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Filmchronik 1924 - Der Monumental-Film „Die
Nibelungen“
1924 erschien am Stummfilmhimmel ein neuer Stern,
der wenige Jahre später im Starkino Hollywoods neue
Maßstäbe setzte. In der schwedischen, kommerziell
insbesondere in Deutschland ausgesprochen
erfolgreichen Selma-Lagerlöf-Roman-Verfilmung „Gösta
Berling“ spielte die junge Greta Garbo (1905-1990)
zwar nur eine Nebenrolle, konnte aber die Filmwelt
nachhaltig beeindrucken und so die Grundlage
für ihren legendären Aufstieg legen. Im selben Jahr
verzauberte der gebürtige Berliner Ernst Lubitsch
mit seinem zweiten US-amerikanischen Film „The
Marriage Circle“ („Die Ehe im Kreise“) Publikum und
Kritik: In der gelungenen Verwechslungskomödie war
der „Lubitsch-Touch“ bereits deutlich zu spüren.
Auch dasgroße Regisseur-Talent John Ford, das als eine der
prägenden Gestalten des Western- und Abenteuerfilms
in die Film-Geschichte einging, machte 1924 auf sich
aufmerksam. Mit seinem Werk „The Iron Horse“ („Das
eiserne Pferd“) schuf der 30-jährige einen Klassiker
des Western-Kinos. In dem packenden 133-Minuten-Film
wurde der für die Entwicklung der USA wichtige Bau
der ersten transkontinentalen Eisenbahnstrecke
glorifiziert.
1924 konnte Stummfilm-Komödien-Titan Buster Keaton
mit der Seemanns-Burleske „The Navigator“ einen
seiner größten Erfolge feiern.
In Deutschland lockte Regisseur Fritz Lang mit
seinem in zwei Teilen gezeigten Kolossal-Film „Die
Nibelungen“ die Massen ins Kino. Das
293-Minuten-UFA-Epos (Teil 1: „Siegfried“, Teil 2:
„Kriemhilds Rache“) war nicht rein schwarz-weiß,
sondern orangefarben eingefärbt („viragiert“). Die
bis dahin teuerste Produktion der deutschen
Filmhistorie wurde durch ihre riesigen
Kulissenbauten und die oft
streng statuarischen
Bildkompositionen im ersten Teil mit Paul Richter
als blondem Überhelden Siegfried stilbildend für die
Entwicklung des Monumentalfilms. Der zweite,
ebenfalls gelungene Teil war wesentlich dynamischer
und aktionsreicher angelegt.
Ausgesprochen gruselig ging es im
„Wachsfigurenkabinett“ (Regie: Paul Leni) zu, in dem
wächserne Bösewichte wie Jack the Ripper und Iwan
der Schreckliche zum Leben erweckt wurden und für
reichlich Gänsehaut sorgten. Der Darsteller des
Harun al-Raschid in diesem Streifen, Emil Jannings,
spielte die Titelrolle in Friedrich Wilhelm Murnaus
Drama „Der letzte Mann“. Dem korpulenten,
40-jährigen Bonvivant Jannings gelang es überaus
glaubhaft, einen zum Toilettenmann degradierten,
einst imposanten Hotelportier darzustellen, der an
seinem sozialen Abstieg fast physisch und psychisch
zerbricht. Das Murnau von der Produzentenseite
aufgezwungene Happy End, bei dem der Klomann erbte
und reich wurde, legte der Regisseur bewusst
ironisch an. „Der letzte Mann“ war einer der wenigen
Stummfilme, die mit lediglich einem einzigen
Zwischentitel auskamen.
Luis Trenker war 1924 in seiner ersten Filmrolle zu
sehen. Als sehniger Naturbursche kraxelte er unter
der Regie von Bergfilm-Spezialist Arnold Fanck in
„Der Berg des Schicksals“ in den Dolomiten herum und
brachte dem staunenden Großstadtpublikum die
beeindruckende Gebirgswelt näher.
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