Chronik 1616 - Erstes Spiegelteleskop, erstes Schachlehrbuch und kulturelle Verluste
Das Spiel, das man als das königliches bezeichnet,
wurde schon vor Jahrhunderten gespielt. Etwa seit
dem 13. Jahrhundert war es in Europa fest etabliert,
nachdem es seinen Weg über Persien genommen hatte.
Die Rede ist vom Schachspiel. Im 17. Jahrhundert war
es in deutschen Landen schon längst verbreitet und
erfreute sich großer Beliebtheit. Auch Fürst August
von Braunschweig-Wolfsbüttel (1579-1666) liebte das
Schachspiel. Ihm ist das allererste Schachlehrbuch
in deutscher Sprache zu danken – „Das Schach– oder
König-Spiel“ – das 1616 von einem Gustavus Selenus
erschien. Fürst August II. galt als einer der
gelehrtesten Fürsten seiner Zeit und wer ihn kannte,
wusste, dass er sich hinter dem Pseudonym „Gustavus
Selenus“ verbarg. Dass Ströbeck (heute ein Stadtteil
von Halberstadt in Sachsen-Anhalt) darin als
schachverrücktes Dorf Erwähnung fand, gibt dem Ort
historischen Glanz, wenn er als Schachdorf Ströbeck
heute noch erwähnt wird. Eine Veröffentlichung, die
den Oberen, konkret dem Heiligen Offizium der
römischen Inquisition, weniger gut gefiel, war das
schon 1543 erschiene Buch des polnischen Gelehrten
und Astronomen Nikolaus Kopernikus (1473-1543), „De
Revolutionibus Orbium Coelestium“, in dem sein
heliozentrisches Weltbild abgebildet war. Nun, in
„moderner“ Zeit, 1616, wurde es verboten. Die
Tatsache, dass Kopernikus die Sonne und nicht in die
Erde in den Mittelpunkt der Schöpfung gestellt
hatte, ging mit der Ansicht der Kirche keineswegs
konform. Dass das Buch erst jetzt verboten wurde,
lag daran, dass die Erkenntnisse von Kopernikus bei
der Veröffentlichung als Hirngespinst und nicht als
Ketzerei abgetan worden waren. Die Beschreibungen
der Entdeckungsfahrten von John Smith (1580-1631) in
Nordamerika waren den Behörden jedoch keineswegs
suspekt. Der Söldner und Abenteurer, der in die
Geschichte als Gründer von Jamestown einging, hatte
in seiner Beschreibung erstmals den Namen New
England für das Gebiet im Nordosten Nordamerikas
verwendete, das heute als Ursprung der englischen
Besiedlung der Neuen Welt angesehen wird. Um seine
angebliche Liaison mit der Häuptlingstochter
Pocahontas ranken sich viele Legenden. Dem
italienischen Jesuitenpater Nicolaus Zucchius
(1586-1670) und Professor am Collegium Romanum, der
gleichzeitig Astronom und Physiker war, gelang 1616
die spektakuläre Entwicklung des ersten
Spiegelteleskops. Auf kultureller Ebene verlor
Europa zwei literarische Köpfe: Miguel de Cervantes
(1547-1616), der Schöpfer des „Don Quixote“, starb
am 23. April in Madrid, William Shakespeare
(1564-1616), der bedeutende englische
Renaissance-Dichter, verschied am 3. Mai
(Gregorianischer Kalender) desselben Jahres. Und der
nördlichste aktive Vulkan über dem Meeresspiegel –
der Beerenberg auf der Insel Jan Mayen – sorgte mit
seinem Ausbruch für die früheste Dokumentation
seiner Aktivität.
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