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Das Modejahr 1927 Mode – Asymmetrie war en vogue
Die Frauen liebten Mode, die viel Bequemlichkeit
bot. Der Grund dafür lag in der zunehmenden
Begeisterung für den Sport, aber auch in dem Drang,
beruflich tätig zu werden. Frau wollte sich regen
und da musste die Mode mithalten. Keine Kompromisse
mit den längst abgelegten Korsetts wurden
akzeptiert, nichts, was den Körper oder die
Persönlichkeit einschnürte, wurde geduldet. Die
geradlinige Silhouette, die schon die Vorjahre
geprägt hatte, war für diese bequeme Lockerheit
genau richtig und deshalb hielten die Frauen daran
fest. Das Jumperkleid oder das lässige Gürtelkleid
waren nach wie vor beliebt, wenn es um die
sportliche Bekleidung und ebenso um die
Tageskleidung ging. Der Gürtel, der das Tageskleid
umschloss, war eher ein Accessoire als eine
Taillenbetonung. Nichts wurde eingeengt.
Die uneingeschränkte Bewegungsfreiheit war zwar
wichtig, doch sie schloss Verzierungen nicht aus. An
den Kleidern fanden sich schmale, kindlich anmutende
Kragen, die sogar zusätzlich mit kleinen Schleifen
aufgeputzt waren. Auch eine Krawatte konnte ein
schlichtes Tageskleid ergänzen. Die Modelle waren
kleidsam, hatten Schick durch die klare Linie und
ließen die Trägerinnen jugendlich erscheinen, nicht
zuletzt durch den kecken Bubikopf. Das alles war
eine beherzte Mode, die eine temporäre
Emanzipiertheit zeigte. Diese selbstbewusste
Ausstrahlung unterstrichen auch die Jackenkleider,
deren Schnitte streng nach dem männlichen
Modevorbild gearbeitet waren und zu denen sich eine
Krawatte als
geeignetes Accessoire erwies. Die
Strenge der Tagesmode verlor sich, je näher der
Abend kam. Hier waren aufwändige Kreationen gefragt.
Raffungen auf einer Seite des Kleides waren
besonders schick. Überhaupt hatten sich
asymmetrische Schnitte durchgesetzt, die auch
unterschiedliche Saumlängen bedingten. Als besonders
edel in der festlichen Garderobe galt die Farbe
Weiß. Blau in unterschiedlichen Abstufungen war
genauso angesagt, jedoch vorzugsweise für die
alltägliche Kleidung.
Hüte trug Frau zu fast jeder Bekleidung. Der eng am
Kopf anliegende Topf-Hut mit dem kleinen,
gekrempelten Umschlag war noch immer beliebt. Die
großen, auffallenden Hüte waren längst nicht mehr in
Mode. Sie waren unpraktisch, denn Frau ging ja
schließlich nicht nur zum Flanieren auf die Straße.
Sie bestieg Autos, besuchte Kinos und Theater, in
denen sie anderen mit einem großen Hut die Sicht
versperrt hätte. Der kleine Topf-Hut hatte alles,
was Frau in der modernen Zeit der 20er Jahre für
angemessen hielt. Das hatte auch der Bubikopf, den
inzwischen fast alle modebewussten Frauen für sich
entdeckt hatten. Er war nicht nur praktisch, sondern
bot auch genügend Variationen, um immer wieder ein
wenig neu auszusehen. Das ging vom strengen
Seitenscheitel bis zu den langen, glatt frisierten
Ponyfrisuren.
Auch die Bademode unterlag den modischen Einflüssen.
Ausgezogen machte Frau eine besonders gute
orsetts wurden
Figur,
wenn sie gut angezogen war. Es musste ja nicht viel
sein. Doch das Wenige war ein aus einem Stück
gewebtes Trikot, das durch die unterschiedlichsten
Muster und Ausschmückungen auffiel. Beispielsweise
prangten auf den Badeanzügen Drachen oder Vögel, in
einer Art, die der Fantasie entsprungen war. Ohne
Stickereien und Bordüren war die Bademode des Jahres
1927 nicht denkbar. War Frau den Fluten entstiegen,
dann reichte in der Freizeit ein ärmelloser Kasack,
der über einer kleinen, kurzen Hose getragen wurde.
Besonders apart sah dazu ein Dreieck-Cape aus, das
möglichst aus dem gleichen Stoff wie der Kasack
gefertigt war.
Zur selben Zeit, da Deutschland politisch eine
Rechtswendung einschlug, war Berlin das Zentrum
kultureller Blüte und wurde weltweit beachtet. Die
Menschen standen geduldig in langen Schlangen nach
Karten für das Theater an. Bertolt Brechts und Kurt
Weills „Mahagonny“ fand ein riesiges Publikum,
Revuen waren ausverkauft, die Kinos hatten großen
Zulauf. Und in aller Stille wurde zudem der
internationale Blumenversand „Fleurop-Interflora“
gegründet. Wohin man sah, ein großes Blühen.
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