August 1924 -

Kalender August 1924
Am
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Wichtige Ereignisse im August 1924

1. August
Österreichs Bundeskanzler Ignaz Seipel war nach dem Attentat vom 1. Juni wieder vollständig genesen. Seipel wollte vom 2. September an, wenn der Nationalrat nach der Sommerpause zusammentrat, die Regierungsgeschäfte wieder aufnehmen.
1. August
Bei der Londoner Reparation Konferenz (16. 7. - 16. 8) zeichnete sich eine Einigung über die Sanktionsfrage ab. Ein Kompromiss sah vor, dass die Feststellung von deutschen Verfehlungen bei Uneinigkeit in der Reparationskommission einer neutralen Schiedskommission vorbehalten blieb.
2. August
Die Arbeitsgemeinschaft evangelischer Sozialisten Deutschlands wurde in Meersburg am Bodensee gegründet.
2. August
In London tagte erstmals die Reparationskommission. Sie nahm die Beratungen über drei Dawes-Gesetze auf. Es handelte sich dabei um Durchführungsgesetze zum Dawes Plan, die der Reichstag verabschieden sollte. Vorgesehen waren eine internationale Kontrolle über Reichsbank und Reichsbahn sowie die Belastung der deutschen Industrie.
3. August
Am Gedenk- und Trauertag für die deutschen Opfer des Ersten Weltkrieges rief Reichspräsident Friedrich Ebert (SPD) dazu auf, als Denkmal für die Gefallenen des Weltkriegs „das freie Deutschland“ zu schaffen.
3. August
Joseph Conrad, britischer Schriftsteller polnischer Herkunft, starb mit 66 Jahren in Bishopsbourne in der britischen Grafschaft Kent. Er hinterließ ein Prosawerk, in dem er seine Erfahrungen bei der britischen Handelsmarine verarbeitet hatte.
4. August
US-Außenminister hielt sich seit dem 3. 8. zu einem Besuch in Berlin auf. Gegenüber der Presse äußerte er sich befriedigt über den Verlauf der derzeit in London tagenden Reparation Konferenz: „Es ist besonders erfreulich für mich, zu einer Zeit hier zu sein, wo so eine ausgezeichnete Aussicht darauf besteht, dass eine Grundlage für die wirtschaftliche Wiederherstellung gelegt wird“.
4. August
In Prag wurde der 27. internationale Bergarbeiterkongress in Anwesenheit von über 200 Delegierten eröffnet.
5. August
Das Deutsche Reich nahm nun auch an der Londoner Reparation Konferenz mit den Alliierten teil. Die deutsche Delegation wurde von Reichskanzler Wilhelm Marx, Reichsaußenminister Gustav Stresemann und Reichsfinanzminister Hans Luther geleitet.
5. August
In einer Unterredung mit dem britischen Premierminister James Ramsey MacDonald (Labour) unterstrich Reichskanzler Wilhelm Marx (Zentrum) die Bedeutung der militärischen Räumung des Ruhrgebiets für das deutsche Volk und forderte die Nennung endgültiger Daten.
6. August
Der während des Ruhrkampfes 1923 verfügte Ausweisungsbefehl gegen den Oberbürgermeister von Duisburg, den jetzigen Reichsinnenminister Karl Jarres, wurde aufgehoben. Jarres durfte jedoch in seiner Eigenschaft als Reichsminister das besetzte Ruhrgebiet nicht betreten.
7. August
Bei der Londoner Konferenz trafen der französische Ministerpräsident Edouard Marie Herriot und Reichskanzler Wilhelm Marx sowie Reichsaußenminister Gustav Stresemann zusammen. Es war die erste Begegnung deutscher und französischer Spitzenpolitiker, seit Franzosen und Belgier im Januar 1923 in das Ruhrgebiet einmarschierten. Im Mittelpunkt der bilateralen Verhandlungen stand die Frage der militärischen Räumung des Ruhrgebiets.
9. August
Die Reparationskommission und Vertreter des Deutschen Reichs unterzeichneten in London ein Abkommen über den neuen Zahlungsplan für die deutschen Reparationen. Das Abkommen wurde in das spätere Schlussprotokoll (Londoner Abkommen) aufgenommen.
10. August
Zur Erinnerung an die Verabschiedung der Weimarer Verfassung im Jahr 1919 fanden in allen größeren Städten des Deutschen Reichs Feiern statt. Bei den Verfassungsfeiern trat erstmals das am 22. Februar gegründete Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold öffentlich in Erscheinung. Das Reichsbanner ist ein SPD-naher politischer Kampfverband ehemaliger Frontsoldaten, der Republikfeinden entgegentreten sollte.
