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Chronik 1610 - Galileis Jupiter-Monde und ein Königsmord
Das Fernrohr, das der Italiener Galileo Galilei
(1564-1642) nun in der Lage war, für seine
astronomischen Arbeiten zu nutzen, verhalf ihm –
aber vor allem der Wissenschaft – zu sensationellen
Erkenntnissen. Die vier mit Abstand größten Monde
des Jupiter, die Galilei im Januar Jahr 1610
entdeckte, erbrachten den Beweis, dass es entgegen
dem offiziellen geozentrischen Weltbild von Kirche
und Gesellschaft, Himmelskörper gab, die sich nicht
um die Erde drehten. Zu jener Zeit ging man davon
aus, dass sich alle, aber wirklich alle
Himmelskörper um die Erde drehten, denn sie war ja
nach dem damaligen Wissensstand der Mittelpunkt des
Universums. Einflussreiche Kreise weigerten sich
vehement, die neue Entdeckung zu akzeptieren. Die
Professoren in Florenz sträubten sich sogar, selbst
einen Blick durch das Teleskop von Galilei zu
werfen. Sie konnten aber auch nicht verhindern, dass
sich die Nachricht von den „Mediceischen Gestirnen“,
wie Galilei sie benannt hatte, rasend schnell
verbreitete. Heute heißen sie übrigens „Galileische
Monde“. Als im März der „Sternebote“ (Sidereus
Nuncius) in 500 gedruckten Exemplaren erschien, war
er schon nach wenigen Tagen vergriffen. Ganz Europa
sprach von der Entdeckung. Galileo Galilei war ein
berühmter und zugleich umstrittener Mann, auf den
die Kirche ein sehr wachsames Auge hatte. Ein
wachsames Auge hatte auch der französische Gelehrte
Nicolas-Claude Fabri de Peiresc (1580-1637), mit dem
Galilei in ausgiebiger Korrespondenz Erfahrungen
austauschte. Der Franzose hatte ebenfalls etwas
entdeckt – den Orionnebel. Jedenfalls wurde ihm das
im 20. Jahrhundert bescheinigt. Warten und Tee
trinken. Diese Weisheit gab es zwar noch nicht, der
Tee war auch unbekannt. Aber das Jahr war voller
Neuem – die Niederländische Ostindien-Kompanie
brachte den ersten Tee aus Asien nach Europa. Das
gesunde Getränk konnte aber nichts am Tod des
Barockmalers Michelangelo Merisi da Caravaggio
(1571-1610) ändern, der nur unter Caravaggio bekannt
war und am 18. Juli in Porto Ercole starb. Dessen
neuartige Bildgestaltung und die Verknüpfung
sakraler Themen mit dem Profanen untermauerten seine
Bedeutung für die Nachwelt. Noch heute ist vom
„Mythos Caravaggio“ die Rede. In Frankreich war
ebenfalls ein Tod zu beklagen, aber kein
natürlicher. Der König Heinrich IV. (1553-1610), den
man in seiner gascognischen Heimat als „unseren
guten König“ bezeichnete, war am 14. Mai von
François Ravaillac (1578-1610) ermordet worden. Der
König verstarb an einer Reihe von Messerstichen, die
ihm von dem Königsmörder beigebracht worden waren.
Dieser wurde sofort festgenommen und noch im selben
Monat hingerichtet. Die königliche Nachfolge trat
der minderjährige Sohn des Toten an, Ludwig XIII.
(1601-1943). Die Macht im Land übernahm seine
Mutter, die Gemahlin des toten Königs, Maria de’
Medici (1575-1642).
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