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Chronik 1645 - Der neue Papst war ein
„Familienmensch“
Der neue Papst, Innozenz X. (1574-1655), den das
Konklave im Vorjahr, am 15 September, zum
Kirchenoberhaupt gewählt hatte, war bei seinem
Amtsantritt schon ein betagter Mann. Fortan stand er
unter starkem Einfluss seiner Schwägerin Olimpia
Maidalchini (1591-1657), die in der Papstgeschichte
des 17. Jahrhunderts eine bedeutende Rolle gespielt
hatte, sich aber aufgrund ihrer engen Beziehung zum
Papst auf Kosten der Kirche skrupellos bereicherte.
Zu alldem hatte sich Innozenz X. dazu durchgerungen,
sein Testament zu ihren Gunsten zu ändern und sie
zur Universalerbin seiner weltlichen Habe zu machen.
Nun musste seine Schwägerin nur noch Geduld zeigen.
Im Jahr 1645 hatte Innozenz X. nicht nur zur
Ausstattung seiner Familie von der Apostolischen
Kirche den südlich von Viterbo (Mittelitalien)
liegenden Ort San Martino al Cimino gekauft, diesen
zum Fürstentum erhoben mitsamt den nördlich
gelegenen Dörfer. Mit diesem großzügigen Geschenk
hatte er seine Schwägerin ganz sicher entzückt,
hatte er ihr dies doch zu eigenem Rechte vermacht.
Seinen 22-jährigen Neffen hatte er im Jahr zuvor
schon umgehend zum Kardinal gemacht, kaum dass die
Wahl vorüber war. Etwas, dass nicht seiner Familie
zugute kam, aber nachhaltig wirkte, war die
Tatsache, dass der Papst in jenem Jahr das bisherige
Priesterseminar, das 1611 begründet worden war, in
Manila (Philippinen) zur Universität Santo Tomas
hochstufte. Die heutige private katholische
Universität wird von einem Dominikaner-Orden
geleitet. Diese Universität in Manila ist nach der
Päpstlichen Universität Gregoriana in Rom die
zweitwichtigste Päpstliche Universität der Welt. Das
Geschehen im Vatikan ging in England am Erzbischof
von Canterbury, Willian Laud (1573-1645) spurlos
vorüber, er war bereits seit 1640 in Gefangenschaft.
Er, der im Vorfeld des Englischen Bürgerkriegs einer
der Berater des Königs gewesen war, wurde im Januar
1645 auf Grund einer „Bill of Attainder“ (Urteil des
englischen Parlaments) im Tower of London
enthauptet. Diese Hinrichtung hatte auch der
englische König Karl I. (1600-1949) trotz seiner
Bemühungen nicht verhindern können. Neben den
kriegerischen Auseinandersetzungen in England
wüteten auch in Deutschland die Schlachten. Etwa 60
km südöstlich von Prag fand im März die Schlacht bei
Jankau statt. Sie sollte eine der letzten großen
Schlachten des Dreißigjährigen Krieges sein.
Außerdem war es die Schlacht, die die kaiserliche
Regierung ab dem Sommer dazu brachte, ihre
Bemühungen um die Friedensverhandlungen in Münster
und Osnabrück zu verstärken. Doch bis zum Abschluss
des berühmten Westfälischen Friedens dauerte es noch
drei Jahre.
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