Das
Modejahr 1972 Mode – Verspielt und facettenreich
Es wurde vielseitiger, bunter und unübersichtlicher. Die
Mode zeigte so viele Facetten, dass die Trend-Presse mit
den aktuellsten Informationen ein unverzichtbarer
Begleiter war, wollte man auf dem neuesten Stand sein.
Im Blickpunkt der Mode stand die Jugend. Sie war der
ideale Abnehmer für
kindlich-verspielte Kleidung, für
enge Pullover und T-Shirts, unter denen sich die
Körper-Konturen deutlich abzeichneten und für
Plüschjacken. Teddybärchen waren ohnehin ein beliebtes
Motiv, wenn man ein Kleidungsstück noch ein wenig
aufschmücken wollte.
Bekannte Klassiker waren wegen ihrer bequemen, weiten
Schnittführung nicht gefragt. Sie wurden den
reiferen Jahrgängen überlassen, die die Dreißig kaum
überschritten hatten. Egal, ob es die Hot Pants, die
Harems- und Kosakenhosen, die Bermudas oder die
Schlaghosen waren – begehrt waren Hosen generell, auch
in karierter Musterung. Sie waren keine Abkehr von der
Weiblichkeit, sie versinnbildlichten das Feminine in
emanzipierten Schnittformen. Die jungen Mädchen
bevorzugten nach wie vor den Minirock. Den gab es
inzwischen auch sehr verspielt als winzigen Glockenrock.
Mit kleinen Blusen, die um den Oberkörper gewickelt
wurden und weite Flügelärmel hatten, waren die
weiblichen Teenager adrett gekleidet. Frauen, die
modisch sein wollten, trugen die empfohlenen
Hemdblusen-Kleider. Deren Wirkung war ein wenig bieder,
hatte aber einen sportlichen Touch und entsprach dem
Trend.
Den Schlaghosen ähnlich waren die knielangen Röcke. Sie
konnten nur von schlanken Damen und
Mädchen getragen
werden, denn sie waren sehr figurbetont geschnitten und
wurden erst zum Saum hin weit. Für die jungen Männer
waren enge Hemden der Hit, vorausgesetzt, sie waren so
knapp geschnitten, dass sie faltenlos am Körper anlagen
und die Knöpfe jeden Moment aufzuspringen drohten. Diese
Hemden wurden sogar mit Blümchenmuster oder bunten
Stickereien am Kragen akzeptiert. Dazu drängten sich
Schlaghosen geradezu auf.
Blümchenmuster zierten auch die Kleidermode des Sommers.
Auffallend bunt und mit großen geometrischen Motiven
waren sie besonders angesagt. So konnte man sie in
Maxilänge auf Partys tragen, konnte sie auch in die
Abendgarderobe übernehmen. Pop-Art-Muster und vor allem
Muster, deren Motive die Handschrift des Künstlers
Friedensreich Hundertwasser erkennen ließen, waren
gleichfalls sehr beliebt, zumal Hundertwasser auch
anlässlich der Olympischen Spiele in München ein Plakat
kreiert hatte, dass in seiner Farbenpracht den
Kleiderstoffen ähnelte. Aktueller konnte ein modisches
Muster kaum sein. Dieses wundervolle Plakat konnte das
entsetzliche Attentat während der Spiele nicht
verhindern, aber es war ein Ausdruck von Zuversicht und
Friedlichkeit auch nach dem Trauertag. Die Spiele gingen
weiter, das Plakat wurde zum Sammlerobjekt, die Kleider
war en vogue. Die Mode war mittendrin.