der deutsche Botschafter in Paris, Wilhelm Mayer-Kaufbeuren und der deutsche Gesandte in Brüssel, Otto Landsberg, wurden aufgrund der Besetzung des Ruhrgebietes unter Protest abberufen.
12. Januar
Richard Weiskirchner hielt im österreichischen Nationalrat eine Ansprache gegen die Besetzung des Ruhrgebietes, da der daraus folgende Absturz der Mark auch in Österreich zu vermehrter Arbeitslosigkeit führte.
12. Januar
Im Deutschen Theater in Berlin wurde „Kaiser Karls Geisel“ von Gerhart Hauptmann aufgeführt. Heinrich George spielte darin den Kaiser.
12. Januar
Der „Moses“ und der „Sokrates“ von August Strindberg wurden im Schauspielhaus in Hannover uraufgeführt.
12. Januar
Das Stück „Die Freier“ von Joseph von Eichendorff wurde im Frankfurter Schauspielhaus uraufgeführt und wurde von den Zuschauern begeistert aufgenommen.
12. Januar
Im Thalia-Theater in Breslau wurde „Die Hofbankiers“ von Hans von Kottow uraufgeführt.
13. Januar
Reichskanzler Wilhelm Cuno (parteilos) verkündete in Reichstag den „passiven Widerstand“ gegen die französische Besetzung des Ruhrgebietes.
13. Januar
Alle Parteien des Reichstags, außer der KPD) sprachen der Regierung ihr Vertrauen aus und protestierten feierlich gegen die Besetzung des Ruhrgebiets.
13. Januar
Richard Ulbricht, der sich besondere Verdienste um die Elektrotechnik der Eisenbahn erworben hatten, starb in Dresden im Alter von 74 Jahren.
13. Januar
Die Komödie „Die Frauen der Cheneys“ von Somerset Maugham wurde im Neuen Theater in Frankfurt am Main zum ersten Mal in Deutschland aufgeführt.
14. Januar
Im Deutschen Reich fand ein nationaler Trauertag statt, um gegen die Besetzung des Ruhrgebietes zu protestieren.
14. Januar
Der Marinemaler Karl Salzmann starb in Berlin im Alter von 76 Jahren.
14. Januar
In Riessersee fanden die Deutschen Meisterschaften im Eiskunstlauf statt. Bei den Männern wurde Werner Rittberger als erster zum siebten Mal Deutscher Meister. Bei den Frauen siegte Ellen Brockhöft.
15. Januar
Das Reichskohlenkommissariat untersagte den Zechen Besitzern Kohle und Koks an Frankreich und Belgien zu liefern. Die Zechen Besitzer weigerten sich daraufhin, dem französischen Befehl, die Lieferung sofort wiederaufzunehmen, zu folgen.
15. Januar
Bochum, Witten und Recklinghausen wurden ebenfalls von den Franzosen besetzt. In Bochum beschossen die Franzosen deutsche Demonstranten und töteten einen Schüler.
15. Januar
Die griechische Regierung verbot die Rückführung der Leiche des abgedankten und am 11. Januar in Palermo verstorbenen griechischen Königs Konstantin I. nach Griechenland.
15. Januar
Fritz von Unruh erhielt für sein Drama „Ein Geschlecht“ in Wien den Grillparzer Preis.
16. Januar
Dortmund wurde von den Franzosen besetzt. Die Besatzungsarmee wird durch Truppentransporte in das Ruhrgebiet laufend vergrößert.
16. Januar
Mit drei Stimmen, wobei Großbritannien sich enthielt, stellte die Reparationskommission Verfehlungen des Deutschen Reichs bei den Kohlen- und Viehlieferungen als Reparationszahlungen fest und bezog sich damit auf den deutschen Lieferstopp vom 12. Januar.
16. Januar
In einem Rundschreiben an die Landesregierungen forderte Reichskanzler Wilhelm Cuno (parteilos) diese auf, den Alkoholmissbrauch zu bekämpfen. Entsprechende Gesetzesentwürfe lagen dem Reichsrat vor.
