Das Autojahr 1920 - Europas Automärkte erreichten eine neue Blüte

In Europa kam die Produktion von Autos zwei Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs langsam wieder in Gang. In England brachte das im Jahr 1912 in der Grafschaft Surrey gegründete Unternehmen ABC Motors den ABC auf den Markt, der in mehreren Versionen bis ins Jahr 1929 produziert wurde. Der Ingenieur Granville Bradshaw entwarf den nur 305 Kilogramm schweren ABC, der in den ersten Produktionsserien durch erhebliche Mängel wie Schwierigkeiten beim Starten und Motorschäden auffiel. In den darauf folgenden Jahren verbesserte sich die Qualität jedoch signifikant, und die zu erreichende Höchstgeschwindigkeit, die schnelle Beschleunigung und die Vergrößerung zu einem Viersitzer machten den ABC bald zu einem großen kommerziellen Erfolg in Großbritannien. Auch die Air Navigation and Engineering Company, die ihren Firmensitz ebenfalls in Surrey hatte, nahm im Jahr 1920 die Produktion eines durch die zwanziger Jahre hindurch verkauften Automobils auf. Der von Herbert Jones und W. D. Marchant entwickelte Blériot-Whippet wurde erst nur als Zweisitzer konzipiert, nach einem Preisverfall kam auch ein Modell mit vier Sitzen auf den Markt.
Ab dem Jahr 1920 produzierte Renault in Billancourt den von Louis Renault entworfenen Renault GS, der bis 1925 erst als viertüriger Torpedo, später auch als Lieferwagen erfolgreich verkauft wurde.
Das erneute Aufblühen der Automärkte Europas nach dem Zweiten Weltkrieg machte sich auch mit der Tatsache bemerkbar, dass im Jahr 1920 wieder vermehrt Gründungen von Automobilunternehmen stattfanden.
In Belgien bedeutete 1920 das Geburtsjahr von Automarken wie ALP, Belga und der Firma Flaid, die in Liège ein Auto für den englischen Markt herstellte.
In Österreich kam es zu Gründungen von Firmen wie Baja und ESA, die nur wenige Jahre überleben konnten, sowie der Marke Steyr, die bis in die vierziger Jahre Autos produzierte. Im italienischen Turin stellte das im Jahr 1920 gegründete Unternehmen Aurea bis zum Jahr 1933 Autos her. Drei Firmen in Deutschland, die Marken Sphinx, Szawe und Wesnigk, waren von 1920 bis in die Mitte der zwanziger Jahre aktiv. Frankreich erlebte im Jahr 1920 die Gründungen der Unternehmen Able, Monet, Montier, Fonlupt sowie Janémian, die ebenfalls von der Aufbruchstimmung der europäischen Autoindustrie profitieren wollten, jedoch ihre Fabriken nach etlichen Jahren wieder schließen mussten.
In Deutschland wurde der Opel 8/25PS gebaut, ein Wagen mit 2 Liter Hubraum und 4-Zylinder welcher seine Leistung in der Typenbezeichnung angab. In England kam der 1920 der Rover 8 HP auf den Markt. Der 2-Zylinder mit einem Liter Hubraum leistete 14 PS und wurde in Lizenz des Motorradherstellers Ariel gebaut. A.L.F.A, deren Kfz mittlerweile als Alfa Romeo bezeichnet wurde bauten ab 1920 den Alfa Romeo E20/30 HP mit 49 PS.

Autos von Kleinunternehmen

Auch in den USA wurden wieder vermehrt Autos von kleineren Unternehmen produziert. Hier wurden der in Michigan hergestellte, von Fred M. Guy entworfene Ace, der überaus elegante Romer Sedan der Barley Motor Car Company sowie der charmante Zweisitzer Milburn Coupe der Milburn Wagon Company begehrte Modelle des Jahres 1920. Der offene Viersitzer R&V Knight Touring, der von der Root and Vendervoort Engineering Company in Illinois gebaut wurde, verkaufte sich trotz des verhältnismäßig hohen Preises äußerst gut. Zu den Glanzstücken des Jahres 1920 gehören darüber hinaus der Cadillac Sedan, der Templar 445 Roadster, der Kenworthy Touring sowie die großräumigen Limousinen 1920 Jordan, H.C. S. Touring und Carroll Touring der in Ohio ansässigen Firma Carroll Automobile Company
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