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Chronik 1655 - Ein neuer Papst, die neue
Orientierung auf See, der erste Rollstuhl
Das Jahr war nur wenige Tage alt, als am 7. Januar
1655 Papst Innozenz X. (1574-1655) starb. Als er
1644 das Amt des Kirchenoberhauptes angetreten
hatte, war er ja auch schon 70 Jahre alt gewesen. Es
war kein überraschender Tod gewesen. Einen bitteren
Beigeschmack bekam das Sterben dieses Papstes
allerdings dadurch, dass seine Schwägerin in dessen
Sterbestunde die päpstlichen Gemächer plünderte, als
hätte sie sich nicht schon zu seinen Lebzeiten
bereichert, zumal sie ohnehin alle seine weltlichen
Güter als Alleinerbin bekam. Anstatt dankbar zu
sein, weigerte sie sich auch noch, eine
standesgemäße Beisetzung zu finanzieren. Drei Tage
soll sich angeblich niemand um den toten Papst
gekümmert haben. Dann schließlich wurde er ohne jede
Feierlichkeit bestattet. Zu allem Übel waren die
Kardinäle zerstritten und das Konklave benötigte
fast drei Monate für die Papstwahl. Schließlich
wählten 63 der 64 anwesenden Kardinäle Fabio Chigli
zum neuen Papst. Der erklärte Gegner des Nepotismus
(Vetternwirtschaft) gab sich den Namen Alexander
VII. (1599-1667) und konnte tatsächlich im ersten
Jahr seiner Regierungszeit an seiner Abneigung der
Vetternwirtschaft gegenüber festhalten und
bevorzugte in keiner Weise seine Familie oder ließ
diese sich bereichern. Doch das änderte sich schon
im Jahr darauf. In jenem Jahr 1655 änderte sich auf
ganz anderer Ebene etwas Wesentliches. Um Schiffen
auf See die Orientierung zu erleichtern entzündete
man am südlichsten Punkt von Norwegen das erste
Leuchtfeuer im Leuchtturm „Lindsness fyr“. Diese
brillante Idee, die damals noch mit dreißig Kerzen
hinter Bleiglasfenstern realisiert wurde,
entwickelte sich weiter zu den Leuchttürmen, die bis
in die Gegenwart ihren Dienst tun, obwohl sie
aufgrund der modernen Ausstattung der Schiffe nicht
mehr nötig sind. Auch in Nürnberg ist eine Erfindung
der Erwähnung wert, die gleichfalls bis in die
heutige Zeit von großem Nutzen ist – der Rollstuhl.
Der Uhrmacher Stefan Farfler (1633-1689), der nach
einem Unfall im Alter von drei Jahren gelähmt war –
andere Quellen berichten von verkrüppelten Beinen –
konstruierte sich im Jahr 1655 ein dreirädriges
Fahrzeug, das er mit Handkurbeln über ein
Zahnradgetriebe in Bewegung setzte. Kurz darauf
baute er sich eines mit vier Rädern. Als Vorbild
hatte ihm wahrscheinlich der Krankenfahrstuhl für
Gichtkranke gedient, den der Nürnberger Zeugschmied
Hans Hautsch (1595-1670) konstruiert hatte. Ob auch
schon die Verletzten des Englisch-Spanischen Krieges
davon profitierten, ist nicht überliefert.
Überliefert ist jedoch u. a. die Seeblockade von
Cádiz, mit der dieser Krieg im Jahr 1655 begann, in
dem die die Engländer die Spanische Silberflotte
angriffen.
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