Chronik 1833 - Soziales im Britischen Empire,
Phantomschmerz, Siedlung Chicago
Gleich zu Beginn des Jahres hatte Großbritannien
durch das Einrichten eines Flottenstützpunktes auf
den Falklandinseln die Kontrolle über die Inseln an
sich gerissen. Als ein britisches Kriegsschiff in
Puerto Louis auf den Falklandinseln angekommen war,
hatte der Kapitän die argentinische Inselbesatzung
aufgefordert, abzuziehen. Drei Tage später geschah
das dann auch, womit Großbritannien die Kontrolle
übernahm. Im August machte das britische Empire dann
von sich reden, als es im August die Sklaverei
abschaffte und einen Tag später das englische
Parlament im „Factory Act“ zum ersten Mal die
Arbeitszeit von Kindern und Jugendlichen in der
Textilindustrie ein.
Die Kinderarbeit für Kinder
unter neun Jahren wurde verboten. In Deutschland
hatten im April 50 Aufständische in Frankfurt am
Main versucht, die Hauptwache und die
Konstablerwache zu erstürmen, weil sie dort
inhaftierte Journalisten befreien wollten. Die
Niederschlagung des „Frankfurter Wachenturmes“
markierte gleichzeitig das Scheitern des Versuchs
einer gesamtdeutschen revolutionären Erhebung. Die
Folge war im Deutschen Bund die Einrichtung der „Bundes-Central-Behörde“,
die von dem österreichischen Kanzler Klemens Wenzel
Lothar von Metternich (1773-1859) initiiert worden
war, einem Staatsmann, der bereits seit 1813 zu den
führenden Politik-Persönlichkeiten gehörte und eine
entscheidende Rolle auf dem Wiener Kongress bei der
Neuordnung Europas nach der Niederschlagung
Napoleons gespielt hatte. Metternich stand für das
monarchische Prinzip. Nationale und liberale
Bewegung bekämpfte er. Derartige Bestrebungen wurden
im Deutschen Bund auch andernorts bekämpft. Der
junge Dichter Fritz Reuter (1810-1874) wurde wegen
seiner Mitgliedschaft in der radikalen Jenaer
Burschenschaft „Germania“ auf der Durchreise in
Berlin festgenommen. Später verarbeitete der
niederdeutsche Schriftsteller seine anschließenden
Erlebnisse in dem Roman „Ut mine Festungstid“ und
schuf damit ein Zeugnis jener Zeit. Für Portugal war
das Jahr 1833 ein Schreckensjahr, denn in Lissabon
wütete die Cholera, der insgesamt mindestens 13.522
Menschen zum Opfer fielen. Die
naturwissenschaftlichen und medizinischen
Forschungen brachten immer neue Erkenntnisse hervor.
Sie konnten den Cholera-Opfern nicht mehr helfen,
aber sie waren dennoch zukunftsweisend. Der in
Koblenz geborene deutsche Physiologe, Meeresbiologe
und vergleichender Anatom Johannes Müller (), der
als einer der bedeutendsten Naturphilosophen des 19.
Jahrhunderts gilt, entdeckte 1833 den
Phantomschmerz. Von dieser Schmerzempfindung waren
Menschen betroffen, deren Gliedmaßen weht taten,
obwohl diese gar nicht mehr da waren, weil sie
amputiert worden waren. Diese Entdeckung war längst
nicht die einzige Errungenschaft, deren sich Müller
rühmen konnte. Das „Handbuch der Physiologie des
Menschen für Vorlesungen“ und „Geschichte der
Zoologie“ gehören neben zahlreichen anderen
wissenschaftlichen Publikationen zu seinem
Lebenswerk. Einer seiner berühmtesten Schüler war
Rudolf Virchow (1821-1902), der sich als Arzt und
Gründer der modernen Pathologie einen Namen machte.
Und noch ein anderes Ereignis warf große Schatten
voraus – am 12. August 1833 wurde in Amerika an der
Stelle eines alten Handelspostens am Michigansee
eine Siedlung gegründet – Chicago.
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