Es war im
Jahre 1930, als Josef Schwarz, ein Kaufmann
aus der Stadt Heilbronn in
Baden-Württemberg, als persönlich
haftender Gesellschafter in eine Südfrüchtehandlung
in Neckarsulm einstieg. Die Gesellschaft wurde in
Lidl & Schwarz KG umbenannt und fortan zu einer
Lebensmittelgroßhandlung ausgebaut. Nach dem Ende
des zweiten Weltkrieges erfolgte der Wiederaufbau
des zerstörten Unternehmens in rund zehn Jahren. Im
Jahre 1954
trat Lidl der A&O-Handelskette bei, in der zwanzig
Lebensmittelgroßhandlungen miteinander kooperierten.
Im gleichen Jahr entstand in Heilbronn eine neue
Hauptzentrale. Dieter Schwarz, einziger männlicher
Nachkomme von Josef Schwarz, trat in die Fußstapfen
seines Vaters: Er begann
1958 im
Unternehmen eine kaufmännische Ausbildung und stieg
im Jahre 1962
zum Prokuristen auf. Bereits ein Jahr später wurde
auch er persönlich haftender Gesellschafter. Dieter
Schwarz war es auch, der die Geschäftsidee für die
heutige Form der Discountmärkte hatte: Artikel des
täglichen Bedarfs, hauptsächlich Lebensmittel, zu
günstigen Preisen. 1973 eröffnete er in
Ludwigshafen-Mundenheim den ersten Lidl-Supermarkt.
Aus rechtlichen Gründen konnte der Name Lidl nicht
ohne weiteres für die Läden übernommen werden. So
kaufte Schwarz dem pensionierten Berufschullehrer
und Maler Ludwig Lidl für 1000 DM die Namensrechte
ab. Als sein Vater
im Jahre 1977 starb, betrieb Dieter
Schwarz bereits über 30 Lidl-Filialen.
Rund 15 Jahre nach der Eröffnung des ersten
Supermarktes hatte Lidl bereits mehr als 450
Filialen in Deutschland und beschäftigte über 5.000
Mitarbeiter. Nun startete Schwarz die Expansion ins
europäische Ausland: In
Frankreich
eröffnete 1989
die erste Auslandsfiliale. Bald darauf folgte der
Markteintritt in Ländern wie Großbritannien,
Spanien, Portugal und Italien. Durch die Anpassung
des Sortiments auf die landestypischen Gewohnheiten
war Lidl im Ausland ausgesprochen erfolgreich.
Lediglich aus
Norwegen zog sich der Discounter im Jahre
2008 wieder zurück, da dort nach vier Jahren der
Marktanteil nicht nennenswert gesteigert werden
konnte. Deutlich später als der Konkurrent Aldi
eröffnete Lidl im
Juni 2017
die erste Filiale in den
Vereinigten Staaten
von Amerika.
Ende der 1990er
Jahre zog sich Dieter Schwarz aus der
Unternehmensleitung zurück und übertrug seinen
Anteil auf eine gemeinnützige Stiftung mit seinem
Namen, die hauptsächlich
Wissenschaft, Forschung, Kunst und Kultur
fördert.
Als erster Discounter in Deutschland führte Lidl im
Jahre 2006
mit der Eigenmarke Fairglobe eine Fair-Trade-Marke
mit Produkten wie Kaffee, Tee und Schokolade aus
Entwicklungsländern ein. Lidl beabsichtigte damit
hauptsächlich die Lebensumstände der Beschäftigten
vor Ort zu verbessern und nachhaltigen Anbau zu
fördern.
Ab 2004 geriet Lidl, wie auch der Konkurrent Aldi,
mehrfach in die Schlagzeilen und wurde öffentlich
kritisiert. Dabei ging es vor allem um die
Beschäftigungsbedingungen der Belegschaft. Unter
anderem waren es Gewerkschaften, die dem Unternehmen
vorwarfen, die Entstehung von Betriebsräten zu
torpedieren. Auch die Bezahlung der Mitarbeiter
wurde kritisiert, worauf das Unternehmen mit der
Einführung eines internen Mindestlohns in Höhe von
10 Euro pro Stunde
im Jahre 2010 reagierte. 2008 deckte das
Magazin Stern zudem einen Überwachungsskandal bei
Lidl auf.
Heute beschäftigt Lidl weltweit über 170.000
Mitarbeiter und ist mit rund 11.000 Discountmärkten
in insgesamt 29
Ländern präsent. Mit einem Jahresumsatz von
rund 90 Milliarden Euro (2018) ist Lidl seinem
Hauptkonkurrenten und Marktführer Aldi dicht auf den
Fersen. Auch im Internet-Handel zählt Lidl bereits
zu den zehn umsatzstärksten Onlineshops in
Deutschland.
Der Lidl-Gründer Dieter Schwarz gilt mit einem
geschätzten Vermögen von über 40 Milliarden Euro als
einer der reichsten Deutschen. Ähnlich wie die
Aldi-Chefs, die Brüder Albrecht, scheut der
mittlerweile über 80-jährige Vater zweier Töchter
die Öffentlichkeit. Daher ist sehr wenig über den
Vorzeige-Unternehmer bekannt, der wie kaum ein
anderer den Lebensmitteleinzelhandel in Deutschland
in den vergangenen Jahrzehnten geprägt hat.
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