Autojahr 1949 - Größere Stückzahlen, neue Modelle und die Vespa

Der Aufschwung in der Automobilherstellung wurde immer deutlicher. Der Zweite Weltkrieg lag vier Jahre zurück und die bundesdeutsche Industrie – inzwischen hatte sich der Ostteil Deutschlands vom Westteil eigenständig entwickelt – konnte endlich einen spürbaren Aufschwung verzeichnen. Im Jahr 1949 waren es immerhin schon 104.000 Autos, die die Fabriken verließen. Das war das Dreifache der Vorjahres-Produktion.
Doch der echte Aufschwung brauchte noch Zeit, da die meisten Autowerke während des Zweiten Weltkrieges zu Rüstungsbetrieben umfunktioniert worden waren, hatten sie ein hauptsächliches Ziel für die Bombardierungen durch die Alliierten abgegeben. Diese Schäden waren längst noch nicht alle beseitigt. Für die meisten Werke hatte das einen totalen Neuanfang bedeutet.
Für die Menschen in der Bundesrepublik war mit dem Frieden auch der Wunsch nach einem eigenen Auto aufgekommen. Zwar gab es noch Fahrverbote und auch das Benzin war nicht in ausreichender Menge verfügbar, aber die Nachfrage nach den Pkw stieg an. Dennoch waren es noch nicht sehr viele Menschen, die es sich finanziell leisten konnten, einen Neuwagen zu kaufen. Das Zweirad mit und ohne Motor stand zunächst noch als das private Fortbewegungsmittel an erster Stelle.
Auf dem Genfer Autosalon, der im März 1949 stattfand, präsentierte die Firma Bogward die viersitzige Limousine Hansa 1500. Das Fahrzeug war die erste Neukonstruktion aus Deutschland seit dem Ende des Krieges. Das Auto war ab 7.600 DM zu haben, hatte 48 PS unter der Haube und erreichte eine Höchstgeschwindigkeit von 121 km/h.
Präsentiert wurde in Genf auch der Prototyp des Sportwagens Porsche 356. Er basierte auf der VW-Käfer-Konstruktion und war von Ferry Porsche entworfen worden, dem Sohn des Erfinders des Volkswagens Ferdinand Porsche. Der Porsche 356 war ein Zweisitzer Roadster mit einem Aluminium-Chassis. Das Fahrzeug ging als erstes Porsche-Fahrzeug in Serie und wurde schon Beginn der Produktion als Coupé oder als Cabrio unter dem Namen Porsche vertrieben. Dieses Urmodell wurde bis 1955 gebaut. Der 356er Porsche hatte einen 1,1-Liter-Motor, der eine Leistung von 35 PS bei 4000/min erbrachte.
Der südwestdeutsche Automobilbauer Gutbrod brachte 1949 ebenfalls einen Zweisitzer auf den Markt, den Moto-Standard. Das Cabrio mit Frontantrieb hatte eine „Ponton“-Karosserie, die dem neuen Modell den typisch US-amerikanischen Anstrich gab.
Vom derzeit größten bundesdeutschen Auto-Hersteller Volkswagen in Wolfsburg wurden Varianten bereits vorhandener Modelle 1949 der Öffentlichkeit vorgeführt. Das Volkswagenwerk war im Oktober von der britischen Verwaltung wieder in eine deutsche übergegangen. Präsentiert wurde das luxuriös ausgestattete Modell des VW Käfers für den Export. Verchromte Stoßstangen, Türgriffe und eine bessere Schalldämpfung im Innenraum machten das Modell im Unterschied zum Standard-Käfer zum Luxusauto. Eine viersitzige Cabrio-Variante des VW Käfers präsentierte das Karosseriewerk Karmann in Osnabrück. Und noch eine Version des Standard-VW war das zweisitzige Hebmüller-Cabriolet. Die beiden Cabrios entwickelten sich ganz schnell zu Liebhaberautos.
Auch Daimler-Benz brachte 1949 zwei neue Varianten des beliebten Vorkriegswagens Typ 170 V auf den Markt, den Diesel 170 D, der auffallend leise war und den Sonderklasse-Wagen 170 S der zum Preis von 9.750 DM zu haben war, dessen elegante Ausstattung hervorstach. Dieser war auch als Cobrio zum stolzen Preis von 15.800 DM zu erwerben.
Aus Italien kam ein Verkehrsmittel, das gerade dabei war, seinen Siegeszug in Deutschland anzutreten – die Vespa. Der Roller war bereits seit 1945 in zunehmender Stückzahl von der einstigen Flugzeugfabrik Piaggo in Genua hergestellt worden. Der 123-qcm-Motor mit einer Leistung von 5 PS war aus dem Anlassmotor für ein Jagdflugzeug entwickelt worden. Der Preis lag rund 700 DM und der Verbrauch wurde mit 2 bis 3 Litern auf 100 km angegeben. Das Beste war, dass man für die Vespa keinen Führerschein benötigte. Das preiswerte Fahrzeug eroberte die Bundesrepublik rasend schnell und wurde zu einem Kultfahrzeug, besonders bei Jugendlichen.
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