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Filmchronik 1923 - Stummfilmstars
dominierten die Leinwand
Auch im Jahr 1923 war der schwarz-weiße Stummfilm
auf den Kinoleinwänden der Welt dominierend. Aber
Tüftler und Erfinder näherten sich seit Ende des
Ersten Weltkriegs Schritt für Schritt dem
technischen Durchbruch auf dem Gebiet der
Tonfilm-Entwicklung. Ein solcher Schritt gelang dem
US-Erfinder Lee De Forest (1873–1961), der 1923 mit
einer Verbesserung der von europäischen Technikern
auf den Weg gebrachten Lichttontechnik aufwarten
konnte. Seine in New York anhand kleiner
Filmmusicals am 15. April vorgestellte „Phonofilm“-Technik
stieß bei den Hollywood-Oberen, wie den eine Woche
vorher die Produktionsfirma „Warner Bros.“
gründenden Studio-Bossen Jack, Harry, Albert und
merikanischen Produktions-Studios Nischen
Samuel Warner, aber zunächst auf Desinteresse. 1960
sollte De Forest als späte Genugtuung für seine
Pionierleistungen auf dem Gebiet des Tonfilms
allerdings den Oscar bekommen.
1923 setzte Hollywood wie bereits in den Vorjahren
auf bewährte Stummfilmstars wie Charly Chaplin,
Harold Lloyd und Buster Keaton. Charlie Chaplin
überzeugte das Publikum sowohl als entsprungener
Häftling in der Komödie „The Pilgrim“ („Der Pilger“)
als auch als Regisseur des Melodrams „A Woman in
Paris“ („Die Nächte einer schönen Frau“). Keaton
präsentierte 1923 mit „Three Ages“ seinen ersten
Lang-Spielfilm. In dieser Komödie wurde Griffiths
Dramafilm-Klassiker „Intolerance“ (1916) perfekt
veralbert. Das Publikum war begeistert. Monumental
ging es in einem der ersten großen Bibel-Film Cecil
B. DeMilles „The Ten Commandments“ („Die zehn
Gebote“) zu. Eine deutsche Entsprechung zu „Die zehn
Gebote“ war der von Robert Wiene inszenierte Film „I.N.R.I“,
in dem mit großem Staraufgebot (Henny Porten, Asta
Nielsen, Werner Krauß) und Legionen von Statisten
die Leidensgeschichte Christi verfilmt
wurde. Wiene
führte auch bei der im selben Jahr uraufgeführten,
vielgelobten Dostojewski–Verfilmung „Raskolnikow“
Regie. Zur Authentizität dieses deutschen Films trug
insbesondere bei, dass Wiene die Rollen fast
ausschließlich mit russischen Schauspielern besetzt
hatte. Dramatisch ging es im vom US-Amerikaner
Arthur Robison in Szene gesetzten deutschen Streifen
„Schatten“ zu, in dem Fritz Kortner als unbegründet
eifersüchtiger Ehemann durch Hypnose eines Besseren
belehrt wurde. Wesentlich brutaler entwickelte sich
in „Die Straße“ (Regie: Karl Grune) das Eheleben
eines Kleinbürgers. Nur um Haaresbreite entgeht er
Totschlag und Zuchthaus. Im filmischen Kammerspiel
„Sylvester“ ließ Regisseur Lupi Pick dagegen seinen
männlichen Hauptdarsteller Eugen Klöpfer am
Familienstreit zwischen Frau und Mutter zerbrechen
und sterben.
Sowohl in Deutschland als auch in seinem
Herstellungsland USA wurde der im Wiener
Prater-Milieu spielende Film „Merry-go-round“
(„Rummelplatz des Lebens“) ein Riesenerfolg. Bei
Beginn der Dreharbeiten führte noch Exzentriker
Erich von Stroheim Regie. Stroheims kostspielige
Schauspielerführung veranlasste aber die
Produzenten, ihn durch den unbekannten US-Amerikaner
neuseeländischer Herkunft Rupert Julian abzulösen.
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