Politik 1973 – Helmut Kohl wurde CDU-Parteivorsitzender
Nach einer mehr als zwanzigjährigen Existenz der DDR
hatten gleich zu Beginn des Jahres insgesamt 17 Staaten
diplomatische Beziehungen zu dem Land aufgenommen. Auch
Frankreich und Großbritannien schlossen sich an. Damit
war die DDR auf dem besten Wege, internationale
Anerkennung zu erhalten. Wirtschaftlich hing sie
allerdings noch eng am „großen Bruder“ Sowjetunion.
Zwischen den beiden Ländern wurde im Februar erstmals
ein Abkommen zu Erdöllieferungen geschlossen.
Derweil hatte man in der Bundesrepublik den Juristen
Horst Mahler verurteilt. Wegen Beteiligung an
kriminellen Aktivitäten und Mitgründung der RAF lautete
das Urteil zwölf Jahre Haft. Andere RAF-Mitglieder, die
bereits in Haft saßen, traten ab Mai fast zwei Monate in
den Hungerstreik. Sie wollten bessere Haftbedingungen
erzwingen.
Ansonsten hatte die Bundesrepublik mit den
Gewerkschaften und den Arbeitnehmern zu kämpfen. Im
April legte ein Druckerstreik fast die gesamte
Print-Medien-Landschaft lahm. Die Drucker kämpften für
eine Lohnerhöhung von 13 Prozent. Aufgrund des Streikes
erschien landesweit kaum noch eine Tageszeitung.
Für die Bundesregierung traf es nicht zu, dass sie den
Wald vor Bäumen nicht sah. Im Gegenteil. Anfang Mai
verabschiedete der Deutsche Bundestag das
Bundeswaldgesetz. Damit war der Wald unter staatlichen
Schutz gestellt worden.
Und Bundeskanzler Willy Brandt machte sich im Juni auf
große Reise, nicht in den Urlaub, sondern ganz
offiziell. Es handelte sich um einen Staatsbesuch in
Israel. Damit war Brandt der erste deutsche
Bundeskanzler, der nach Israel reiste.
In den Reihen der CDU hatte es Veränderungen gegeben.
Der Vorsitzende der Partei, Rainer Barzel, war von
seinem Amt zurückgetreten. Seine Nachfolge trat der
bisherige Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz, Helmut
Kohl an.
Kein Rücktritt, aber ein Verzicht auf eine zweite
Amtsperiode aus Altergründen gab
Bundespräsident Gustav
Heinemann bekannt. Seine Nachfolge würde Walter Scheel
von der FDP antreten, der im November für den Posten des
Bundespräsidenten nominiert wurde.
Auch innerhalb der DDR-Führung war es zu Veränderungen
gekommen. Die Volkskammer wählte Horst Sindermann zum
Vorsitzenden des Ministerrates und Willy Stoph zu
Vorsitzenden des Staatsrates.
Die DDR und BRD konnten einen außenpolitischen Erfolg
verzeichnen. Beide Ländern wurden in die UNO
aufgenommen. Im September kam es dadurch zu einer ersten
Rede eines deutschen Bundeskanzlers vor der
Generalversammlung der Vereinten Nationen in New York,
die Willy Brandt hielt.
Längst überfällig war das Verbot der Bundesregierung,
das die Herstellung und den Vertrieb von Schriften und
Darstellungen beinhaltete, die die Verherrlichung von
Gewalt und Anstiftung zum Rassenhass zum Thema hatten.
Zum Jahresende war es noch zur Unterzeichnung des Prager
Vertrages zwischen
der BRD und der CSSR gekommen. Damit
sollte die Normalisierung des
deutsch-tschechoslowakischen Verhältnisses
vorangetrieben werden, das in der Vergangenheit eine
wechselseitige Richtung eingeschlagen hatte. Das im Jahr
1938 geschlossenen Münchner Abkommen war damit
automatische für ungültig erklärt worden.
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