Die 60er Hippie Mode
In den Metropolen protestieren junge Leute Mitte
der
1960er
Jahre gegen
Krieg
und Establishment. Sie engagieren sich für
uneingeschränkten Individualismus, für die freie
Liebe und eine politische wie kulturelle
Dezentralisierung: Das war Philosophie der
Hippie-Bewegung.
Von San Francisco aus ging das neue Lebensgefühl
voller aufwühlender Veränderungen um die Welt. Einer
der Höhepunkte war das Monterey International Pop
Festival im 1967er „Summer of Love“. Eine der großen
Ikonen der Hippie-Bewegung stand damals auf der
Bühne:
Janis Joplin in einem Shirt mit
Trompeten-Ärmeln und einer goldglitzernden
Schlaghose. Zum Star wurde sie nicht nur ihrer
rauen, so noch nie da gewesenen Stimme wegen – auch
ihr Kleidungsstil machte Furore: Nun übernahmen
Rüschen, kunterbunte Muster und Blumen die
Modehoheit in der Community.
Sicher gab es diverse Modeströmungen in diesen
Jahren. Schon 1960 hatte
Yves Saint Laurent seine „Beat-Kollektion“
offeriert, in der ausschließlich schwarze Teile mit
Pelz und Leder die kunterbunte Rock 'n' Roll Mode
der Fifties ablösten. In Großbritannien bestimmten
die „Mods“ zunächst den Style - junge, gepflegte
Lower-Middleclass-Radikale in betont dandyhaften
Klamotten. Während die von den Beatles und den
Rolling Stones inspirierten Pilzköpfe bei den
Männern dominierten, orientierten sich die Mädchen
entweder an einem androgynen Model namens Twiggy, an
Jackie Kennedy mit den kleinen Kostümchen oder an
Brigitte Bardot mit ihrer hochgesteckten
blonden Mähne.
Die neue pazifistische Lebenseinstellung der Hippies
wurde aber peu à peu wichtiger und die Mode der
Jugendbewegung wurde zum deutlichen Ausdruck des
Lebensgefühls.
Unkonventionell war diese Mode, zudem individuell,
oft irgendwie willkürlich zusammengestellt und mit
einem deutlichen Hang zur Romantik. Die
Leder-Accessoires der nordamerikanischen
Indianer wurden mit afghanischen
Lammfelljacken und wehenden indischen Schals zu
Batik-Oberteilen zu den It-Pieces der Blumenkinder.
Dazu kamen weit geschnittene Hemden, Blusen und
Kleider, fast immer bunt geblümt, mit Rüschen und
mit Janis Joplins Trompetenärmeln.
Weit ausgestellte Schlaghosen wurden bei den Männern
mit Batikhemden und Patchworkjacken komplettiert,
während die Frauen bauchfreie Oberteile in einem
bunten Material- und Farbmix bevorzugten. Alle
trugen Stirnbänder, überdimensionale
Plastik-Sonnenbrillen, große Buttons mit
Friedensslogans und lange Klimperketten mit dem
Peace-Zeichen – und während die Männer in
Jesuslatschen, Boots oder Sandalen unterwegs waren,
kamen die Frauen gern in glänzenden Stiefeln auf
beachtlichen Plateausohlen daher.
Zudem war Barfußgehen angesagt - mit Nacktheit und
mit Transparenz wurde sowieso gern experimentiert.
Der Minirock war en vogue. Nicht nur bei den
Hippiefrauen war er die bahnbrechende Moderfindung
schlechthin. Designt von
Mary Quant
in London endete er zunächst 10 cm über dem Knie,
später wurde der Supermini daraus.
Weil der französische Modedesigner André Courrèges
damals die Kombination aus Hippie-Mode, Haute
Couture mit Street-Fashion hervorragend umsetzte,
entstand ein bequemer Dreisatz aus kurzem Rock,
flachen Schuhen und Strumpfhosen, der den Frauen
viel mehr Bewegungsfreiheit gestattete.
Damals entwickelten sich übrigens auch
Jeans und T-Shirt
als wichtige Bestandteile der neuen Unisex-Mode.
Jeans und T-Shirts sind bis heute geradezu
unverzichtbar.
Auch kurze Röcke, Patchwork-Materialien, Schlaghosen
und Plateauschuhe tauchen bis heute immer wieder in
den Modekollektionen auf. Es gibt wohl kaum eine
andere Zeit als die Jahre am Ende der 1960er, die
mehr Präsenz in unseren Kleiderschränken hat.
Dagegen hatte der Hippietraum von einer anderen Welt
bald ein Ende. Die Mode der Hippies war Ausdruck
leichter jugendlicher Lässigkeit – und bis heute
erfüllt sie eine Sehnsucht nach Zuversicht,
Leichtigkeit und nach einer positiven Zukunft.