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Chronik 1618 - Der Prager Fenstersturz und der Beginn des
Dreißigjährigen Krieges
In Böhmen eskalierten die Ständeaufstände. Nachdem
unter der Führung von Heinrich Matthias von Thurn
(1567-1640) und Joachim Andreas von Schlick
(1569-1621) Adelige auf der Prager Burg die
Ständeversammlung aufgelöst worden war, verging den
anwesenden königlichen Statthalten Jaroslav Borsita
Graf von Martinic (1582-1649) und Wilhelm Slavata
(1572-1652) sowie dem Kanzleisekretär Philipp
Fabricius (um1608-ca.1628) in Gegenwart von etwa
zweihundert Vertretern der Protestanten gehörig das
Lachen. Sie wurden von den Adeligen kurzerhand aus
dem Fenster geworfen. Diese Aktion, so geschehen am
23. Mai, ging als Zweiter Prager Fenstersturz in die
Geschichte ein und war ein Ausdruck des Unmuts
darüber, dass der katholische Landesherr, Kaiser
Matthias (1557-1619) und der 1617 gewählte
Nachfolger, der böhmische König Ferdinand II.
(1578-1637), die zugestandene Religionsfreiheit der
Protestanten verletzt hatten. Schließlich war ihnen
die 1609 von Kaiser Rudolf II. (1552-1612) in einem
Majestätsbrief garantiert worden. Die drei Herren,
die von den Protestanten ungefähr 17 Meter tief in
den Burggraben geworfen worden waren, überlebten mit
schweren Verletzungen. Der Streit um die
Vorherrschaft und um die Religionsfreiheit war damit
längst nicht beendet. Die Gegensätze zwischen der
Katholischen Liga, die die kaiserlichen Truppen im
Rücken hatten und der Protestantischen Union lösten
innerhalb des Heiligen Römischen Reiches den
Dreißigjährigen Krieg aus, der sich auf Europa
ausweitete, aber das meiste Leid über die deutschen
Lande brachte. Johannes Kepler (1571-1630), der Prag
längst verlassen hatte und in Linz seine
unermüdlichen Forschungen vorantrieb, fand in jenem
Jahr 1618 das Dritte Keplersche Gesetz der
Planetenbewegungen heraus und formulierte es. Die
Forschungen wurden immer schwieriger. Die politische
Lage schien außer Kontrolle zu geraten, Kepler hatte
viel Mühe, die Verteidigung seiner Mutter Katharina
(1546-1622) zu erarbeiten, die immer noch wegen
angeblicher Hexerei im Gefängnis saß und dann hatte
er finanzielle Außenstände, die ihm ein geregeltes
wissenschaftliches Arbeiten sehr erschwerten. In
England hatte Sir Walter Raleigh (1552 od. 1554 bis
1618) andere Sorgen. Nachdem er als Günstling der
König Elizabeth I. (1533-1603) bei deren Nachfolger
Jakob I. (1566-1625) in Ungnade gefallen war. Zwar
wurde sein Todesurteil in eine dreizehn Jahre
andauernde Gefängnisstrafe umgewandelt, die er im
Tower absaß und 1616 freigelassen wurde, aber als
der Seefahrer und Entdecker von einer
Südamerika-Reise zurückkam, wurde das fast in
Vergessenheit geratene Todesurteil nun doch
vollstreckt. Er wurde 1618 in
London geköpft. Der
Nachwelt blieb sein Name erhalten. Zu Ehren von Sir
Walter Raleigh bekam die Hauptstadt des
US-Bundesstaates North Carolina den Namen Raleigh.
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