Das Modejahr 1978 Mode - Die Mode wird größer

Langsam begann sich die Silhouette in der Damenmode zu verändern. Sie wurde übergroß. Natürlich für schlanke Frauen. Echte, modische Übergrößen gab es kaum. Die neue Oversize-Mode war das Gegenstück zur sehr engen Bekleidung. Jetzt ging der Trend – vorsichtig zunächst – zur Betonung der Schultern. Was Frau auch anzog, schick war es vor allem, wenn von breiten Schultern Falten und sonstiger weich fließender Stoff an den Armen herab hing und in einer breiten Manschette seinen Abschluss fand. Die
schlanke, modisch orientierte Frau gefiel sich in der Optik eines Boxers. Auch die Mäntel wirkten, als seien sie zu groß. Dabei war „Dallas“ gerade erst im amerikanischen Fernsehen angelaufen. Hierzulande konnte es noch kaum jemand gesehen haben. Doch der modische Trend war der Deutschen Erstausstrahlung 1981 voraus. Da war man dann immerhin schon serienmäßig gekleidet. Doch vorerst waren es vereinzelte Erscheinungen, die aber die Blicke bewundernd auf sich zogen.
Die Formen der Hosen wurden auch zusehends bequemer. Jedenfalls in der Hüfte. Bundfalten sorgten für den guten Schnitt der knöchellangen Beinkleider. Ideal war diese Beinbetonung, wenn man dazu hochhackige Schuhe trug. Damit war die Eleganz perfekt. Hosen hatten in der Damenmode denselben Stellenwert wie Röcke. Die konnten weit und folkloristisch sein oder dezent durch engere Schnitten. Wichtig war, dass die Jacken dazu schon ausgepolsterte Schulterpartien aufwiesen.
Immer mehr machte sich der Trend aus London breit, der aus dem „Design“ des Untergrunds kam, ein brutaler Stil, der nach dem englischen Wort „mies“ bzw. „miserabel“ zum Punk-Look wurde. Was die erwachsenen Gemüter schockierte, war den Jugendlichen wie aus der Seele geschneidert. Noch waren es zaghafte Anfänge, aber es war zu erwarten, dass diese Mode um sich greifen würde. Alles, was dem bourgeoisen Aussehen entgegenstand, war gerade richtig: zerfetzte Klamotten, die notdürftig mit übergroßen Sicherheitsnadeln gehalten wurden und ausschließlich Schwarz und Grau in der Farbgebung meist lederner Kleidung. Besonderes Merkmal waren die gefärbten Haare, die hochstehend das ohnehin beängstigende Aussehen komplettierten. Jungen und Mädchen folgten dem Trend. Von diesen Vorgaben ließen sich auch Designer inspirieren.
Wer sich nicht einer ablehnenden Haltung gegenüber bürgerlichen Werten befand, begeisterte sich an der Mode, die John Travolta ungewollt anregte. „Saturday Night Fever“ hieß nicht der Stil, sondern der Film, der Neues in die Disco-Mode brachte. Die Balz-Tänze der Jugend wurden deshalb in hautengen Anzügen vollführt. Das Stretchmaterial schmiegte sich an den Körper und war der Renner.
Die Herrenmode der etablierten Männer wurde auf den Laufstegen bereits etwas lässiger gezeigt, aber Mann nahm den Trend nur langsam wahr. Immer noch waren Anzüge tailliert, aber es gab schon Kombinationen von Sakko und Hose, die nicht zusammen gehörten, aber zusammen getragen wurden. Einige Modemutige ließen sogar schon auf die Betonung der Schultern ein. Immerhin. Und was der Parka in der Freizeit für den durchschnittlichen Konsumenten war, wurde der Seidenblouson für den modischen Herrn der wohlhabenden Schichten. Eleganz in der Herrenmode war wieder auf dem Vormarsch.
Während der italienische Mode-Papst Valentino seine Zelte in Rom abbrach, um sie in Paris aufzuschlagen, zog der polnische Kardinal Wojtyla im Vatikan in Rom ein und wurde Papst. Ein päpstliches Kommen und Gehen, wobei die Modewelt hauptsächlich den Trends aus Paris entgegensah.
Gianni Versace gründete seine Firma. 
<< Mode 1977 | Mode 1979 >>