Oktober 1994 -
Prinzessin Dianas Reitlehrer und ein Massenselbstmord
Die britische Boulevard-Presse konnte einen reißenden Umsatz verzeichnen, als
der einstige Reitlehrer der Ehefrau des Thronfolgers Prinz Charles aus dem
Nähkästchen seiner jahrelangen Beziehung mit der von ihrem Gemahl getrennt
lebenden Prinzessin öffentlich plauderte. Der Offizier James Hewitt macht damit
Schlagzeilen. Ob das eines Offiziers würdig war, bleibt dahingestellt. Nebenbei
trat in aller Stille am Starnberger See der Schauspieler Heinz Rühmann von der
Bühne des Lebens ab. Mit seiner Beliebtheit und vor allem mit den Rollen, die
eine heile Welt verkörperten und Optimismus ausstrahlten, hatte er die
cineastische Welt des 20. Jahrhunderts auf seine Weise bereichert. Er war 92
Jahre alt geworden. Die 53 Toten, die man in der Schweiz fand, die zu einer
Sekte gehört hatten, waren längst nicht so alt geworden. Die meisten waren durch
Manipulation in einen Massenselbstmord getrieben worden.
Wichtige Ereignisse im
Oktober 1994
1. Oktober
In der Slowakei ging aus den Parlamentswahlen die „Bewegung für eine
Demokratische Slowakei“ des ehemaligen Ministerpräsidenten Vladimír Mečciar
(*1942) als stärkste politische Kraft hervor. Sie bekam 35 Prozent der Stimmen.
1. Oktober
In Burundi trat Sylvestre Ntibantungany (*1956) sein Amt als neuer
Staatspräsident des Landes an.
1. Oktober
Im pazifischen Inselstaat Kiribati wurde Teburoro Tito (*1953) Staatspräsident
des Landes.
2. Oktober
In der britischen Boulevard-Presse enthüllte der Offizier James Hewitt (*1958)
Einzelheiten über seine Beziehung mit Prinzessin Diana (1961-1997), deren
ehemaliger Reitlehrer er gewesen war. Die Romanze mit der von ihrem Ehemann, dem
britischen Thronfolger Prinz Charles (*1948), getrennt lebenden Prinzessin hatte
fünf Jahre gedauert.
3. Oktober
In Brasilien gewann der sozialdemokratische Politiker Fernando Henrique Cardoso
(*1931), der marktwirtschaftlich ausgerichtet war, die Präsidentschaftswahlen.
3. Oktober
In Kasachstan startete der deutsche Physiker Ulf Merbold (*1941) an Bord einer
Sojus-Rakete zu einer 30-tägigen Weltraum-Mission „Euromir ’94“ ins All. Merbold
sollte etwa 30 wissenschaftliche Experimente betreuen, zu denen unter anderem
Gewichtsverlust und Muskelabbau in der Schwerelosigkeit gehörte. Es war für den
Wissenschaftler bereits der dritte Raumflug.
3. Oktober
In seinem Haus am Starnberger See starb der Schauspieler Heinz Rühmann im Alter
von 92 Jahren. Rühmann war am 7. März 1902 in Essen geboren. Er war einer der
beliebtesten und bekanntesten Schauspieler des 20. Jahrhunderts.
4. Oktober
Bundesumweltminister Klaus Töpfer (*1938) von der CDU scheiterte auf der
Umweltministerkonferenz der Europäischen Union mit seinen Vorschlägen für eine
Energiesteuer.
5. Oktober
Die Sanktionen gegen Rest-Jugoslawien wurden von den Vereinten Nationen
gelockert, nachdem Belgrad Hilfslieferungen an die bosnischen Serben gestoppt
hatte.
5. Oktober
Im schweizerischen Kanton Fribourg bei Cheiry und im Weiler Granges-sur-Salvan
wurden 53 Tote gefunden, die der Sekte „Das Kreuz und die Rose“ angehört hatten.
Wegen der angeblichen Massenselbsttötung nahmen die Strafverfolgungsbehörden
Ermittlungen auf. Ebenfalls fünf Tote dieser Sekte der Sonnentempler wurden in
Kanada gefunden. Einschätzungen der Polizei zufolge waren nicht alle Beteiligten
selbst aus dem Leben geschieden.
