Chronik 1832 - Das Hambacher Fest und der Tod des Dichterfürsten

Die Maxburg, das Hambacher Schloss, war am 27. Mai 1832 Anlaufpunkt für etwa 30.000 Menschen aus allen Bevölkerungsschichten und vielen Nationen. Sie waren dem Aufruf des politischen Journalisten Philipp Jakob Siebenpfeiffer (1789-1845) und des Schriftstellers und Politikers Johann Georg August Wirth (1798-1848) gefolgt, die zum Marsch auf die Maxburg aufgerufen hatten. Dort feierten dann Demokraten und Nationalen das „Hambacher Fest“ für „Einheit und Freiheit in Deutschland unter der schwarz-rot-goldenen Fahne“. Die nationale Gesinnung fand dann in Schwarz-Rot-Gold ihren Ausdruck und unter anderem in den politischen Abzeichen, die getragen wurden. Deren Gebrauch wurde jedoch im Deutschen Bund gesetzlich verboten. Auf Reaktion auf das „Hambacher Fest“ wurden auch umgehend die Presse-, Vereins- und Versammlungsfreiheit eingeschränkt. Seit jener Zeit im Jahr 1832 wurde auch die Amtsbezeichnung „Bürgermeister“ obligatorisch. Sie ersetzte den bis dahin gebräuchlichen Begriff „Schultheiß“. All diese Ereignisse hatten in Weimar auf das Leben von Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832) keinen Einfluss mehr. Er veröffentlichte noch „Faust, der Tragödie zweiter Teil“ als Fortsetzung von „Faust I“ und dann schloss er am 22. März seine Augen für immer. Seinen Geburtstag im August erlebte er nicht mehr. Vermutlich war er einem Herzinfarkt erlegen. Goethe war nicht nur einer der bedeutendsten deutschen Dichter gewesen, sondern erlangte auch auf naturwissenschaftlichem Gebiet durch seine Forschungen, Reisen und pedantischen Beobachtungen große Bedeutung. Er hatte ab 1776 unterschiedliche politische und administrative Ämter am Hof von Weimar übernommen und war 1782 in den Adelsstand erhoben worden. Zahlreiche Dichtungen, Theaterstücke und vor allem sein „Faust“ gehören noch heute zum unabdingbaren Kulturgut im deutschsprachigen Raum. Sein Weimarer Wohnhaus und sein Gartenhaus, in denen etliche seiner großen Werke entstanden, zählen heute zum UNESCO-Weltkulturerbe. Weimar als Goethestadt ist Ziel unzähliger Besucher aus aller Welt. Johann Wolfgang von Goethe wurde am 26. März 1832 in der Weimarer Fürstengruft zur letzten Ruhe gebettet. Goethe hatte bereits zu Lebzeiten viel Anerkennung erfahren. Den Höhepunkt seiner Popularität hatte er schon als 25-jähriger junger Mann mit „Werther“ erfahren. Während er mit diesem Stück alle Schichten seiner Leser erreichte, waren die späteren Werke fast ausschließlich an einen literarisch gebildeten Kreis gerichtet. Goethe blieb so oder so eine Persönlichkeit, die Epoche machte. Die Zeit, in der lebte, wird noch heute als Goethezeit benannt und der internationale Besucherstrom frequentiert jährlich ohne Unterlass sein Haus in Weimar. Die Bedeutung des wohl größten deutschen Dichtes und Denkers geht weit über die Landesgrenzen hinaus. << Das Jahr 1831   |   Das Jahr 1833 >>


Ereignisse & Schlagzeilen 1832

6. Februar
Otto von Wittelsbach soll als König Otto I. den griechischen Thron besteigen.
7. Februar
Die Oper I Normanni a Parigi von Saverio Mercadante wird in Turin uraufgeführt.
12. Februar
Die bisher zu Spanien gehörenden Galapagosinseln werden von Ecuador annektiert.
16. Februar
Die Oper Der Lastträger an der Themse von Conradin Kreutzer wird in Prag erstmals aufgeführt.
21. Februar
Eine englische Antarktis-Expedition unter John Biscoe entdeckt die Grahamland vorgelagerten Inseln.
16. März
Die Oper Beatrice di Tenda von Vincenzo Bellini wird am Teatro la Fenice in Venedig uraufgeführt
22. März

