Das Modejahr 1982 – Hauptsache anders
Die 1980 gegründete „Anti-Parteien-Partei“, wie Petra
Kelly die Grünen charakterisierte, hatte nicht nur
Aufmerksamkeit im politisch-demokratischen Bereich
erregt, sondern löste in der jungen Generation auch ein
neues Demokratie-Verständnis in Sachen Mode aus. Die
Jugendlichen wollten sich nicht diktieren lassen, was
sie tragen sollten. Sie dachten und trugen, was sie
wollten und das in einer Form, die die Älteren
erschreckte. Die neue Jugendkultur, die ihre Wurzeln in
der zweiten Hälfte der 70er hatte und langsam New York
und London verließ, hatte hierzulande Fuß gefasst.
Nonkonformismus war der Leitgedanke.
Irokesen-Haarschnitte, Fetzen- und Löcher-Look,
ausgefranste Rocksäume bestimmten die
Kleidung der
jungen Mode-Verweigerer. Freundliches Schwarz, viel Grau
und die Farblosigkeit der Tristesse waren der farbliche
Ausdruck für „Null Bock“. Dabei war nicht übersehen,
dass allein der Haarschnitt einer aufwändigen Prozedur
bedurfte. Nicht Schlampigkeit, sondern bewusstes
Anderssein war die Trend-Basis der Punk-Kultur, die sich
zunächst als schockierendes Bild in den Straßen
verbreitete, um schließlich zu einem Klassiker zu
werden. Doch noch war es nicht soweit.
Die etablierten Modekonsumenten hatten es schwerer. Da
alles möglich zu sein schien, musste man sich viel mehr
mit Mode beschäftigen, als man es gewöhnt war. Da ging
manche Kombination daneben, denn das Modeterrain war für
die weiblichen und männlichen Laien dünnes Eis. Und was
die Japaner im Jahr 1982 auf dem Laufsteg präsentierten,
war auch nicht gerade dazu angetan, modische Sicherheit
zu geben. Sie zeigten in avantgardistischer Manier, wie
modisch die Verweigerung von Mode sein kann.
Endzeitstimmung auf dem Catwalk. Weit geschnittene
Kreationen umhüllten den Körper in einer Zufälligkeit,
die durch knitterige Leinenstoffe und Crinkle-Baumwolle
bewusst unelegant unterstrichen wurde. Doch die
Fetzenröcke, deren Stoffbahnen um die Beine flatterten
und die Kleider, bei denen viel Stoff irgendwie
kreuzweise um Hüfte und Taille gewickelt war, trafen bei
den jungen Leuten, die sich nicht dem Punk verschrieben
hatten, den Nerv der Zeit. Niemand erhob dagegen den
Zeigefinger, nur „E.T.“, der 1982 der
Kinokassen-Schlager war.
Schwarz-weiß, konservativ und nachahmenswert waren die
Kreationen Karl Lagerfelds, der sich durch
Musikinstrumente inspirieren ließ. Yves Saint-Laurent
sorgte mit seiner Bekleidung für den fröhlichen Anstrich
auf dem Laufsteg, während ansonsten blumige Muster und
steife Kombinationen in Perfektion angepriesen wurden.
Hosen in allen Variationen
Hosen waren in allen Variationen der Favorit
schlechthin. Besonders die Pagenhosen hielten sich gut
im Rennen. Auch die Pluder- und Pumphosen hatten ihre
Liebhaber. Sie bedeckten gerade einmal das Knie und
erfreuten sich großer Beliebtheit. Die Kniebundhose fand
sich aus Satin-Material auch in der Abendgarderobe
wieder. Der Minirock blieb der Jugend vorbehalten.
In der Herrenmode wurde es legerer. Der Leder-Blouson
mit Lammfellkragen war angesagt. Das Material gab dem
modisch orientierten Mann den besonderen Schick, vor
allem, wenn man dergleichen in etwas verschlissener Form
auf dem Flohmarkt erstand. Ansonsten hielten farbenfrohe
Hemden Einzug in die farblose Welt der Männermode. Sogar
vom herkömmlichen Anzug trennten sich viele Herren,
zumindest in der Freizeit.
Die Mode-Abnehmer unterschieden sich zunehmend nach
Altersgruppen. Berücksichtigt wurden alle, wenngleich
sich die Jugend modisch vor allem selbst
berücksichtigte.
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