16. Januar
Eine Viermastbark aus Danzig sank bei Kap Horn in einem Sturm. Ein Hamburger Dampfer sank nach einer Kollision auf der Scheide vor Antwerpen.
17. Januar
Per Erlass wurden die Zechen Besitzer im Ruhrgebiet erneut von den Franzosen unter Androhung von Sanktionen aufgefordert, die Kohlenlieferungen an Frankreich und Belgien wiederaufzunehmen. Die Zechen Besitzer lehnten dies erneut ab.
17. Januar
Die Berliner Stadtverordnetenversammlung nahm aufgrund der drohenden Kohlenknappheit einen Dringlichkeitsantrag an, der u. a. die Einstellung der Lichtreklame forderte.
17. Januar
Nachdem die Franzosen versucht hatten, die „Einheitsfront“ der Arbeitgeber und Arbeitnehmer zu sprengen, lehnten die Bergarbeiterorganisationen weitere Verhandlungen mit den Besetzern ab.
17. Januar
In dem neu erbauten ersten Wiener Krematorium fand zum ersten Mal eine Einäscherung-Feier statt.
17. Januar
Das Stück „Seitensprünge“ von Curt Goetz wurde im Thalia-Theater in Hamburg uraufgeführt.
18. Januar
Im Ruhrgebiet besetze die französische Besatzungsbehörde Reichsbankstellen und beschlagnahmte die Lohngelder privater Unternehmen.
18. Januar
In den besetzten Rheingebieten beschlagnahmte die Rheinlandkommission, der interalliierte hohe Ausschuss für die Rheinlande, Kohlensteuer und Zölle. Reichsfinanzminister Andreas Hermes gab daraufhin den Beamten der deutschen Finanzverwaltung die Anweisung, den französischen Anordnungen nicht zu folgen.
18. Januar
„Die Fahrt nach Orplid“ von Wilhelm Schmidtbonn wurde im Stadttheater von Bochum uraufgeführt.
18. Januar
Das Indienbuch von J. A. Sauter „Unter Brahmanen und Parias“ wurde veröffentlicht.
19. Januar
Die Beamten im Ruhrgebiet erhielten von der Reichsregierung und den betroffenen Landesregierungen die Weisung, den Anordnungen der Besatzungsmächte Frankreich und Belgien nicht zu folgen und sich ausschließlich an die Weisungen der eigenen Regierungen zu halten.
19. Januar
Am Berliner Zentraltheater wurde „Die Macht der Finsternis“ von Alexej Tolstoi von Erwin Piscator inszeniert.
20. Januar
In Essen wurden wegen der Weigerung, Kohle zu liefern, der Zechen Besitzer Fritz Thyssen, die Zechen Generaldirektoren Ernst Tengelmann, Franz Wüstenhöfer und Wilhelm Kesten sowie der Direktor Walter Spindler und Bergassessor Hermann Olfe verhaftet.
20. Januar
In Berlin demonstrierten etwa eine halbe Million Menschen gegen die Besetzung des Ruhrgebiets.
20. Januar
Die Komödie „Der ewige Traum“ von Paul Kornfeld wurde in seiner Anwesenheit am Schauspielhaus in Frankfurt am Main uraufgeführt.
20. Januar
In Leipzig starb Hermann Hartmann, der Begründer des Ärzteverbandes (Hartmannbund) im Alter von 60 Jahren.
21. Januar
Die Rheinschifffahrt wurde eingestellt.
21. Januar
Zwischen der Schweiz und Österreich fand ein Fußball-Länderspiel statt, das die Schweiz mit 2:0 gewann.
22. Januar
Alle deutschen Gewerkschaften sprachen sich für den passiven Widerstand in besetzten Ruhrgebiet aus.
23. Januar
Die deutsche Regierung legte den Regierungen in Paris, Brüssel, London und Rom Protestnoten vor, worin sie in scharfem Ton auf die Unrechtmäßigkeiten der Verhaftungen und Ausweisungen deutscher Beamter in Ruhrgebiet und im Rheinland hinwies.
