Das
Modejahr 1973 Mode – Gut kombiniert
Es wurde lässiger. Auch die Haute Couture erkannte
die Zeichen der Zeit. Alles sollte miteinander gut
kombinierbar sein. Das Damenhafte war gänzlich out. Auf
den Laufstegen der Haute Couture zeigte man Cardigans,
lang und gestrickt. Praktische Westen, die mit einem
Reißverschluss zugemacht werden konnten, brachten
beispielsweise Laroche und Givenchy auf den Markt. Alles
war möglich, wenn es die Trägerinnen nur nicht
vordergründig wie eine Dame aussehen ließ. Das Bild der
modischen Frau war ein
Jugendbildnis. So verwundert es nicht, dass der Minirock
weiterhin als bevorzugtes, freches
Mädchen-Kleidungsstück im Trend lag. Zu den Extrem-Minis
kamen die kurzen Röcke und Kleider, die nur eine
Handbreite über dem Knie endeten, aber gleichfalls als
Mini bezeichnet wurden.
Der junge Mann trug immer noch mit Begeisterung
Schlaghosen und ging auf hohen Plateausohlen-Schuhen.
Der erwachsene Junggebliebene zog an, was er immer
anzog. Veränderungen gab es kaum. Hätten die Krawatten
nicht an Breite gewonnen und wären sie nicht mit Autos
und Schmetterlingsmotiven auffälliger geworden, wäre der
Eindruck entstanden, der Mann sei aus der Welt modischer
Trends ausgeschlossen. Selbst die Knickerbocker, die zum
Beginn des Jahrhunderts schon einmal modern waren,
wurden um das Jahr 1973 herum vor allem von den Damen
getragen. Dabei sahen die Herren einstmals auch ganz
flott darin aus. Als Männermode-Trend in den Siebzigern
wurden sie von sehr wenigen Herren angenommen.
Damenkleider und Blusen 1973
Bei den Damen stand das Biedere der Hemdblusenkleider
der spielerischen Optik der Glockenrock-Kleider
gegenüber. Gewickelte Oberteile und auffallende
Ärmelkreationen gaben ihnen modische Aktualität. Von
Trompeten- über Volant- und Fledermausärmeln entsprach
alles dem Stil der Zeit und war schick. Der Folklore
entlehnt waren die sehr kurzen Kilt-Röcke, zu denen die
Mädels Kniestrümpfe
anzogen und damit gleichsam
sportlich und kokett aussahen. Wer diesen Look jedoch
mit hohen Absätzen oder gar Sandalen trug, der lag
völlig daneben. Hier waren Sportschuhe eindeutig ein
Muss. Und Riemchensandalen waren nur zu den
sommerlich-nostalgischen Kleidern mit Glockenröcken
passend.
Viel Buntes im Sommer und hauptsächlich gedeckte Farben
für die kühleren Jahreszeiten verursachten manche
Unsicherheit. Dem gewohnten Geschmack erschien das
Nebeneinander von Burgunderrot und Flaschengrün ein
bisschen seltsam. Doch wenn es nun einmal modern war.
Was war 1973 modern?
Ganz allmählich, und zunächst nur im Norden
Deutschlands, hatte sich ein Kleidungsstück seinen Weg
in die Öffentlichkeit gebahnt, das beide Geschlechter
und alle Altersgruppen, auch Kinder, tragbar und
einmalig fanden: der Friesen-Nerz. Zum Ostfriesen-Nerz
wurde er erst später. Diese Regenschutz-Jacke hatte
alles, was einen Dauerklassiker auszeichnete. Ob er
gefiel oder nicht; er war praktisch und wurde Kult.
Davon ausgehend, dass Mode nicht unbedingt ein Thema für
Schlagertexte war, stellte sich die Frage dennoch neu,
spätestens nach dem Lied von Gitte, in dem sie den
jungen Tag befragte, was sein Geschenk an sie sei.
Berechtigte Neugier auf neue Trends? Es wäre kein
Wunder.