Das Sportjahr 1959 Sportchronik
Boxen
Die Boxweltmeisterschaft 1959 war für Schweden zu
einer Sensation geworden. Ingemar Johansson, der
seiner Schlagkraft wegen den Beinamen – besser
ausgedrückt, den Kampfnamen – „Thors Hammer“
bekommen hatte, wurde zum Nationalhelden des
skandinavischen Landes.
Johansson war 1952 zum Profisport gekommen, wurde
bereits 1956 Europameister im Schwergewicht. Im Jahr
1958 gelang es ihm, den deutschen Boxer Heinz
Neuhaus zu besiegen, der mit dieser Niederlage
gleichsam seinen letzten Kampf bestritten hatte.
Johannson konnte auch den Afroamerikaner Eddie
Machen besiegen, was ihm bereits durch ein KO in der
ersten Runde gelungen war. Das hatte bereits für
Schlagzeilen gesorgt, denn Eddie Machen hatte bis
dahin noch keine einzige Niederlage einstecken
müssen. Für Johansson war nun der Weg frei und er
konnte um den Titel des Weltmeisters im
Schwergewicht kämpfen. Diese Chance wusste der
Außenseiter zu nutzen.
Der 26. Juni 1959 wurde sein großer Tag. Johansson
trat gegen den amtierenden Weltmeister und
Titelverteidiger an, den US-Amerikaner Floyd
Patterson. Bereits in der dritten Runde ging
Patterson zu Boden. Insgesamt sieben Mal wurde er
von Johansson zu Boden gezwungen. Dann wurde der
Kampf abgebrochen. Schweden hatte damit zum ersten
Mal einen Athleten in den Ring geschickt, der sein
Land mit dem Weltmeisterschaftstitel in ein
besonderes Licht der sportlichen Öffentlichkeit
gerückt hatte.
Für Patterson hatte der Verlust seines WM-Titels
eine nachhaltige Wirkung. Er bezeichnete den
Schweden als den härtesten Gegner seiner langen
Laufbahn – anerkennende Worte, mit denen er
Johansson einschätzte und mit denen er ihn höher
einstufte als den für seine Aggressivität
berüchtigten US-Amerikaner Sonny Liston.
Neues vom Billard
Joe Davis, der englische Billardspieler, der seit
seinem 18. Lebensjahr als Profi angetreten war, der
nicht nur die erste Snookerweltmeisterschaft im Jahr
1927 auf die Beine stellte, sondern sie auch gewann
und in den Folgejahren auch jede weitere, stellte am
26. Oktober 1959 eine neue Spielart des Snookers vor
– Snooker Plus.
Davis wollte dem Spiel dadurch mehr Spannung
verleihen, dass er zu seiner Erweiterung zwei
farbige Bälle zusätzlich einsetzte. Dieser Versuch,
dem Spiel mehr Möglichkeiten zu geben, wurde jedoch
nicht angenommen. Davis hatte sich vorgestellt, dass
es auch für die Zuschauer aktionsreicher sein würde.
Sein Snooker Plus wurde kaum gespielt und setzte
sich nicht gegen das herkömmliche Spiel durch.
Basketball
Seinen Ursprung hat Basketball in Amerika. Das ist
hinlänglich bekannt. Es ist eine ist Sportart mit
dem Touch des Einzigartigen. Das ist auch bekannt.
Weniger bekannt ist, wann, wie und warum Basketball
entstanden ist. Dieses Ballspiel entwickelte sich
nicht, sondern wurde erfunden – 1891 von James
Naismith, einem Kanadier, der Arzt und gleichermaßen
Pädagoge, genauer gesagt, Sportlehrer war. Er
handelte nicht aus freien Stücken, sondern hatte von
seinem Vorgesetzten die Weisung erhalten, ein
Hallenspiel zu ersinnen, mit dem die Schüler und
Studenten in der kalten Jahreszeit beschäftigt
werden konnten. So kam ihm, in Anlehnung an die
verschiedenen Ballspiele aus seiner Kindheit, die
Idee, an den zwei gegenüberliegenden Seiten eines
Spielfeldes je einen Korb aufzuhängen, in den die
Spieler, so sie sich den Ball erkämpft hatten,
diesen dort hinein werfen mussten. Das erforderte
viel Geschick, Sprungkraft und Treffsicherheit.
Jeder Mannschaft gehörten neun Spieler an. Sie
mussten dabei das eigene, sehr hoch platzierte
„Tor“, verteidigen.
Naismith Regeln, die er damals aufgestellt hatte,
sind in etwas abgewandelter Form noch heute gültig.
Er war auch der Namensgeber für das Spiel, das sich
als Basketball weltweit etabliert hat.
