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Chronik 1619 - Ein wundersames Kolloquium und die
Gründung der Hamburger Bank
Im Vorjahr war der Böhmisch-Pfälzische Krieg
ausgebrochen, der den ersten von vier Kriegen
darstellte, die in ihrer Gesamtheit als
Dreißigjähriger Krieg benannt wurden. Kaiser
Matthias (1557-1619), der seit 1611 auch König von
Böhmen gewesen war, starb im März. Er hatte in
seiner letzten Herrschaftsphase ohnehin kaum mehr
eine entscheidende Rolle im politischen Treiben
gespielt. Im August wurde Ferdinand II. (1578-1637)
zum Nachfolger von Matthias gewählt, doch dem neuen
römisch-deutschen Kaiser versagten die böhmischen
Stände ihre Gefolgschaft. Noch schwelte der
Ständeaufstand der protestantischen Bevölkerung in
Böhmen. Zu dessen Anführer war Heinrich Matthias von
Thurn (1567-1640) geworden, der mit seinem Heer im
Jahre 1619 zweimal vor Wien stand, aber beide Male
keinen militärischen Erfolg erzielen konnte, weil es
ihm an schwerem Belagerungsgerät fehlte. Der Name
Albrecht Wallenstein (1583-1634) begann sich
ebenfalls in jenem Jahr herauszukristallisieren.
Wallenstein sollte im weiteren Verlauf des
Dreißigjährigen Krieges enorm an Bedeutung gewinnen
und in der Neuzeit auch in der Theaterliteratur. Da
machte Friedrich Schiller ihn zum Protagonisten
eines dreiteiligen Bühnenwerkes. Allen kriegerischen
Auseinandersetzungen zum Trotz veröffentlichte der
renommierte Astronom Johannes Kepler (1571-1630) in
jenem Jahr sein Buch „Harmonice Mundi“, in dem das
Dritte Keplersche Gesetz abgedruckt war, das er
schon 1618 formuliert hatte. Kepler, der ein tief
religiöser Mensch gewesen war, ging davon aus, dass
Gott seine Schöpfung so geschaffen hatte, dass ein
Mensch sie durch langes Nachdenken begreifen könnte.
Dennoch waren Wissenschaft und Religion zwei
grundverschiedene Angelegenheiten. In diesem
Zusammenhang war es bemerkenswert, was in Ulm für
ein wissenschaftliches Kolloquium stattgefunden
hatte. Es befasste sich mit der Frage, ob Kometen
„wunderbare Zeichen“ Gottes über Unheil oder
natürliche Erscheinungen sind. Mit ganz anderen
Dingen beschäftigte man sich in Hamburg, wo die
Wirren des Böhmisch-Pfälzischen Krieges keine
Auswirkungen hatten. Dort gründete der Rat der Stadt
die „Hamburger Bank“, die in jenem Jahr ihren
Geschäftsbetrieb aufnahm und somit zur Erleichterung
des Handelsverkehrs der Kaufleute beitrug. Geld
hatte schon im 17. Jahrhundert die Welt regiert,
schließlich war der Dreißigjährige Krieg durchaus
nicht nur ein Glaubenskrieg, sondern ebenso der
fatalen Wirtschaftslage in Europa geschuldet.
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