Johann Wolfgang von Goethe stirbt in Weimar
7. Mai
Auf der Londoner Konferenz einigen sich Großbritannien, Frankreich und Russland Griechenland als unabhängiges Königreich zu gestalten und sind mit Otto von Wittelsbach als dessem künftigen Herrscher einverstanden. Für seinen Gebietsverlust wird das Osmanische Reich finanziell entschädigt.
11. Mai
In Großbritannien wird ein Anatomiegesetz verabschiedet, um aufgekommenen Leichendiebstahl zu verhindern.
12. Mai
Uraufführung der Oper L’elisir d’amore (Der Liebestrank) von Gaetano Donizetti am Teatro alla Scala di Milano in Mailand
27. Mai
Dem Aufruf von Philipp Jakob Siebenpfeiffer und Johann Georg August Wirth zum Marsch auf die „Maxburg“, das Hambacher Schloss, folgen um die 30.000 Menschen aus allen Bevölkerungsschichten und zahlreichen Nationen. Bis zum 30. Mai feiern Demokraten und Nationale das Hambacher Fest für „Einheit und Freiheit in Deutschland unter der schwarz-rot-goldenen Fahne“.
7. Juni
Verabschiedung des Reform Act von 1832 in Großbritannien.
30. Juni
Die Erstausgabe der katholischen Schweizerischen Kirchenzeitung erscheint in Luzern.
5. Juli
Im Deutschen Bund wird der Gebrauch politischer Abzeichen gesetzlich verboten. Das zielt besonders auf Schwarz-Rot-Gold als Zeichen nationaler Gesinnung. Als Reaktion auf das Hambacher Fest werden ferner Presse-, Vereins- und Versammlungsfreiheit stark
13. Juli

Henry Rowe Schoolcraft findet mit dem Lake Itasca die Quellen des Mississippi River.
26. November
In New York geht die erste Straßenbahn der Welt, eine Pferdebahn, in Betrieb.
15. August
Gregor XVI. veröffentlicht die Enzyklika Mirari vos arbitramur, in der er sich gegen die allgemeine Freiheit des Gewissens und der Meinungsäußerung ausspricht.
Gründung der beiden Missiovereine Franziskus-Xaverius-Verein zur Unterstützung der katholischen Missionen in Aachen und des Ludwig-Missions-Vereins in München.
27. August
Mit der Gefangennahme des sich ergebenden Häuptlings Black Hawk endet der letzte Indianerkrieg östlich des Mississippi River in den Vereinigten Staaten.
26. September
Der Göta-Kanal in Schweden wird eröffnet. Er soll das Passieren des Öresunds vermeiden helfen und dort Sundzoll an Dänemark entrichten zu müssen.
1. Oktober
Uraufführung des Militärschauspiels His First Campaign von Adolphe Adam im Covent Garden in London
5. November
Uraufführung des historischen Melodrams The Dark Diamond von Adolphe Adam im Covent Garden in London
22. November
Uraufführung des Dramas Le roi s'amuse von Victor Hugo im Théâtre Français in Paris, welches nach der Uraufführung verboten wird.
Johann Wolfgang von Goethe veröffentlicht Faust, der Tragödie zweiter Teil als Fortsetzung von Faust I
Die erste Klasse der Moskauer Hochschule für Malerei, Bildhauerei und Architektur beginnt die Ausbildung.
24. November
Das Parlament von South Carolina hebt gültige Zollgesetze des Bundes aus den Jahren 1828 und 1832 in seinem Staatsgebiet auf. Es löst damit die Nullifikationskrise aus. US-Präsident Andrew Jackson setzt daraufhin mehrere Schiffe der Kriegsmarine nach Charleston in Marsch.
15. Dezember
Carl Friedrich Gauß stellt das erste absolute Maßsystem auf
Grundgesetze der Elektrolyse, später als Faradaysche Gesetze bezeichnet, werden entdeckt.
28. Dezember
Mit John C. Calhoun tritt erstmals ein Vizepräsident der Vereinigten Staaten vom Amt zurück. Ursache ist seine Doktrin in der Nullifikationskrise, ein Bundesstaat dürfe Bundesgesetze auf seinem Territorium für ungültig erklären.
Einführung der neuen Amtsbezeichnung „Bürgermeister“ anstatt der bis dahin gebräuchlichen „Schultheiß“