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Filmjahr 1901 – Der erste Kriminalfilm der Filmgeschichte


Noch waren die Filme, die veröffentlicht wurden, sehr kurz. Doch es wurden verschiedene Techniken umgesetzt, die für die Entwicklung des Films von großer Bedeutung waren und ohne die der heutige Film nicht denkbar wäre.
Der französische Regisseur Ferdinand Zecca (1864-1947) gehörte zu den Vorreitern des Films in Frankreich. Ursprünglich war ein Kaffeehaus-Unterhalter gewesen. Im Jahr 1899 kam er zum Film und erhielt eine Anstellung als Regisseur bei Charles Pathé (1863-1957), einem französischen Unternehmer der Filmindustrie. Seinen ersten Film drehte er 1899 – „Le muet mélomane“. Für die anfänglichen Pathé-Produktionen war Ferdinand Zecca der erfolgreichste und wichtigste Regisseur neben Georges Hatot (1876-1959) und Lucien Nonguet (1868-1920). In jener Zeit war es üblich, sich von den Ideen anderer Filmproduktionen inspirieren zu lassen. So tat es Zecca auch. Einer der Ideengeber war Georges Méliès (1861-1938), der bereits im Vorjahr einige Filme veröffentlicht hatte. Zecca war an publikumswirksamer Massenware gelegen. Bei seinen Produktionen machte er fast alles selbst. Er war Regisseur, Kameramann und kümmerte sich auch um die Ausstattung. Hin und wieder agierte er auch als Schauspieler in seinen eigenen Filmen. Im Jahr 1901 brachte Zecca mit „Histoire d’un crime“ (Geschichte eines Verbrechens) den ersten Kriminalfilm der Filmgeschichte heraus, dem Filmexperten eine besondere historische Bedeutung zumessen. Der Film hatte eine Länge von fünf Minuten. Auch hier Zecca neben der Regie auch die Verantwortung für das Drehbuch und die Kamera übernommen, außerdem spielte er eine der drei Filmfiguren. Die Handlung beginnt mit einem Einbruch, der zu einem Raubmord führt. Der Täter wird von der Polizei verhaftet und wartet dann im Gefängnis auf die Vollstreckung seines Todesurteils. Dabei schaut er noch einmal auf seine wichtigsten Lebensstationen zurück, bis der Moment gekommen ist und er auf der Guillotine hingerichtet wird.
Im gleichen Jahr inszenierte Zecca eine filmische Version des Romans von Jules Verne „Die Kinder des Kapitän Grant“, die unter dem gleichnamigen Titel („Les enfants du Capitaine Grant“) veröffentlicht wurde.
Aus dem Jahr 1901 stammt mit „Scrooge, or Marley’s Ghost“ die älteste Verfilmung des Romans von Charles Dickens „Eine Weihnachtsgeschichte“. Dieser britische Kurzfilm mit einer Länge von 11 Minuten entstand in der Regie von Walter R. Booth (1869-1938). Der Film hatte im November Premiere in Großbritannien und war von „Paul’s Animatograph Works“ produziert worden. Von diesem Film sind heute noch drei Minuten erhalten. Keiner der Darsteller ist jedoch namentlich bekannt.
Im selben Jahr wurde der Film „Devil in the Studio“, ebenfalls von Walter R. Booth veröffentlicht. Der künstlerische Einfluss des Franzosen Georges Méliès wurde deutlich. Außerdem brachte Booth ebenfalls 1901 „Mr. Pickwick’s Christmas at Wardle’s“ heraus.
Der US-amerikanische Pionier des „Erzähl“-Films, Edwin S. Porter (1870-1941), drehte 1901 drei Filme. Einer davon war „Terrible Teddy, the Grizzly King, der von der Edison Manufacturing Company herausgebracht worden war, die auch seinen einminütigen Film „The Martyred Presidents“ aus dem selben Jahr herausgab. Den dritten Film, „What Happened on Twenty-third Street, New York City“, hatte Porter in Co-Regie mit George S. Fleming gedreht und auch die Kamera bei diesem zweimintügen Film geführt. Dieser Film ist eine Mischung aus Dokumentarfilm und Komödie.
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