23. Januar
Die Filmballade „Der steinerne Reiter“ nach einer Idee von Thea von Harbou wurde am Ufa-Theater am Kurfürstendamm in Berlin uraufgeführt. Fritz Wendhausen führte die Regie und Lucie Mannheim, Erika von Thellmann und Rudolf Klein-Rogge spielten die Hauptrollen.
23. Januar
Das Stück „Mächtiger als der Tod“ von Herbert Eulenberg wurde am Staatstheater von Dresden uraufgeführt.
23. Januar
Der Deutsche Fußball-Bund forderte die Fußballfreunde auf für die Fußballvereine des besetzten Ruhrgebietes zu spenden.
24. Januar
Bayern forderte die Abberufung des französischen Gesandten.
24. Januar
In Rom beschloss die italienische Regierung, die Luftwaffe als selbstständige, dem Heer und der Marine gleichwertige Wehrmacht zu organisieren und dafür bedeutende Mittel aufzuwenden.
24. Januar
Der Zechen Besitzer Fritz Thyssen, der am 20. Januar verhaftet worden war, und weitere Industrieführer wurden vom französischen Kriegsgericht in Mainz zu hohen Geldstrafen verurteilt, weil sie dem Befehl der Kohlenlieferungen nicht nachgekommen waren. Vor dem Gerichtsgebäude fanden große patriotische Kundgebungen statt.
24. Januar
Nach dem die US-amerikanischen Rheintruppen Koblenz verließen, rückten französische Truppen ein.
24. Januar
Die „Jugendgeschichten“ von Adolf von Hatzfeld wurden veröffentlicht.
25. Januar
Aufgrund der französischen Maßnahmen solidarisierten sich die Arbeitgeber und die Arbeitnehmer. Die Bevölkerung feierte die Verhafteten und Verurteilten stürmisch.
25. Januar
In einem Manifest griff die britische Labour Party die konservative britische Regierung wegen ihrer Duldung der französischen Besetzung des Ruhrgebietes an.
25. Januar
Der impressionistische Maler und Grafiker Peter von Halm starb in München, wo er seit 1895 an der Akademie lehrte, im Alter von 69 Jahren.
26. Januar
In Amsterdam tagte bis zum 27. Januar der internationale Gewerkschaftsbund. Er protestierte gegen die Besetzung des Ruhrgebietes durch die Franzosen und Belgier. Sie bezeichneten diese die Folge des Imperialismus und der kapitalistischen Profitgier auf Kosten der Arbeiter.
26. Januar
Zwischen dem chinesischen Parteiführer Sun Yat-sen und dem sowjetischen Diplomaten Asolf A. Ioffe wurde die Zusammenarbeit der revolutionären Partei Sun Yat-sens (Kuomintang) mit der Sowjetunion vereinbart.
26. Januar
In Trier und in Duisburg attackierte französische und belgische Kavallerie Demonstranten, die gegen die Verhaftung von Beamten protestierten. Mehrere der demonstrierenden Deutschen wurde getötet und viele wurden verletzt.
26. Januar
Vom Fischer Verlag in Berlin wurde die Veröffentlichung von „Zurück zu Methusalem – ein metabiologischer Pentateuch“ von Bernard Shaw angekündigt.
27. Januar
In München fand bis zum 29. Januar der erste Reichsparteitag der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) statt. Der bayerische Ministerpräsident Eugen Ritter von Knilling (BVP) erklärte wegen Putschgerüchten vorsorglich den Ausnahmezustand für München.
27. Januar
Die Besetzung des Ruhrgebietes wurde von den englischen Kronjuristen zu einer Verletzung des Friedensvertrages erklärt.
27. Januar
Das Kriegsdrama „Trotzdem“ von Hans Gustav Wagner wurde am Staatstheater in Kassel uraufgeführt. Es geriet zu einer patriotischen Kundgebung, als das Publikum nach der Vorstellung „stehend und in tiefer Bewegung“ die deutsche Nationalhymne sang.
