Madame-Tussaud Lebenslauf

"Madame-Tussauds"-Wachsfigurenkabinette haben Weltruhm erlangt. Das Stammhaus dieser Sammlungen von Wachsnachbildungen prominenter Persönlichkeiten aus Vergangenheit und Gegenwart von Elisabeth I. bis Angela Merkel wurde 1835 in London gegründet. Seit den 1970er Jahren sind gut zwei Dutzend Zweigniederlassungen auf vier Kontinenten eröffnet worden. Das Berliner Wachsfigurenkabinett öffnete 2008 Unter den Linden seine Pforten.
Namensgeberin und Begründerin der "Madame-Tussauds"-Tradition war eine Elsässerin: Marie Tussaud. Die Tochter des Dienstmädchens Anne Walder kam am 7. Dezember 1760 oder im Januar 1761 in der damals noch nicht zum Königreich Frankreich gehörenden Freien Reichsstadt Straßburg als „Anna Maria Grosholtz“ zur Welt. Als Vater wurde der Ende 1759 im Siebenjährigen Krieg gestorbene Scharfrichter Joseph Grosholtz ins Kirchenbuch eingetragen.
Mutter und Tochter zogen nach Bern. Dort hatte Anne Walder eine Stellung als Hauswirtschafterin bei dem Arzt Philippe Curtius bekommen. Curtius, von Marie bald „Onkel“ genannt, beschäftigte sich intensiv mit Wachsbildnerei (Ceroplastik). Er eröffnete um 1765 in Paris, protegiert von einem Mitglied der königlichen Familie, ein Wachsfigurenkabinett. Marie, die er zusammen mit ihrer Mutter aus Bern nachgeholt hatte, bildete er mit Erfolg im Ceroplastik-Handwerk aus. 1777 schuf sie ihren ersten Wachskopf: den Kopf des Philosophen Voltaire. Weitere Porträts folgten und machten die junge Modelliererin bekannt. Ob sie aber tatsächlich, wie sie in ihrem Memoiren behauptet hatte, 1779 an den Hof von Versailles geholt worden ist, um eine Prinzessin in Ceroplastik zu unterrichten, blieb strittig.
Während der Französischen Revolution wurden Marie und ihre Mutter 1793 kurzzeitig als mögliche Königstreue inhaftiert. Als Beleg für Revolutions-Treue musste Marie nach der Entlassung Totenmasken von auf der Guillotine Enthaupteter modellieren. Dazu gehörten unter anderem Ex-Königin Marie Antoinette sowie Marat und Robespierre. Marie soll behauptet haben, dass sie die Köpfe der Hingerichteten nachbilden musste, damit diese dann auf Piken gespießt durch die Straßen von Paris getragen werden konnten.
Nach dem Tod von Curtius 1794 erbte Marie Grosholtz dessen Wachsfiguren-Kabinett. Ein Jahr später heiratete sie Francois Tussaud und nahm dessen Namen an. Die Ehe mit dem trunksüchtigen Ingenieur wurde 1809 geschieden. Aus wirtschaftlichen Gründen verließ Marie Tussaud Frankreich 1802. In den nächsten drei Jahrzehnten tingelte sie mit ihren Wachsfiguren und -Porträts auf Ausstellungen in Großbritannien und Irland. Dabei hatte sie häufig mit widrigen Umständen zu kämpfen und stand mehrmals vor dem finanziellen Ruin.
1835 gründete sie, im Alter von 75 Jahren, mit ihren beiden Söhnen in der Londoner Baker Street einen festen Ausstellungsplatz als "Madame Tussauds" Museum. Hier hatte sie anhaltenden Erfolg mit ihren Arrangements aus Wachsmenschen und Requisiten. Großen Zulauf hatte die „Kammer des Schreckens“, in der unter anderem das Grauen der Terror-Jahre während der französischen Revolutionszeit thematisiert wurde. Die Londoner Besucher waren auch begeistert von den lebensnahen Repliken britischer Heroen wie dem Erfolgsautor Walter Scott oder dem Admiral Horatio Nelson.
Nachdem sich Marie Tussaud 1842 aus der Geschäftsleitung ihres Museums zurückgezogen hatte, führte ihre Familie das Unternehmen weiter.
Am 16. April 1850 ist Mary Tussaud in London gestorben.
1889 verlegte ein Enkel von Marie Tussaud den Standort des Wachsfigurenkabinetts in die Marylebone Road unweit vom Regent´s Park.