Das Modejahr 1984 – Modemacher und die Zeichen der
Zeit
Die renommierten Modemacher aus aller Herren Länder
versuchten, Feminines neu zu interpretieren und
kreierten Schlauchkleider, hauteng und wadenlang. Die
Zeitschriften, die über Trends schrieben, um mit ihrem
Urteil ihren Teil zur Beeinflussung der Konsumenten
beizutragen, konnten schreiben, was sie wollten. Gegen
die breitschulterige Oversize-Mode konnte niemand etwas
ausrichten. Die hielt sich schon
im vierten Jahr des
80er Jahrzehnts mit einem fragwürdigen
Haltbarkeitsdatum. Den Olymp modischer Sünden hatte sie
längst erreicht. Und dennoch: Breite Schultern machten
schlank.
Doch es waren durchaus Veränderungen mit
Durchschlagskraft in Sicht. Da gab es z.B. flache
Schnürschuhe im Herrenstil zu langen Faltenröcken, die
nur mit schmalen, sehr langen Pullovern der Trägerin
edles Aussehen zur Geltung brachten. Die Strumpfwaren
mussten dazu unbedingt blickdicht sein. Zu so einer
Kombination wären Schulterpolster undenkbar gewesen.
Modisch auf dem neuesten Stand waren auch die Damen, die
sich für den Wickelrock entschieden. Wie die Herrenmode
die weibliche Kleidung beeinflusste, zeigten die
Chaplin-Hosen, die mit einem Sakko ergänzt wurden. Und
Frau mit einem Humhrey-Bogart-Hut war besonders schick.
Die Haute Couture präsentierte geometrische Muster, die
Materialien wurden transparenter. Hauchdünner
Leinenbatist und Seidenorganza waren die Favoriten für
weite Blusen. Karl Lagerfeld zeigte seine
Blusen-Kreationen mit malerischen Motiven von Matisse.
Farbtupfer, die gefielen. Immerhin waren Schwarz und
Grau in den Jahren zuvor die meist getragenen (Un-)Farben
gewesen. Über Lagerfelds wundervolle Spielerei, das
„Kleine Schwarze“ von Coco Chanel noch klassischer zu
präsentieren, herrschte einhellige
Begeisterung. Die
Schnitte wurden auffallend locker, verloren dennoch
nichts von ihrer Eleganz.
Die jungen Modekonsumenten hielten zu ihren japanischen
Designern Issey Miyake, Yoshi Yamamoto und Rei Kawakubo,
denn diese setzten nach wie vor auf weite, bequeme
Kleidung und deren Leinenjacke mit großer
Schulterpolsterung wurde nur noch übertroffen von einem
Mantel, den man darüber anziehen konnte. Der war
natürlich noch weiter. Die Grundfarbe war Schwarz, doch
schon ein wenig aufgelockert durch das eine oder andere
farbige Kleidungsstück, das man damit kombinieren
durfte.
Damit die bunte Haar-Farbenpracht vielen Jugendlichen
nicht den Weg ins Business oder wenigstens nicht ins
Büro versperrte, hatte die Industrie die Zeichen der
Zeit erkannt. Es kamen Haarsprays auf den Markt, deren
grelle Farben auswaschbar waren. Nach der Biederkeit im
Job konnte die Freizeit farblich wieder überbordend
genossen werden.
Das italienische Familienunternehmen „Benetton“ machte
nicht nur modisch auf sich aufmerksam, sondern auch
durch die in diesem Jahr gestarteten Werbekampagnen, die
den Anfang einer ganzen Serie darstellten.
Werbebotschaften mit provokantem Inhalt sollten Probleme
aufzeigen und zu Diskussionen anregen. Das gelang.
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