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Schlager der 40er Jahre
Der Schlager wurde in den 40er Jahren durch
unterschiedliche Musiker und Medien thematisiert.
Solange der Zweite Weltkrieg andauerte, dudelte er
im Deutschen Reich weiterhin aus dem
„Volksempfänger“ und diente der Propaganda. Aber
noch häufiger war er Teil von Tonfilmen, die immer
populärer wurden.
Während des Krieges waren es vor allem
Propagandafilme mit Heinz Rühmann, Zarah Leander,
Ilse Werner oder Marika Rökk, die den Schlager
populär machten. Durch die Verordnungen der Nazis,
Einflüsse wie Jazz und Blues in Deutschland nicht zu
dulden, war das Deutsche Reich auf die eigene
Produktion an Filmen und Schlagern zurückgeworfen.
So wurde von Themen wie „Kann denn Liebe Sünde sein“
und „Ich brauche keine Millionen“ gesungen.
Unter der Anregung Hitlers kursierte eine
„Gottbegnadeten-Liste“, in der 1041 Künstler
aufgeführt wurden, die für die Nazis bedeutsam
schienen, darunter auch Konzertsänger und Musiker,
die mit ihrer Musik zur deutschen Kultur beitrugen.
Einer davon war Wilhelm Strienz, der von den
„Glocken der Heimat“ sang. Propagandafilme, aus
denen Schlager zu Klassikern wurden, waren u. a.
„Fronttheater“, „Die Feuerzangenbowle“ oder
„Wunschkonzert“.
Das Faszinierende und gleichzeitig Erschreckende
solcher Filme und Lieder war, dass das Gezeigte und
Gehörte dennoch sehr authentisch blieb. Adrette
Mädchen, die bei der Weinlese durch heitere und
sorgenfreie Musik begleitet wurden, sollten die
Schattenseiten des eigentlich kulturellen und
physischen Barbarentums der Nazis überdecken.
Kompositionen von Franz Grothe, Peter Ingelhoff oder
Peter Kreuder entsprachen dem Lebensgefühl, das die
Nazis vermittelt wissen wollten.
Die Tochter des Komponisten Eduard Künneke hatte in
den 40ern ebenfalls großen Erfolg als Schlagerstar.
Mit Songs wie „Sing, Nachtigal, sing“ oder „Haben
Sie schon mal im Dunkeln geküsst“ unterhielt Evelyn
Künneke das deutsche Publikum und war eine der
wenigen, die in ihrer Musik während des Nazi-Regimes
Swing-Elemente benutzte, obwohl diese Musikrichtung
politisch als „entartet“ galt. Künneke wurde 1944
verhaftet und erst kurz vor Kriegsende wieder
freigelassen. Nach dem Krieg sang sie mit den
Orchestern von Walter Jenson und Wolf Gabbe Schlager
wie „Winke-winke, Allerdings – sprach die Sphinx“.
Lale Andersen trat in den 40ern mit dem
Durchhalte-Schlager „Es geht alles vorüber, es geht
alles vorbei“ auf. Das Lied verband Front-Gefühle
und Heimat, ganz im Sinne des
Nazi-Unterhaltungsbetriebes. Doch der Ernst solcher
Schlager provozierte bald schon Parodien, die sich
gegen das Nazi-Regime richteten. Daher erfüllte das
Lied auch den Zweck eines Gedächtnisverweises auf
den damaligen Zeitgeist. Eine Version als Parodie
dieses Liedes lautete z. B. „Es geht alles vorüber,
es geht alles vorbei, zuerst Adolf Hitler, dann
seine Partei“. Trotz der vielen Versionen wurde das
Lied nicht verboten.
Nach dem Ende des Krieges nahmen Rundfunkstationen
wieder ihre Arbeit auf, die Plattenindustrie widmete
sich der Vermarktung an Tonträgern und
Schallplatten. Das Närrische der Nachkriegszeit
drückte sich im Faschings-Schlager aus, wie dem von
Jupp Schmitz, der musikalisch erklärte: „Ich fahr
mit meiner Lisa, zum schiefen Turm von Pisa.
Aber der Geschmack an Schlager und Volksmusik wurde
nun zum Glück wieder vielseitiger und hatte nicht
den Hintergrund einer bestimmten Absicht. Die einen
bevorzugten das „Mariandl“ von Günther Blumberg, die
anderen wiegten sich zu Hans Albers „La Paloma“, ein
Song, der bis heute große Populariät genießt und
immer wieder in den Hitparaden landete, z. B. auch
von Billy Vaughn oder
Freddy Quinn gesungen.
Im Schlager der 40er Jahre spiegelte sich einerseits
die Schreckensherrschaft der Nazis und andererseits
auch die Erleichterung nach dem Krieg. Das Gewollte
machte einer neuen Sehnsucht Platz. Der Reise in
unbekannte Länder.