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Chronik 1662 - In England entstanden die
Grundlagen der Statistik
Seit König Ludwig XIV. (1638-1715) von Frankreich
die Regierung in die eigenen Hände genommen hatte,
war dessen Macht und politische Cleverness
landesweit spürbar. Mit dem „Vertrag von
Montmartre“, den er mit dem Herzog Karl IV.
(1604-1675) abschloss, erlangte Ludwig die Kontrolle
über das Herzogtum Lothringen. Eine Eroberung, die
nicht auf dem Schlachtfeld stattgefunden hatte. Für
den Fall, dass die Bourbonen, einschließlich der
Familien Condé, Conti und Orléans aussterben sollen,
was sehr unwahrscheinlich war, erhielt Karl IV. im
Vertrag die Zusage für die Thronfolge. Die Ansprüche
des Hauses Courtenay wurden dabei schlicht
übergangen und deren Proteste verhallten ungehört.
Soviel Ignoranz leistete sich Ludwig XIV., der
einmal mehr gezeigt hatte, wer im Lande die Hosen
anhatte. Für fünf Millionen Livres kaufte der
Monarch dann auch noch die Stadt Dünkirchen vom
englischen König Karl II. (1630-1685). Die
Hungersnot, die seine Untertanen im Lande plagte,
interessierte ihn wohl kaum, denn er setzte sich der
derweil mit dem Ausbau des Schlosses Versailles
auseinander. Daran änderten auch die Aufstände der
Bevölkerung nichts, die sich die Not nicht gefallen
lassen wollten und protestieren. Allerdings ohne
damit Erfolg zu haben. In England sicherte sich ein
Kurzwarenhändler inzwischen einen Platz in der
Historie. Sein Name war John Graunt (1620-1674). Er
entwickelte gemeinsam mit William Petty (1623-1687)
frühe Statistik- und Zensusmethoden. Diese wurden
zur Grundlage der modernen Demographie. Als Graunt
im Jahr 1662 die erste Sterbetafel berechnete, mit
der er erstmals für jedes Alter
Überlebenswahrscheinlichkeiten angab, wurde er zu
einem der ersten Experten im Bereich der
Epidemologie, als der noch heute angesehen wird.
Sein berühmtes Werk „Natural and Political
Observations Made upon the Bills of Mortality“ war
ein Londoner Sterbeverzeichnis, das auf
gesundheitlichen Faktoren beruhte. Mit dieser
systematischen Datenerfassung und Datenauswertung
hatte Graunt die Grundlage für die moderne Statistik
gelegt. Sein Mitstreiter William Petty, der zu den
Gründungsmitgliedern der Royal Society gehörte,
Wissenschaftler, Ökonom und Philosoph war, gilt als
der Vater der englischen Nationalökonomie. Im Jahr
1662 hatte in Brandenburg der Kurfürst Friedrich
Wilhelm (1620-1688) ein erstes Toleranzedikt
erlassen, in dem er die Beziehungen zwischen der
lutherischen und der reformierten Konfessionen auf
landesherrlicher Basis zu regeln versuchte. Doch das
Edikt stieß auf massive Kritik. Zwei Jahre später
gab es ein neues. Die beiden protestantischen
Konfessionen waren auch 1662 Thema der „Berliner
Religionsgespräche“, die Berliner Schloss
stattfanden.
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