Bekannte deutsche Sportler
Im Zusammenhang mit Sport haben einige Deutsche es
geschafft, über den eigentlichen Bereich ihrer
sportlichen Leistungen hinaus eine solche, in der Regel
mit außergewöhnlich großer medialer Präsenz verbundene
Popularität zu entwickeln, dass sie selbst über den
Zeitraum ihrer Sportkarriere hinaus besonderen
Prominentenstatus einnehmen.
Der chronologisch in der Reihe dieser
Top-Sportprominenten am Anfang stehende Deutsche hat
seinen Sportlerruhm anders als seine später gestarteten
Mitprominenten nicht durch sportliche Höchstleistungen
begründet, sondern durch die von ihm betriebene
Instrumentalisierung des Sport für
politische Zwecke.den Füßen der
Der Brandenburger Friedrich Ludwig Jahn (1777-1852),
bekannt als „Turnvater Jahn“, erfand Anfang des 19.
Jahrhunderts das Wort „Turnen“ als Oberbegriff für
Geräteturnen und Gymnastik. Jahn, selbst aktiver Turner,
verstand das zu seiner Zeit noch weitgehend unbekannte
organisierte Turnen als vormilitärische Ausbildung für
junge Männer, um sie körperlich fit für den von Jahn
erhofften Kampf für die nationale Einheit des in
zahlreiche Kleinstaaten zersplitterten Deutschlands zu
machen.
Mehr als ein Jahrhundert später stand mit dem Boxer
Max Schmeling
(1905-2005) ein weiterer sportlicher Preuße im
Mittelpunkt politischer Propaganda. Allerdings war
Schmeling dabei nicht wie Jahn Subjekt, sondern Objekt
einer Propagandamaschinerie, der er sich nur zum Teil
entziehen konnte. Der gebürtige Vorpommer trug von
1930
bis
1932
den Gürtel des Schwergewichts-Weltmeisters. 1932 musste
er den Titel nach einer umstrittenen Niederlage wieder
abgeben. Schmelings Fight, mit dem er zur Boxer-Legende
wurde, war sein Kampf gegen den als weltbester Boxer
geltenden Afro-Amerikaner Joe Louis am
19. Juni 1936
in New York. Schmeling legte Louis, der damals noch kein
Weltmeister war,
nach 12 Runden per K.O. auf die
Bretter. Sein Erfolg wurde von der Goebbels-Propaganda
als Sieg der arischen Rasse gefeiert. Schmeling, der
sich bereits zum Ärger von Goebbels geweigert hatte,
sich von seiner tschechischen Frau Anny Ondra und seinem
jüdischen Manager zu distanzieren, blieb in seinen
Äußerungen über Louis dagegen sportlich-fair.
1938
verlor er den Rückkampf gegen den amtierenden
Weltmeister Joe Louis. Ein Jahr später bestritt er
seinen vorerst letzten Kampf und wurde Europameister. Im
Zweiten Weltkrieg schwer verletzt, verlor er den größten
Teils seines in Pommern angelegten Vermögens und stieg
nach seiner Flucht nach
Hamburg aus
finanziellen Gründen 1947 als Schauboxer für ein Jahr
wieder in den Ring. Als Geschäftsmann, der unter anderem
Coca Cola in Deutschland vertrat, wieder zu Wohlstand
gekommen, engagierte sich Schmeling intensiv für
karitative Zwecke.
In der Tradition von Schmelings Fairness und
Großzügigkeit steht eine andere deutsche Boxer-Größe,
die den Ehrennamen „Der Gentleman“ trägt. Der
1964
in der
DDR geborene
Henry Maske
war
1993
IBF-Weltmeister im Halbschwergewicht geworden und konnte
diesen Titel bis 1996 verteidigen. Maske, der in
Deutschland mitverantwortlich für das Wiederbeleben des
öffentlichen Interesses am in Verruf geratenen
Boxsportes war, verlor den Titel 1996 gegen den US-Boxer
Virgil Hill. Maske, der inzwischen im wiedervereinigten
Deutschland zu einer gesamtdeutschen
Identifikationsfigur geworden war wie die ähnlich
populäre Eiskunstläuferin
Katarina
Witt (geb. 1965), erklärte 1996 seinen Rückzug
vom Boxsport. 2007 schlug Maske in einem dramatischen
Comeback-Kampf Virgil Hill in München nach Punkten.
Zu den bekanntesten deutschen Sportlern aller Zeiten
gehören dem Stellenwert des Fußballs beim Publikum
entsprechend eine Reihe von hochkarätigen Ballkünstlern
wie der DFB-Ehrenspielführer Fritz Walter (1920-2002),
einem der glücklichen „WM-Helden von Bern“ (1954), die
HSV-Legende Uwe
den Füßen der
Seeler (geb. 1936), einem der tragischen
„WM-Helden von Wembley“ (1966) und Bayern-Star „Kaiser“
Franz
Beckenbauer (geb. 1945), der zweimal Weltmeister
wurde: Einmal 1974 als Nationalelf-Kapitän und 1990 als
Team-Chef.
Wie Beckenbauer sind auch die beiden größten deutschen
Tennisstars Lieblinge der Boulevard-Presse. Dabei steht
die Mannheimerin Golden Slam-Gewinnerin
Steffi Graf
(geb. 1969) für ein Sauberfrau-Image, während ihr
Leimener Tennisstar-Kollege
Boris Becker
(geb. 1967) als umtriebiger Jetsetter gilt, dessen
sportliche Erfolge als jüngster Wimbledon-Sieger der
Geschichte (1985) und sechsfacher Grand Slam-Gewinner
mittlerweile von seinen zahlreichen geschäftlichen und
amourösen Aktivitäten in den Schatten gestellt worden
sind.
Zum Jetset, wenn auch eher zur bodenständigeren
Variante, gehört auch der rheinländische Formel 1–Star
Michael
Schumacher (geb. 1969), der von 1991 bis zu
seinem Rückzug aus dem Profi-Sport 2006 sowie seit
seinem Comeback 2010 an fast 300 Grand Prix-Rennen
teilgenommen hat und siebenmal Weltmeister geworden ist.
Zum Olymp des deutschen Sports gehören aber auch die
Reiterstars der Nachkriegszeit Fritz Thiedemann aus
Dithmarschen (1918-2000) und der Wuppertaler Hans
Günther Winkler (geb. 1926) sowie der im zweifachen
Sinne große Würzburger Basketballstar
Dirk Nowitzki
(geb. 1978), dem in der US-Profiliga eine Riesenkarriere
gelungen ist, sowie das Ausnahmetalent im Pool, die
ebenfalls 1978 geborene Berlinerin „Weltschwimmerin von
1993“
Franziska van Almsick.
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