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Filmjahr 1902 – Der erste Science-Fiction-Film


Das Medium Film verbreitete sich immer mehr, wenngleich die Filme noch keine abendfüllende Länge hatten. Doch es wurde in allen technischen Film-Bereichen experimentiert und kreativ weiterentwickelt.
In Österreich wurde eigens für Filmvorführungen ein Gebäude errichtet, das ein Vorläufer der heutigen Kinos war – der Münstedt Kino Palast. Dieses erste Kino von Österreich-Ungarns stand im Wiener Prater und war aus der von Gustav Münstedt gegründeten Singspielhalle hervorgegangen. Es bot 600 Personen Platz.
Der aus Berlin stammende Jules Greenbaum (1867-1924), der ursprünglich Julius Wilhelm Grünbaum hieß, war ein deutscher Filmproduzent und ein Vorreiter des deutschen Films. Als 1902 in Wien zum ersten Mal die Filmzeitschrift „Das Kino-Journal“ am 15. September erschien, war Greenbaum als einer der Gründer beteiligt. Greenbaum hatte als Berliner Kaufmann die Deutsche Bioscope GmbH gegründet und produzierte selbst Filme.
Nun war im Vorjahr schon der erste Kriminalfilm der Filmgeschichte veröffentlicht worden, nun kam in jenem Jahr 1902 der erste Science-Fiction-Film dazu. Der französische Regisseur Georges Méliès (1861-1938) drehte ihn. Er hieß „Le Voyage dans la Lune“ („Die Reise zum Mond“) und erlebte am 1. September 1902 im Pariser Olympia seine Uraufführung. Für die damalige Zeit hatte der Film eine gigantische Länge, er dauerte 16 Minuten. Méliès hatte neben der Regie auch das Drehbuch geschrieben und war für die Produktion verantwortlich. Zudem spielte er auch die Rolle des Professors Barbenfouillis. Der Film basierte auf zwei Romanen von Jules Verne, „Von der Erde zum Mond“ und „Die ersten Menschen auf dem Mond“. „Die Reise zum Mond“ gilt zusammen mit „Der große Eisenbahnraub“ von 1903 und den ersten Filmen, die Brüder Lumière herausgebracht hatten, zu den bekanntesten Werken der Filmgeschichte, die in der Anfangszeit Furore gemacht hatten. Diese Produktion war eine der teuersten jener Zeit und sie war zudem der erfolgreichste Film, den Méliès je gedreht hatte. Insgesamt hatte er mehr als 500 Filme gemacht. Einen Großteil der Einnahmen dieses Science-Fiction-Films entgingen Méliès allerdings, denn er wurde beispielsweise in den Vereinigten Staaten vertrieben, weil ihn Techniker von Edisons Filmstudio ohne Méliès’ Wissen kopiert hatten. Das machten andere Filmproduzenten nach, gaben den Schwarzkopien des Films andere Namen und veröffentlichten ihn auch als „A Trip to Mars“. Viel Geld ging dem französischen Regisseur dadurch verloren.
Méliès hatte im selben Jahr den Vierminuten-Film „The Coronation of Edward VII.“ veröffentlicht. Er war in Großbritannien produziert worden und erlebte seine Uraufführung am 9. August 1902 in der Alhambra Music Hall. Die Handlung bestand aus der Nachstellung der Krönung von König Eduard VII., wobei über die Namen der Darsteller nichts bekannt ist.
Ebenfalls aus Großbritannien kam der 2-Minuten-Film „Uncle Josh at the Moving Picture Show“, den Edwin S. Porter (1870-1941) als Regisseur umsetzte. Dieser Film war eine Neuverfilmung der englischen Produktion des Vorjahres „The Countryman and the Cinematograph“.
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