6. Oktober
Als Folge des Gesundheitsstrukturgesetzes könnten bis zum Ende des Jahres nur
noch Notfallpatienten zahnärztlich behandelt werden. Das hatte die
Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung (KZBV) angekündigt.
7. Oktober
In Herzogenrath, einer Kleinstadt unweit von Aachen (Nordrhein-Westfalen),
endete nach 14 Stunden ein Banküberfall mit anschließender Geiselnahme mit dem
Suizid des Bankräubers.
8. Oktober
Von der irakischen Regierung wurden Truppen in die Nähe der kuwaitischen Grenze
verlegt. Nachdem die USA ihre Truppen in der Region verstärkt hatten, wurden die
irakischen Truppen nach vier Tagen wieder zurückgezogen.
9. Oktober
In Österreich erlitten die Parteien der großen Koalition SPÖ und ÖVP
Stimmverluste bei den Wahlen zum Österreichischen Nationalrat. Stimmstärkste
Partei wurde dennoch die SPÖ.
9. Oktober
Der
Friedenspreis des Deutschen Buchhandels wurde dem spanischen Schriftsteller
Jorge Semprún (1923-2011) verliehen.
10. Oktober
Eine Klage des Ex-DDR-Ministerpräsidenten Willi Stoph (1914-1999) auf Herausgabe
seiner Ersparnisse in Höhe von 100.000 DM wurde vom Verwaltungsgericht Berlin
abgewiesen. Weil Stoph das Geld durch Amtsmissbrauch erworben haben soll, war es
1990 gesperrt worden.
11. Oktober
Die IG Metall beschloss, in der Tarifrunde 1995 bis zu 6 Prozent mehr Gehalt zu
fordern.
11. Oktober
Der zweite Senat des Bundesverfassungsgerichts erklärte den „Kohlepfennig“ für
verfassungswidrig. Er war ein Preisaufschlag auf die Strompreise der
Energieversorgungsunternehmen in Deutschland, den die Verbraucher der alten
Bundesländer von 1974 bis 1995 zu entrichten hatten.
12. Oktober
Wegen der dramatischen Kursverluste des Rubel gegenüber dem US-Dollar entließ
der russische Präsident Boris Jelzin (1931-2007) den Finanzminister des Landes,
Sergej Dubinin (*1950).
12. Oktober
Im Verlag Hofmann & Campe erschien der Papst-Bestseller „Die Schwelle der
Hoffnung überschreiten“.
12. Oktober
In Windischeschenbach in der Oberpfalz (Bayern) wurde die Hauptbohrung des
Kontinentalen Tiefbohrprogramms der Bundesrepublik Deutschland bei einer Tiefe
von 9101 m offiziell eingestellt.
13. Oktober
Die haitianischen Militärmachthaber Raoul Cédras (*1949) und Philippe Biamby
(*1952) verließen das Land. Sie gingen nach Panama.
13. Oktober
Das Web-Archiv „American Memory“, ging online. Es wird von der Library of
Congress betreut.
14. Oktober
Der israelische Soldat Nachschon Wachsmann (1974-1994) kam bei einem
Befreiungsversuch der Armee ums Leben. Er war von der islamischen
Untergrundorganisation Hamas entführt worden.
15. Oktober
Der Präsident Haitis, Jean-Bertrand Aristide (*1953), kehrte aus dem Exil in
sein Land zurück.
16. Oktober
Bei den Wahlen zum 13. Deutschen Bundestag behauptete die Koalition aus CDU/CSU
und FDP knapp ihre Mehrheit. Es war die zweite Bundestagswahl nach der
Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten. Das Amt des Bundeskanzlers hatte
weiterhin
Helmut Kohl (*1930) inne.
16. Oktober
Mit 57 Prozent der Stimmen entschied sich die Bevölkerung Finnlands für den
Beitritt zur Europäischen Union (EU).
16. Oktober
Bei der Wahl zum Saarländischen Landtag behauptete die SPD ihre absolute
Mehrheit mit 49,9 Prozent der Stimmen.
