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Filmchronik 1927 - Die Ära des Tonfilms
begann
1927 gilt als Epochenjahr der Filmgeschichte. Die
Uraufführung (6. Oktober 1927) des sowohl inhaltlich
wie auch von der Machart eher mittelmäßigen
US-Dramas „The Jazz Singer“ („Der Jazzsänger“) wird
allgemein als Beginn des Tonfilm-Zeitalters
betrachtet. Zwar hatte es im Jahrzehnt nach dem
Ersten Weltkrieg zahlreiche wichtige technische
Entwicklungen auf dem Gebiet der Vertonung der stumm
bewegten Bilder gegeben, doch waren alle Bemühungen
bis dahin am Desinteresse der Film-Bosse
gescheitert. Sam Warner von „Warner Bros.“ war es
schließlich, der entscheidend dazu beitrug, dass
sich die Filmindustrie in Richtung Tonfilm bewegte.
Auf seine Initiative hin produzierte die „Warner
Bros.“-Filmgesellschaft, die kurz vor der Insolvenz
stand, den Streifen „Die Jazz Singer“. Eigentlich
sollte der Film ein reiner Musical-Film mit
stummfilmtypischen Zwischentiteln werden, in dem
lediglich Gesang und Musik vertont sein sollten.
Hauptdarsteller Al Jolson baute aber drehbuchswidrig
einige wenige Sprechsätze ein und wurde so zum
Pionier des Tonfilms. „The Jazz Singer“ wurde zum
großen kommerziellen Erfolg, den der am 5. Oktober
gestorbene Sam Warner nicht mehr erlebte. Bis etwa
1930 hatte der Tonfilm den Stummfilm als Medium fast
völlig verdrängt.
1927 war die Filmwelt aber noch immer von
Stummfilmen, wie dem von nachgeborenen Generationen
als wichtigste deutsche Kino-Produktion des Jahres
eingestuften Film „Metropolis“, dominiert. Der
aufwendig ausgestattete Science Fiction-Streifen
„Metropolis“ wurde nach einem Drehbuch von Thea von
Harbou von Star-Regisseur Fritz Lang in Szene
gesetzt. Das zweiundeinhalb Stunden lange Werk um
eine in zwei strikt voneinander Klassen getrennte,
vom Industriemagnaten Fredersen beherrschte
Zukunftsgesellschaft hatte es bei Publikum und
Kritik ausgesprochen schwer. Die unentschieden
zwischen Melodram und Gruselfilm pendelnden
Handlungsstränge und das unbefriedigende Happy End
waren sicher Schwächen des Films, aber diese
Schwächen wurden, zumindest für spätere Betrachter,
durch die eindrucksvollen technischen Effekte und
exzellent choreographierten Massenszenen
ausgeglichen. Die filmhistorische Bedeutung von
„Metropolis“ wurde 2001 durch die Aufnahme in das
UNESCO-Weltkulturerbe unterstrichen. Der am 10.
Januar 1927 uraufgeführte Film lockte trotz eines
hervorragenden Schauspieleraufgebots (Heinrich
George, Gustav Fröhlich, Brigitte Helm, Fritz Rasp)
nur wenige Zuschauer in die Kinos. Dieser
kommerzielle Misserfolg brachte die UFA an den Rand
des finanziellen Zusammenbruchs und führte im
Ergebnis zur Übernahme der Filmgesellschaft durch
den rechtsgerichteten Medienunternehmer und
Politiker Alfred Hugenberg.
Kommerziell ähnlich erfolglos wiei „Metropolis“
blieb auch der spektakuläre französische
330-Minuten-Historienfilm „Napoléon“ (Regie: Abel
Gance), der seiner Zeit technisch in vieler Hinsicht
voraus war, aber als Stummfilm bereits kurz nach
seiner Premiere vor dem Hintergrund des
Tonfilm-Siegeszuges als veraltet galt. Die episch
breite Darstellung der frühen Jahre von Napoleon
Bonaparte schrieb vor allem wegen des Einsatzes von
Handkameras und einer dreigeteilten Leinwand
Kinogeschichte.
Wie Napoleon um 1795 stand Alfred Hitchcock 1927 am
Anfang seiner Weltkarriere. Seine ersten beiden
Filme als Regisseur hatte Hitchcock 1925 / 26 in
Deutschland gedreht („Irrgarten der Leidenschaft“,
„Der Bergadler“). Sein dritter Film, die rein
britische Produktion „The Lodger“ („Der Mieter“),
war vom deutschen Film-Kammerspiel beeinflusst
worden und wurde zu Hitchcocks erstem großem Erfolg.
Hitchcock führte bei diesem Film nicht nur Regie,
sondern war auch für das Drehbuch verantwortlich.
Die Kriminal-Story um einen Massenmörder und einen
zu Unrecht Verdächtigten überzeugte durch
atmosphärisch dichte Milieu-Zeichnung und
hervorragenden Spannungsaufbau mit
Hitchcock-typischen Stilmitteln unbestimmter
Bedrohung.
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