Das Modejahr 1983 – Rüschenblusen kontra
Löcher-Pulli
Es war offensichtlich, dass die Mode vielseitiger wurde.
Dennoch hielten sich die riesigen Schulterpolster
hartnäckig. Schlanke Damen griffen der Figurbetonung
wegen zu sehr breiten Stretchgürteln. Und die
Bundfaltenhose, die absolut im Trend lag, betonte eine
gute Figur sowieso. Da konnten die Schultern
uneingeschränkt ausufern. Der Hosenanzug für junge
Frauen und reifere Damen orientierte sich am
Business-Stil der Männer und wurde gern mit einer kurzen
Weste getragen. Nach wie vor beherrschten mit Rüschen
überreichlich verzierte Blusen den Kleidungsstil. Zu
einer Nappa-Lederhose fand man sie ausgesprochen
elegant. Wurden dennoch Kleider oder Röcke getragen,
dann galten für die Saumlänge
keine modischen
Vorschriften. In Mini waren sie ohnehin das Privileg der
Jugend.
Ähnlich in der Mode für Damen und Herren waren die
kastenförmigen Mäntel, die übergroß wirkten.
Schulterpolster machten es möglich. Frauen konnten zur
Abwechslung auch ein großes Plaid tragen. Für die
Straßenbekleidung war bei den weiblichen
Mode-Interessierten der Pelz das Symbol trendiger
Kleidung.
Das Hightech-Zeitalter hatte sich in der Mode etabliert:
Gianni Versace schickte Abendmode-Kreationen auf den
Laufsteg, die aus Oroton gefertigt waren. Dieser
Metallstrickstoff wurde nicht vernäht, er wurde mittels
Laserstrahl zusammengefügt. Man konnte ihn zudem mit
farbigen Drucken versehen. Der Effekt war faszinierend.
Den japanischen Designern gelang es, mehr Einfluss auf
die europäische Mode zu nehmen. Vor allem junge Leute
fühlten sich angesprochen. Rei Kawakubo empfahl
Kleidungsstücke, die, einem Kleide nur ähnlich, den
Körper umhüllten. Außerdem zeigte die japanische
Designerin Wollpullover mit großen Löchern und Schärpen,
die man um den Körper wickelte, passend zu einem Rock
mit zipfeligem Saum. Hier beeinflusste Japan die
Punk-Mode und umgekehrt.
Bei den Jugendlichen waren T-Shirts angesagt, deren
Weite keinen perfekten Sitz zuließ. Im Gegenteil, sie
glitten von den Schultern. Das war Absicht. Um
Peinlichkeiten zu vermeiden, trug
man ein
entsprechendes
Trägerhemd darüber. Es sah lässig aus. Und aus der Welt
der Aerobic, die sportlich alle Altersgruppen
interessierte, kamen die in sich zusammen geschobenen
Fußwärmer ins Licht der Mode. Sie waren ein absolutes
Must-Have geworden und betonten einen saloppen Stil.
Die großen Modenschauen in Italien sahen für die Herren
weiterhin einen klassischen Stil vor, während man in
Paris mit Extravaganz brillierte. Das gefiel den
Zuschauern, doch auf das Straßenbild hatte diese
Ausgefallenheit türkischer Haremskleidung oder
japanischer Samurai-Hosen keinen nennenswerten Einfluss.
Schade, es wäre bunt und fröhlich geworden, ein schöner
Gegentrend zu den jungen Punks. Und wer hätte nicht
Verständnis dafür gehabt, wenn Mann auch einmal aus den
Klassikern ausbrechen wollte?
Da hatten es die Teenager leichter. Neben den
ausgefallenen Punk-Klamotten machten Sweat-Kleider die
Runde. Sie waren sehr kurz und konnten nach Belieben
nach oben gerafft werden. Waren die Haar-Kreationen der
Punks sowieso ein Spiel mit Farben, so ließen sich auch
andere Jugendliche davon inspirieren. Wenigstens eine
dicke Strähne färbte man sich blau, grün oder rot. Wer
dann noch einen Herrenhut in den Nacken schob, war
entweder ein Fan von Boy George oder besonders mutig.
Mode brauchte schon immer kühne Vorreiter bei der
Verbreitung von Trends.
Werbung