Soweit der geschichtliche Ansatz.
Am 8. November 1959 sorgte der amerikanische
Basketballspieler Elgin Baylor für Schlagzeilen in
der Sportpresse. Baylor, der in der Mannschaft der
Minneapolis Lakers spielte, stellte als Forward
(Stürmer) einen neuen NBA-Rekord auf. Er erzielte 64
Punkte! So geschehen im Spiel gegen die Boston
Celtics.
Ein Jahr zuvor hatte er sein Debüt in der Profiliga
gegeben. Das brachte ihm nach dieser
Einstiegs-Saison den Titel „Rookie of the Year“
(Neuling des Jahres) ein. Der 1,96 Meter große
Spieler gehört, rückblickend betrachtet, zu den
angriffsstärksten Stürmern, die in der Geschichte
des Basketballs erwähnt werden.
Formel-1
Der Australier Jack Brabham, der erstmals 1955 im
Großen Preis von Großbritannien bei einem
internationalen Wettkampf an den Start gegangen war,
fuhr in diesem Jahr erfolgreich seinen ersten
Formel-1-Weltmeisterschaftstitel ein. Zwei weitere
WM-Siege sollten ihm in den Folgejahren noch
gelingen.
Der 1926 geborene Rennfahrer war ursprünglich bei
der Royal Australian Air Force tätig und hatte dort
zwei Jahre als Mechaniker gearbeitet. Im Jahre 1947
entstanden Brabhams eigene
Sportwagen-Konstruktionen. Den Eigenbau seiner
Autos, die er auch während seiner Profi-Karriere
fuhr, baute er ebenfalls zum Teil selbst.
In der 1959er Saison hatte Brabham das Pech, dass
ihm vor dem Ende des Rennens unerwartet das Benzin
ausging. Brabham schob seinen Rennwagen durch das
Ziel und hatte damit immerhin den vierten Platz
erreicht. Ein glücklicher Umstand kam ihm zu Hilfe.
In jener Saison wurden nämlich lediglich die fünf
besten Fahrer-Ergebnisse in die
Weltmeisterschaftswertung aufgenommen. Nur ein
zweiter Platz hätte Brabham das entsprechende Mehr
an Punkten gebracht. Seine Titel-Gegner, der
Engländer Tony Brooks, der am Ende Vizeweltmeister
wurde und dessen Landsmann Stirling Moss hätten nur
eine Chance auf den WM-Titel gehabt, wenn sie in
diesem Großen Preis als Gewinner hervorgegangen
wären. Brooks fuhr jedoch nur den dritten Platz ein,
während Moss sogar ganz ausgefallen war. Das brachte
„Black Jack“, wie er von der Presse und den Kollegen
seiner schwarzen Haare wegen auch genannt wurde,
schließlich den Weltmeistertitel ein.
Leichtathletik
Im Stuttgarter Neckarstadion fanden vom 24. – 26.
Juli 1959 die Deutschen
Leichtathletik-Meisterschaften statt. Die Wettkämpfe
im Fünf- und im Zehnkampf wurden gesondert
ausgetragen. Sie
fanden in Düsseldorf statt und zwar
vom 29. bis 30. August 1959.
Martin Lauer vom ASV Köln gelang es, den
gesamtdeutschen Rekord zu brechen, den Walter Meier,
der aus dem ostdeutschen Halle stammte, innehatte.
Lauer übertraf diesen Rekord um 567 Punkte, er
erkämpfte insgesamt 7955 Punkte. Außerdem trug Lauer
über die 110-Meter-Hürden-Distanz den Sieg davon.
Drei Jahre zuvor, im Jahre 1956, hatte Lauer in
Melbourne bei den Olympischen Spielen noch den
vierten Platz über die 110 Meter Hürdendistanz
belegt. Im Zehnkampf war es sogar nur der fünfte
Platz gewesen.
Lauer, der seine erfolgreiche, sportliche Laufbahn
auf Grund gesundheitlicher Probleme und eines
Ärztefehlers beenden musste, kam wegen der teuren
Prozesskosten in große finanzielle Schwierigkeiten.
Seine Versuche, sich selbst zu helfen, waren
erfolgreich und er konnte ins Schlagergeschäft
einsteigen.
Doch 1959 bleibt ein Jahr, in dem davon noch keine
Rede sein konnte. Im Gegenteil. Martin Lauer wurde
die hohe Ehre „Athlet des Jahres“ zuteil, eine
Auszeichnung, die von „Track and Fields News“, das
weltweit bedeutendste Leichtathletikmagazin vergeben
wurde. Die Bedeutung dieser Auszeichnung übertrifft
die „Sportler des Jahres“ enorm.
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