27. Januar
„Was ihr wollt“ von William Shakespeare wurde in der Übersetzung von Hans Rohe im Schauspielhaus in Leipzig uraufgeführt.
28. Januar
Anlässlich des 8. Parteitages der KPD in Leipzig verurteilte Clara Zetkin die Besetzung des Ruhrgebietes.
28. Januar
In Münster meldeten sich zahlreiche Freiwillige aufgrund von Kriegsgerüchten. Der Oberpräsident von Westfalen warnte davor.
28. Januar
Die Reparationskommission teilte der deutschen Reichsregierung mit, dass der Antrag auf Zahlungsaufschub wegen des deutschen Lieferungstopps abgelehnt worden sei.
28. Januar
In Wien wurde Fritz Kachler zum dritten Mal Weltmeister im Eiskunstlauf der Herren. Bei den Damen gewann Herma Planck-Szabo zum zweiten Mal den Titel.
29. Januar
Der französische General Jean Marie Degoutte verhängte, um den Widerstand der Beamten zu brechen, den verschärften Belagerungszustand im Ruhrgebiet.
29. Januar
Der französische Ministerpräsident Raymond Poincaré erklärte vor der französischen Presse, dass Frankreich nicht vorhabe, das Ruhrgebiet zu annektieren. Er werde aber besetzt bleiben, bis das Deutsche Reich seine Reparationsleistungen vertragsgemäß erfülle.
29. Januar
Das Lustspiel „Der Lampenschirm“ von Curt Goetz (eigentlich Kurt Götz) wurde angekündigt.
30. Januar
Nachdem die Kommunisten einen Misstrauensantrag gestellt hatten, trat die sächsische Regierung unter Ministerpräsident Johann Buck (SPD) zurück.
30. Januar
Die französische Besatzungsbehörde wies den Oberbürgermeister von Duisburg, Karl Jarres, aus. Am 2. Februar kehrte Jarres, weil er die Ausweisung nicht anerkannte, nach Duisburg zurück.
30. Januar
Die neue Nord-Süd-Verbindung der Berliner U-Bahn wurde dem Publikumsverkehr übergeben.
30. Januar
Das tragische Volksstück „Magdalena“ von Ludwig Thoma wurde im Berliner Künstlertheater uraufgeführt.
31. Januar
In Aachen verurteilte ein belgisches Kriegsgericht vier Polizisten zum Tode. Die Bevölkerung sah dies als Justizmord an.
31. Januar
Den Polizeibeamten im Ruhrgebiet wurde durch einen preußischen Ministerial-Erlass das Grüßen der französischen und belgischen Offiziere und der Fahnen der Besatzungsmächte untersagt.
31. Januar
Der US-Dollar hatte den Stand von 41 000 Mark erreicht. Im Januar war ein US-Dollar durchschnittlich rund 18 000 Mark wert gewesen.
31. Januar
Das Stück „Katte“ von Hermann Burte wurde im Theater in der Kommandantenstraße in Berlin uraufgeführt.

Wer hat im Januar 1923 Geburtstag >>


Januar 1923 in den Nachrichten
Der "Schlageter-Kurs" der KPD 1923
Berliner Umschau
Im Januar 1923 besetzten französische und belgische Truppen das Ruhrgebiet, in Deutschland verschlechterte sich im Laufe des Jahres 1923 rapide die Lebenslage breiter Schichten des Volkes (Inflation), und so kam es zu einer schnellen Radikalisierung ....  >>>  
Musikverein Schelklingen gibt seit 1923 den Ton an
Schwäbische Zeitung
Januar 1923 der aus elf Gründungsmitgliedern bestehende Musikverein Schelklingen und brachte die Blasmusik in die Stadt. Von Geldsorgen und Ämterwechseln kündigte Wolfgang Bierers historischer Rückblick. 1935 wurde mit zehn „Zöglingen“ eine erste .... >>>

Werbung




<< Das geschah 1922   |   Das geschah 1924 >>