Das
Modejahr 1971 Mode – Schlaghosen und Hot Pants
Das Jahr begann für Insider der Modebranche mit einem
traurigen Ereignis. Im Alter von 87 Jahren starb am 10.
Januar die Pariser
Modeschöpferin Coco Chanel. Eine
Jahrhundert-Persönlichkeit hinterließ einen legendären
Ruf und eine riesige Lücke in der Modewelt.
Doch nicht Schwarz, sondern Rosa war an der Tagesordnung
derer, die sich schrill und modisch kleiden wollten.
Damen und Herren machten Bunt zu ihrer Trendfarbe. Die
Krawatten waren nur ein Teil der Herren-Kleidung, bei
dem die Farbenpracht augenscheinlich war. Trevira-Anzüge
betonten die Figur und fielen durch grelle Farben auf.
Die angesagten Schlaghosen, die ihren Siegeszug gerade
erst angetreten
hatten waren gleichfalls in modischen Tönen zu haben. In
den engen Hosen hatte ein Portemonnaie keine Chance,
unterzukommen. Was tun? Der Mann trug Täschchen.
Umhängetaschen für den Herrn erwiesen sich als
ausgesprochen praktisch und die Verschiedenheit der
Materialien machte sie für jüngere und reifere Jahrgänge
tragbar. Alternativ trug Mann Handgelenktaschen. Der
modebewusste junge Mann war auffallend gekleidet, fand
sich poppig und strahlte Selbstbewusstsein aus.
Für Mädchen und Frauen war das Thema Rocklänge noch
lange nicht ausdiskutiert. Auch wenn die Trendvorgaben
den Minirock gern verdrängt hätten, so wurde er sommers
doch wieder überall gesehen. Die Jugend folgte ihrem
eigenen Kopf. Und zusätzlich zum Minirock gab es Hot
Pants. Und diese knapp sitzenden Shorts waren wirklich
heiß. Sie waren kein Diskussionsthema – sie waren ein
Hit. Sie überstanden problemlos den Sommer und waren
auch im Winter angesagt. Da trug Frau sie über dicken
Strümpfen und wählte, der Jahreszeit entsprechend, das
kurze, gestrickte Höschen. So richtig sexy waren die Hot
Pants in Kombination mit Lackstiefeln, die bis über die
Knie reichten. In der abgeschwächten Variante trugen die
Konsumentinnen heiße Höschen und darüber einen Midirock,
der vorn durchgehend zu knöpfen war und natürlich bis zu
den Höschen hinauf offen getragen wurde. Man musste sich
auch an Maximäntel gewöhnen, deren Länge die Hot Pants
zwar nicht länger, den Anblick aber auf jeden Fall
trendgerecht machte. Und immer mehr junge Menschen,
nicht nur Teenager, besannen sich auf Unmodisches, um
friedlichen Protest auszudrücken. „Flowerpower“ hieß das
bunte
Zauberwort, dessen Umsetzung im Alltag immer
deutlicher wurde.
Das alles war nicht einfach für die Frau ab Dreißig,
auch nicht für die Dame über Größe 38. Man
musste schon
sehr dünn sein, um sich farbig, modisch und sexy
anziehen zu dürfen. Für die reiferen Damen war die
Rocklänge kein Thema. Sie trugen Kleider und Röcke, die
fünf Zentimeter oberhalb des Knies nicht überschritten.
Bei den Hosen konnten Frauen, die der Jugend entwachsen
waren, aus der Angebots-Vielfalt schöpfen. Besonders
favorisiert wurden die Marlene-Dietrich-Hosen. Sie waren
in ihrer Eleganz unübertroffen. Nomen war Omen.
Während Pullover oder Poloblusen zu Schlaghosen
kombiniert wurden, konnte Frau sie aber auch in
Hüftlänge zum „gemäßigten“ Rock tragen. Und außerdem
wurde Romantik als Ausweichmöglichkeit auf dem Markt
präsentiert. Inspirieren ließ man sich hier von der
Folklore. Der Anatevka-Rock mit dem Fransengürtel oder
der Russenkittel waren sehr beliebt.
In jedem Fall war Mode in der Hauptsache Kleidung, die
besonders für die Jugend geeignet war. Die Haute Couture
mit schicker Abendgarderobe füllte eher eine Nische als
den großen Markt.