11. August
In einer Unterredung zwischen Reichskanzler Wilhelm Marx und Reichsaußenminister Gustav Stresemann mit dem französischen Ministerpräsidenten Edouard Marie Herriot und dem britischen Premierminister James Ramsey MacDonald in London ging es erneut um die noch strittige Räumung des Ruhrgebiets.
11. August
Nach längeren Verhandlungen wurde ein Handelsvertrag zwischen Frankreich und Österreich abgeschlossen, um den Warenaustausch zu intensivieren.
12. August
US-amerikanische Bankkreise beurteilten die Aussichten der deutschen Anleihe optimistisch. Bankier Otto Kahn sagte vor der Presse, dass die Anleihe schon in aller nächster Zukunft verabschiedet werden sollte. Im Zusammenhang mit dem Dawes Plan sollte das Deutsche Reich eine Anleihe in Höhe von 800 Millionen Goldmark erhalten.
12. August
Nach Meldungen aus Kairo war es im Sudan zu Zusammenstößen zwischen ägyptischen und britischen Soldaten gekommen. Seit 1899 war der Sudan ein anglo-ägyptisches Kondominat. Ägyptische Unabhängigkeitsbestrebungen waren die Ursache für die Spannungen im Sudan.
13. August
Die Junkers Luftverkehr AG wurde gegründet. Sie trat an die Stelle des Unternehmens Junkers-Werke, Abteilung Luftverkehr, das Hugo Junkers am 1. Januar 1922 als Instrument seiner Luftverkehrsambitionen gegründet hatte. Junkers konkurrierte mit der Deutschen Aero Lloyd AD, dem zweiten Luftverkehrskartell im Deutschen Reich.
13. August
In Spanisch-Marokko spitzte die militärische Lage sich erneut zu. Das spanische Militärdirektorium ließ die gegen den Berberstamm der Rifkabylen kämpfenden spanischen Kolonialtruppen verstärken.
14. August
An der starren Haltung Frankreichs drohten die Verhandlungen mit dem Deutschen Reich über die Räumung des Ruhrgebiets zu scheitern, womit der Erfolg der Londoner Konferenz über die Neuregelung der Reparationen infrage gestellt wurde.
15. August
Bei den in London geführten deutsch-französischen Verhandlungen konnte sich die deutsche Seite mit der Forderung auf Räumung des Ruhrgebiets durch die Franzosen bis zum 1. Januar oder spätestens 1. April 1925 nicht durchsetzen. Sie akzeptierte schließlich die von Frankreich geforderte einjährige Räumungsfrist, um die Neuregelung der Reparationen nicht zu gefährden.
15. August
US-Präsident Calvin Coolidge nahm die Nominierung zum Präsidentschaftskandidaten der Republikanischen Partei an. Coolidge bekräftigte in seiner Programmrede die Nichteinmischung der USA in die europäischen Fragen als den obersten politischen Grundsatz der Republikaner. Jedoch befürwortete die US-Regierung Kredite für das Deutsche Reich.
16. August
Die Londoner Konferenz verabschiedete ein gemeinsames Schlussprotokoll (Londoner Abkommen) über die Durchführung des Dawes Plans, der die deutschen Reparationszahlungen neu regelte. Der Plan sollte jedoch erst in Kraft treten, wenn der Reichstag neun Durchführungsgesetze verabschiedet hatte.
16. August
Zehn Wochen nach der Ermordung Giacom Matteottis wurde die Leiche des italienischen Sozialistenführers in einem kleinen Wald 22 km nördlich von Rom gefunden. Matteotti war am 10. Juni von Faschisten überfallen und ermordet worden.
17. August
Nach Auffindung der Leiche des Sozialistenführers am Vortag flammte in Italien die Empörung über den Mord erneut auf. Bei einer Demonstration der Oppositionsparteien in Nepal kam es zu Zusammenstößen mit bewaffneten Faschisten. Dabei kamen zwei Passanten ums Leben. Matteotti war m 10. Juni von einem Faschisten-Kommando entführt und ermordet worden.
17. August
In Weimar tagte seit zwei Tagen der Reichsparteitag der nationalsozialistischen Freiheitsbewegung. Bei den Beratungen ging es hauptsächlich um die Beilegung der wachsenden Gegensätze im rechtsradikalen Lager. Zwischen Deutschvölkischen und Nationalsozialisten tobten heftige Führungskämpfe, seit Adolf Hitler in Haft war.
18. August
Nach Berlin zurückgekehrt, berichtete die deutsche Delegation den Spitzen in Politik und Wirtschaft über die Londoner Konferenz.
18. August
Erster sichtbarer Erfolg der Londoner Konferenz war der Rückzug der französischen Besatzungstruppen aus den am 4. Februar 1923 besetzten Amtsbezirken Offenburg und Appenweier. Das Ruhrgebiet sollte innerhalb eines Jahres geräumt werden.