16. Oktober
Die CDU blieb bei den Landtagswahlen in
Mecklenburg-Vorpommern und Thüringen
stärkste Partei vor der SPD und der PDS. FDP und Bündnis 90/Grüne waren die
Wahlverlierer.
17. Oktober
Die Nachfolge für das Amt als NATO-Generalsekretär trat der Belgier Willy Claes
(*1938) an. Sein Vorgänger, Manfred Wörner (1934-1994) war am 13. August
verstorben.
17. Oktober
In der russischen Hauptstadt Moskau wurde der Redakteur der Zeitung „Moskowski
Komsomolenz“, Dmitrij Cholodow (1967-1994) ermordet. Er hatte über
Korruptionsfälle bei den russischen Streitkräften recherchiert.
17. Oktober
In Bulgarien wurde das Parlament aufgelöst.
17. Oktober
Als erstes britisches Staatsoberhaupt traf Königin Elisabeth II. (*1926) zu
einem Besuch in Russland ein.
18. Oktober
Der bisherige rheinland-pfälzische Ministerpräsident Rudolf Scharping (*1947)
wurde mit 239 von 243 Stimmen von der SPD-Bundestagsfraktion zu ihrem
Vorsitzenden gewählt.
19. Oktober
In Tel Aviv (Israel) kamen bei einem Bombenanschlag der fundamentalistischen
Untergrundorganisation Hamas auf einen Linienbus 21 Menschen ums Leben.
20. Oktober
Von der UNO-Vollversammlung wurde Deutschland ab 1995 für ein Jahr zum
nichtständigen Mitglied des Weltsicherheitsrates ernannt.
21. Oktober
Die Vereinigten Staaten von Amerika und Nordkorea legten ihren Atomstreit bei.
22. Oktober
In Hamburg lehnte eine Mitgliederversammlung der Grün-Alternativen Liste eine
Zusammenarbeit mit der PDS im Bund und in den Ländern ab.
23. Oktober
Im Schweizer Halbkanton Nidwalden beschlossen die Stimmbürger eine teilweise
Abkehr vom Prinzip der offenen Abstimmung.
24. Oktober
Der FDP-Landesvorsitzende in Nordrhein-Westfalen, Jürgen Möllemann (1945-2003)
trat zurück.
24. Oktober
Auf dem Rhein-Main-Flughafen wurde das neue Terminal 2 eröffnet.
25. Oktober
In der Nähe der Stadt Ussinsk in der russischen Tundra war der Damm eines
riesigen Ölsees gebrochen. Das wurde von den russischen Behörden bestätigt. In
dem Ölsee hatten sich mehr als 300 Millionen Liter Öl befunden.
26. Oktober
Als Nachfolger von Rudolf Scharping (*1947) trat Kurt Beck (*1949) die Nachfolge
zum Ministerpräsidenten an.
26. Oktober
Der Kriegszustand zwischen Israel und Jordanien, der seit 1948 herrschte, wurde
durch einen Friedensvertrag beendet, der vom israelischen Ministerpräsidenten
Yitzhak Rabin () und seinem jordanischen Amtskollegen Abdul Salam Majali (*1925)
in Wadi Arabah, an der Grenze zwischen beiden Ländern unterzeichnet worden war.
Das Abkommen trat mit sofortiger Wirkung in Kraft.
27. Oktober
Bill Clinton (*1946) reiste als erster US-Präsident nach Syrien zu
Friedensgesprächen.
28. Oktober
Der deutsche Astronaut Ulf Merbold () kehrte nach einer 30-tägigen
Sojus-Weltraummission zurück.
29. Oktober
In Washington feuerte ein 26-jähriger Mann von der Straße aus etwa 30 Schüsse
auf das Weiße Haus ab.
30. Oktober
Vom künftigen Präsidenten der Europäischen Kommission, dem luxemburgischen
Politiker Jacques Santer (*1937), wurden die Aufgaben unter den EU-Kommissaren
neu verteilt.
31. Oktober
Beim Absturz einer Verkehrsmaschine im US-Bundesstaat Indiana kamen alle 68
Insassen der Maschine ums Leben.