19. August
In deutlicher Abgrenzung von der französischen Position plädierte Großbritanniens Premierminister James Ramsey MacDonald für eine sofortige Räumung des französisch besetzten Ruhrgebiets.
20. August
In überwiegend von Deutschen bewohnten Kreisen der Gouvernements Odessa und Ekaterinoslav wurde, so ein Beschluss des ukrainischen Zentralexekutivkomitees, eine deutsche Selbstverwaltung eingeführt und Deutsch als Behördensprache zugelassen.
20. August
Der Bau des Luftschiffs LZ 126 war abgeschlossen. In der Friedrichshafener Werft wurde der Zeppelin 150 Vertretern der in- und ausländischen Presse vorgestellt. Das Luftschiff, als Reparationsleistung für die Vereinigten Staaten von Amerika bestimmt, überquerte im Herbst den Atlantik.
21. August
Die Reichsregierung legte dem Reichstag die neun Gesetze über die Durchführung des Dawes Plans vor. Erst nach der Verabschiedung dieser Gesetze trat dieser neue Zahlungsplan für die deutschen Reparationen in Kraft.
21. August
Die Deutschnationale Volkspartei (DNVP) lehnte den Dawes Plan und die Durchführungsgesetze ab. Einen entsprechenden Beschluss fasste die Reichstagsfraktion der Partei, der bei der Reichstagsabstimmung eine Schlüsselrolle zufiel.
22. August
Reichspräsident Friedrich Ebert (SPD) empfing den gewählten mexikanischen Präsidenten General Plutarco Calles in Berlin zu Gesprächen über Möglichkeiten der künftigen Zusammenarbeit beider Staaten.
22. August
Die in Berlin tagenden Vorstände des deutschen Industrie- und Handelstags, des Reichsverbands der Deutschen Industrie und des Wirtschaftsausschusses der besetzten Gebiete gaben fast einstimmige Erklärungen für die Annahme des Dawes Plans ab.
23. August
Reichskanzler Wilhelm Marx (Zentrum) plädierte in seiner Regierungserklärung zum Dawes Plan für die Annahme der im Reichstag vorgelegten Durchführungsgesetze. Eine mehrtägige Reichstagsdebatte-Kontroverse schloss sich an.
23. August
Beobachter der Hamburger Sternwarte bestätigten die Existenz verschiedener Kanäle auf dem Mars und mehrerer Landstriche, die als Beweis für das Vorhandensein von Festland auf dem Planeten betrachtet wurden.
24. August
Mit einem Vertrauensvotum für die Linksregierung unter Edouard Marie Herriot befürwortete die französische Kammer die Ergebnisse der Londoner Reparation Konferenz.
25. August
Während der Reichstagsdebatte über die Dawes-Gesetzte begründete DNVP-Vorsitzender Oskar Hergt die ablehnende Haltung seiner Partei. Die SPD hingegen unterstützte die Minderheitsregierung Wilhelm Marx. SPD-Politiker Rudolf Hilferding bezeichnete vor dem Reichstag die Durchführung des Dawes Plans als die „einzig unmittelbar mögliche Lösung“.
25. August
Die Reichsregierung ersuchte die Budapester Staatsanwaltschaft, ohne Aufschub ein Auslieferungsverfahren gegen den dort gefassten Mörder von Matthias Erzberger, Heinrich Schulz, einzuleiten.
26. August
Die Uraufführung des Dramas „Tanja“ von Ernst Weiss fand im Renaissance Theater in Berlin statt.
28. August
Der US-amerikanische Stummfilm „Das Feuerroß (The Iron Horse)“ von John Ford wurde uraufgeführt. Mit diesem Loblied auf Pionierleistung und Unternehmergeist in den USA, bei dem es um den Bau der transamerikanischen Eisenbahn ging, gelang Forder der Durchbruch als Filmregisseur.
28. August
In München tagte bis zum 31. August der Pädagogische Kongress unter der Leitung von Reformpädagoge Georg Kerschensteiner.
29. August
In Berlin wurde das dramatische Theater unter der Direktion von Schauspieler Wilhelm Dieterle mit Georg Kaisers „Gilles und Jeanne“ eröffnet.
29. August
In Berlin wurde ein deutsch-schwedischer Vertrag über die Errichtung eines Schiedsgerichts zur Regelung zwischenstaatlicher Differenzen unterzeichnet.
31. August
In Leipzig wurde die bis zum 6. September dauernde Herbstmesse eröffnet.
31. August
Der 63. Deutsche Katholikentag, der bis zum 2. 9. dauern sollte, begann in Hannover. Reichskanzler Wilhelm Marx (Zentrum) hielt zur Eröffnung eine Ansprache.

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